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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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kommen.«
    »Wußten Sie, daß Mr. Warwick-Smith sich beklagt hatte, sein Gewehr sei gestohlen worden?«
    Wright sagte ihm nicht, daß es, wenn es überhaupt gestohlen gewesen war, auf jeden Fall heute wieder an seinem Platz stand. »Er soll es Eru gegenüber geäußert haben und seitdem die Garage verschlossen gehalten haben.« Nach einer kurzen Pause fragte er unvermittelt: »Mr. Pratt, was für ein Mann war Mr. Warwick-Smith? Mochten ihn die Leute?«
    Pratts Gesicht drückte Verachtung aus. »Ein widerlicher Kerl. War sehr von sich eingenommen. Protzte mit seinen Moneten vor den Armen. Wie sie ihn nur heiraten konnte... Aber auch die besten und süßesten Frauen begehen solche Fehler!«
    »Aber soweit Ihnen bekannt ist, war es eine glückliche Ehe?«
    »Glücklich ohne die geringste Gemeinsamkeit? Glücklich, wenn sie vor seinen Augen immer kränker wurde und er es versäumte, einen der besten Spezialisten zu bemühen? Glücklich, wenn er bei diesem Leiden von Verdauungsstörungen und schwachen Frauennerven sprach? Glücklich, wenn er nicht fähig war, zu... zu...«
    Cornelius Pratt gingen die Worte aus, und er schwieg wütend. Nur sein Bart schien vor Erregung zu zittern. Wright beobachtete ihn interessiert. Es bestand kein Zweifel, daß dieser frustrierte Künstler Grace vergötterte und ihren Mann verabscheute. »Wissen Sie, ob er mit irgend jemandem Streit hatte?«
    Pratt zuckte die Schultern. »Er hatte genügend Streit, aber ich habe nicht darüber Buch geführt. Da war natürlich der Zwist mit Eru wegen jenes Baumes.«
    »Welcher Baum?«
    Pratt zeigte aus dem Fenster. »Sehen Sie den Baumstumpf da? Das war einmal ein prachtvoller Baum. Warwick-Smith hatte natürlich keine Seele, nicht den Hauch eines künstlerischen Empfindens in seinem elenden Corpus. Er sagte, der Baum bedeutete eine Gefahr für die Hochspannungsleitung und müßte gefällt werden. Es war für die Maori ein tapu- Baum. Dieser dumme Aberglaube bedeutet für arme einfache Seelen, wie Eru und Huia sie sind, eine Menge.«
    Wright unterdrückte ein Lächeln. »Sie bedeuten ihnen eine Menge, wie Sie sich ausdrückten. Also?«
    »Eru hat sich schlicht geweigert, ihn anzurühren. Er sagte, daß ein Fluch jeden verfolgen würde, der ihn fällte. Es war ein fürchterlicher Zank. Warwick-Smith brüllte, und Eru schwieg. Warwick-Smith drohte, alle beide ’rauszuschmeißen, wenn sie seine Anordnungen nicht befolgten; aber seine Frau vermittelte, wie immer. Sie ist stets die Friedensstifterin, die Stütze aller Verfolgten.« Pratt versank ins Träumen über Graces Vollkommenheit.
    »Und fällte Eru den Baum?«
    »Nein. Von beiden Seiten wurden Ultimaten gestellt, aber Mrs. Warwick-Smith kämpft fremde Schlachten immer erfolgreicher als ihre eigenen. Sie weigerte sich, Eru und Huia zu entlassen, und Warwick-Smith ließ einen Mann aus dem Dorf kommen, um diese frevelhafte Tat zu begehen.«
    »Mit anderen Worten, den Baum zu fällen?«
    »Ja, seine Schönheit zu zerstören, wie er eine andere, kostbare Schönheit zerstört hat.«
    Wieder Grace. Es gab wohl kaum eine beliebtere Frau und einen mehr gehaßten Mann, dachte Wright trocken. »Und Warwick-Smith ist tot. Vielleicht wirkte Erus Fluch schließlich doch. Hat er wirklich den Baum mit einem Fluch belegt?«
    Pratt blickte verächtlich und spielte den Aufgeklärten, der über diese Lächerlichkeiten erhaben ist. »Diese primitiven Leute. Ja, Eru war so zornig, daß er diesen kindischen Fluch über den Vandalen ausgesprochen hat. Aber Huia entschuldigte ihn und meinte, es wäre nur ein sehr schwacher Fluch. Obwohl ja die Wirkung immerhin noch befriedigend ausgefallen ist«, meinte Pratt spöttisch.
    »Haben Sie vielen Dank, Mr. Pratt. Ich freue mich über jedes Detail, das zur Aufklärung beitragen kann. Und Sie haben gestern früh auf Ihrem Weg nichts gesehen? Ich frage Sie noch einmal, denn eigentlich müßten Sie genau um diese Zeit, da Mr. Warwick-Smith verschwand, angekommen sein. Irgend jemand muß ihn besucht haben, und bis jetzt haben wir noch keine Spur von einem fremden Auto gefunden. Sie haben nichts gesehen, nichts gehört?«
    »Was das Sehen betrifft, so war der Nebel dick wie Erbsensuppe. Und hören konnte ich auch nichts, weil mein Moped wie ein Maschinengewehr ratterte«, sagte Pratt. »Ich hätte nicht einmal ein Flugzeug gehört, geschweige denn ein Auto.«
    »Dann möchte ich Sie nicht länger aufhalten.«
    Pratt verließ eilig den Salon. Er hatte nur den einen Gedanken: ob er wohl

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