Der Tote im Kofferraum
inzwischen wieder zurückgekehrt und telefonierte gerade. Bert wollte ihn am liebsten unterbrechen und ihm sagen, daß er keinen Kriminalbeamten aus der Stadt mehr brauche, weil er, Bert Mills, das Verbrechen bereits aufgeklärt hätte. Dennoch blieb er ehrfurchtsvoll vor dem freundlichen Sergeanten stehen und wartete ungeduldig.
»Das sind gute Nachrichten, Sir. Ich freue mich, daß Inspektor Wright den Fall übernimmt. Es ist eine gräßliche Geschichte, und ich sehe keinen Anhaltspunkt. Ich meine, das Auto des Mädchens... O ja, ganz sicher. Das Mädchen hatte Warwick-Smith vorher nie gesehen, es sei denn, es bestand eine Verbindung zu dem jungen Wallace... Nein, keine Ahnung. Er war nicht sehr beliebt, aber das heißt nicht viel. Protzte gern mit seinem Reichtum, der allerdings der Frau gehören soll, wie man sagt. Die Frau ist ein ganz anderer Typ. In Ordnung, Sir. Ich erwarte den Inspektor in einigen Stunden.«
Sergeant Cave legte den Telefonhörer auf und entdeckte Bert, der ihn mit stierem Blick anstarrte. Der junge Mann atmete schwer, und sein Gesicht war vor Aufregung bleich. Cave, der den jungen Konstabler gern mochte, fragte liebenswürdig: »Wo drückt der Schuh, mein Junge? Haben Sie eine Idee? Sie sehen aus, als hätten Sie das Ei des Kolumbus gefunden.« Dann sortierte er seine Papiere weiter, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten.
Im nächsten Augenblick aber brach er diese Tätigkeit ab und wandte sich Bert zu, der gerade gesagt hatte: »Genau das ist es, Sergeant. Ich habe nämlich den Mörder. Wir brauchen den Mann vom CID nicht. Sie ist hier in der Stadt, es sind zwei.«
Der Sergeant war vor Staunen sprachlos, starrte Bert an und überlegte wohl, ob der junge Mann den Verstand verloren hatte.
Sie? Zwei?
Da nahm sich Bert zusammen und begann förmlich: »Bitte gehorsamst melden zu dürfen, daß ich am heutigen Mittag in das heiße Wasser des Mineralbads getaucht war, als...«
Cave unterbrach den Redeschwall, freundlich, aber bestimmt. »Das genügt. Lassen Sie die Meldung bis später. Was haben Sie gesehen oder gehört im Mineralbad? Sie müssen träumen.«
Würdevoll überging Bert diesen Angriff und erzählte dann aufgeregt, was er entdeckt hatte. Cave hörte ruhig zu, am Anfang sogar noch aufmerksam. Dann entspannte sich seine Miene, und er verbarg sein Lächeln hinter der vorgehaltenen Hand. Bert sah die Geste und vermutete den Grund. Seine Geschichte wurde noch dramatischer, und als er sie zu Ende erzählt hatte, war sein Gesicht vor Anstrengung hochrot.
Der Sergeant setzte sich hinter seinen Schreibtisch und schwieg. Diese Geschichte war nichts als Phantasterei, ein vollkommener Unsinn. Ihm war klar, daß der junge Bert eine falsche Spur verfolgte; aber es war seine Pflicht, der Sache nachzugehen. Der Junge arbeitete sonst zuverlässig und hatte auch nicht genügend Phantasie, um die Geschichte einfach zu erfinden. Das Gespräch im Bad war auf jeden Fall merkwürdig, und weitere Erklärungen würden notwendig sein. Aber daß zwei Frauen ganz ungeniert in einem Hotel wohnten, kaltblütig einen Mann ermordeten und das noch ausführlich im öffentlichen Bad erörterten, das überstieg seine Vorstellungskraft.
Sergeant Cave formulierte seine Zweifel. Bert wirkte niedergeschlagen, verteidigte aber seine Theorie. »Die Leute nehmen an, daß sie sich im Bad völlig ungestört fühlen dürfen; es wird ihnen ja durch einen Anschlag geradezu suggeriert. Die meisten bemerken gar nicht, daß die Trennwände nicht bis zur Decke reichen. Neulich hatte ich im Bad zwei Mädchen als Nachbarn, und worüber die sich unterhielten...« Hier brach Bert abrupt ab. Er konnte nicht einmal vor dem Sergeanten wiederholen, was er gehört hatte.
Cave schien sein Zögern nicht bemerkt zu haben. Er dachte angestrengt nach. Ja, er sollte sich diese Damen einmal vorknöpfen. Zumindest hätte es den Vorteil, eine dumme Idee weniger vor Inspektor Wright auszubreiten, falls die beiden völlig harmlos waren. Aber es bestand immerhin die Möglichkeit, daß an der Geschichte etwas Wahres war. Er überlegte. Das Hotel war keine hundert Meter von der Polizeiwache entfernt. Es wäre angenehmer, sie zur Polizeiwache zu bestellen, als selbst hinzugehen; denn mit Marilyn James von der Rezeption wollte er sich ungern auf ein Gespräch einlassen, zumal dieses kleine Biest die schlimmsten Gerüchte verbreiten würde.
»Gehen Sie hinüber zum Hotel, Bert«, bat er deshalb den jungen Konstabler. »Fragen Sie nach diesen —
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