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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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beurteilen«, antwortete der Doktor vorsichtig. »Er war immer nett zu mir, aber ich kannte ihn nicht besonders gut. Er war ein Mann, zu dem man nicht leicht Zugang fand. Die meisten Leute interessierten sich nur für seine Frau... Also, ich muß jetzt gehen. Rufen Sie mich an, wenn Mrs. Warwick-Smith mich sehen will? Ich werde versuchen, mich dann sofort freizumachen und zu kommen. Auf Wiedersehen. Passen Sie auf sich und auf Mrs. Warwick-Smith auf und lassen Sie nicht zu, daß Mr. Pratt lästig wird.« Er lächelte freundlich und ging.
    Delia sah ihm leise seufzend nach. Er sah außergewöhnlich gut aus. Dann mußte sie an seine Worte denken: »Die meisten Leute interessierten sich nur für seine Frau...« Sie stellte sich vor, daß Grace diesem attraktiven Arzt viel bedeuten mußte. Nun ja, es gab eben immer etwas.
     
     
     

4
     
    Bert Mills lag im heißen Mineralbad und dachte angestrengt nach. Das Wasser linderte die Schmerzen in seinem verletzten Knie, und das ließ ihn hoffen, daß er am nächsten Samstag wieder mit seiner Mannschaft antreten könnte. Es war ein Glück, daß er eine Stunde Mittagspause hatte, und so war er zu dem altmodischen Mineralbad gegangen, anstatt zu Hause eine Fleischpastete zu essen, wie sie seine Mutter jeden Mittag für ihn zubereitete. Er mußte schließlich die Zeit nutzen, um sein Knie so schnell wie möglich zu kurieren, auch wenn ein Mord aufzuklären war.
    Selbstverständlich war Bert über den Mord an Mr. Warwick-Smith äußerst aufgeregt. Es war der erste Mord in seiner Laufbahn als Polizist. Vielleicht würde es auch der letzte sein, dachte er unzufrieden. Diese Kleinstadt war zu abgelegen für einen ehrgeizigen jungen Mann, der zwei Ziele hatte: einmal in einer erstklassigen Großstadtmannschaft Fußball zu spielen und zum zweiten in seinem Beruf Karriere zu machen. Lakelands schien für beide Vorhaben nicht die richtigen Möglichkeiten bereitzuhalten.
    Er massierte nachdenklich sein Knie und überlegte sich, welche Leute in der Gegend ermordet werden könnten, ohne daß man sie schmerzlich vermissen würde. Mrs. Warwick-Smith schied aus. Er hatte sie zwar nur einmal getroffen, aber sie hatte sich mit ihm über Fußball und über seine Mutter unterhalten, und er war der Meinung, daß sie eine wirkliche Dame war. Auch nicht Huia und Eru. Er mochte die beiden, wenngleich er sie nicht ganz für voll nahm. Aber da gab es doch noch diesen verrückten Kerl, der im Garten der Warwick-Smith alberne Gartenarbeiten verrichtete und einen Bart trug? Der junge Konstabler hatte ihn einmal in seiner Hütte aufgesucht, um ihn nach einem Waffenschein für sein Gewehr zu fragen, und war höchst unfreundlich begrüßt worden. Bert hatte mit Gewalt in die kleine Junggesellenklause eindringen müssen und war dann in schallendes Gelächter ausgebrochen, als er auf einer Staffelei ein riesiges Bild stehen sah, woran der Künstler gerade arbeitete. Sein Lachen hatte schlimme Folgen. Cornelius bekam einen Tobsuchtsanfall und beklagte sich später bei Sergeant Cave über Berts Grobheit.
    »Ich dachte, es sollte ein lustiges Bild sein«, verteidigte sich Bert gekränkt. »Wie konnte ich wissen, daß er nicht an einem Cartoon arbeitet?«
    Sergeant Cave reagierte verständnisvoll. Nachdem er Cornelius Pratt, der sich in seiner Künstlerehre getroffen fühlte, wieder beruhigt hatte, gestand er Bert im Vertrauen, daß er seinen Irrtum bezüglich des Bildes durchaus verstehe und nicht im mindesten überrascht sei. »Aber Sie müssen sich merken«, hatte der Sergeant abschließend gesagt, »daß diese verdammten Künstler vollkommen unberechenbar sind.«
    Bert setzte sich in seinem heißen Mineralwasser auf und bedauerte, daß er nun gleich aus der Wanne steigen müßte, obwohl er für seinen Shilling noch etwas länger hätte bleiben können. Dabei dachte er noch voller Groll an die Schimpfworte wie »Bauernlümmel« und »Vollidiot«, die ihm Cornelius an den Kopf geschleudert hatte, und kam zu dem Ergebnis, daß man auf Cornelius Pratt wirklich verzichten konnte. Vielleicht, erwog er hoffnungsvoll, handelte es sich bei dem Mörder um einen Besessenen, der schon sein nächstes Opfer suchte. Wenn dem so wäre, dann konnte er nur hoffen, daß sein Auge auf den nichtsnutzigen Künstler fallen würde.
    In diesem Moment hörte Bert Stimmen aus der Nachbarkabine. Die Trennwände reichten nämlich nicht bis an die Decke. Es waren Frauenstimmen, und Bert achtete zunächst nicht auf sie. Irgendwelche alte

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