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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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konnten recht wohl einen schmächtigen Mann wie Warwick-Smith heben. Bert hatte den Ermordeten immer verachtet, weil er keine Sportlerfigur besaß, und überdies konnte Bert ihn wegen seines ungehobelten Benehmens und seiner Überheblichkeit nicht ausstehen. Immerhin freute er sich, daß er nun den Mord aufklären konnte.
    Er verließ das Mineralbad und sah sich nach Deckung um. Erleichtert stellte er fest, daß kein Wagen vor dem Gebäude parkte. Die beiden Frauen waren nicht mit dem Auto vorgefahren, also befanden sie sich nicht bloß auf der Durchreise. Bert war stolz auf seine scharfsinnigen Überlegungen. Dann versteckte er sich hinter einer Ecke des Gebäudes.
    Aber die Mühe hätte er sich sparen können; denn die beiden Frauen, die gerade auftauchten, blickten gar nicht in seine Richtung. Sie waren in ihr Gespräch vertieft, wobei die ältere herrisch den Ton angab und die jüngere nur aufgeregt dazwischenpiepste.
    Die zwei waren ein seltsames Paar. Die ältere, wie Bert annahm, die Initiatorin der Verbrechen, war eine imposante Erscheinung. Groß und gutaussehend, wirkte sie wie eine Frau von Welt. Ihre Begleiterin war das vollkommene Gegenteil: eine groteske kleine Person, spindeldürr, mit einem Kaninchengesicht und einer langen spitzen Nase, deren Flügel vor Aufregung zu beben schienen. Bert stellte befriedigt fest, daß sie eine hübsche graue Tasche an ihre magere Brust drückte: Das ist die Tasche, von der sie sich nicht trennen will, die Tasche, die den grausigen Beweis enthält, dachte er.
    Die Frauen blieben offensichtlich in der Stadt, denn sie gingen auf das Hotel zu. Bert folgte ihnen in angemessenem Abstand und wünschte sich dieses eine Mal, daß er kleiner wäre, von weniger auffallender Statur. Aber sie sahen sich gar nicht um. Die große Frau sprach. Sie sah so aus, als würde sie immer sprechen. Die kleinere hörte bescheiden zu. Bert war der Meinung, daß die größere die eigentliche Verbrecherin war und die kleine ihr Werkzeug.
    Sie verschwanden im Hotel. Das war nicht sehr groß und beherbergte nur wenige Gäste. Die Empfangshalle war klein und dunkel, der Linoleumboden wirkte billig, die Wände mit ihrem braunen Farbanstrich düster. Bert jedoch interessierte sich nur für eines: das Gästebuch, das gewöhnlich in der winzigen Rezeption auslag. Das Büro war leer.
    Einen Moment lang dachte er daran, zu klingeln, um offiziell das Buch prüfen zu können. Er hörte sich schon großspurig sagen: Ich bin von der Polizei. Das geschieht in Ausübung meiner Pflichten.
    Aber dann überlegte er es sich anders. Marilyn James, die junge, hübsche Empfangsdame, die im Restaurant bediente und auch von der Frau des Hotelbesitzers zum Babysitting eingespannt wurde, kannte ihn nur zu gut. Sie waren in dieselbe Grundschulklasse gegangen, und nun behandelte sie ihn wie jemanden, dem sie zwar nicht an Jahren, wohl aber an Lebenserfahrung ungeheuer überlegen war. Er stellte sich vor, wie sie lachen und scherzhaft sagen würde: Gott, sind wir wieder großartig. Laß doch den Unsinn, kleiner Bert. Was denkst du, wer du bist? Ich wette, du kommst dir schon wie ein Held im Fernsehkrimi vor.
    Nein, er würde nicht klingeln. Die Angelegenheit war zu wichtig, um darüber Witze zu reißen. Außerdem würde es ihm guttun, wenn Marilyn ihn später, nachdem er ganz allein dieses scheußliche Verbrechen aufgeklärt hatte, mit Respekt begegnen würde. Bert blickte sich um und schlug das Gästebuch auf.
    Es war nicht schwer, die beiden Mörderinnen zu identifizieren, denn es waren nur zwei Namen eingetragen. Augusta Wharton, dahinter die Adresse, und darunter Minnie Pink mit derselben Adresse. Die Namen waren natürlich falsch. Aber die Eintragung bewies, daß sich die beiden schon vor einigen Tagen in diesem Hotel eingemietet hatten. Bert schloß daraus, daß sie wohl vorerst nicht fliehen würden und er noch genügend Zeit hatte, den Sergeanten über seine erfolgreichen Nachforschungen zu informieren. Der konnte dann die beiden verhaften.
    Einen glückseligen Augenblick lang sah sich Bert im Zeugenstand und hörte sich klar und kraftvoll sagen: »Die Angeklagten führten wörtlich aus...«
    Dann hörte er, wie Marilyn geräuschvoll vom Korridor gegenüber heranstöckelte. Deshalb schloß er schnell das Buch und verließ schleunigst die Hotelhalle.
    Er eilte hinüber zur Polizeiwache und vergaß dabei das Knie, das ihm noch am Morgen so zugesetzt hatte, daß er hinkend zum Dienst gekommen war.
    Sergeant Cave war

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