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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Fancy gegeben hatte.
    Delia sagte plötzlich: »Hatten Sie einen Streit mit ihrem früheren Besitzer, als Sie sahen, wie er sie mißhandelte?«
    Die Frage traf ihn so überraschend, daß er befangen lachte. »Das war eine saftige Prügelei. Was ich nämlich nicht ausstehen kann, ist Grausamkeit. Als ich ein kleiner Junge war, hätte ich einen großen Jungen fast umgebracht, weil er ein kleines Mädchen geschlagen hatte. Meine Mutter prophezeite mir damals, daß mich mein Temperament einmal in große Schwierigkeiten bringen würde, und das hat es im Fall Fancy fast getan. Zum Glück wollte der Bursche die Story nicht in der Zeitung lesen, sonst hätte ich eine hübsche Summe Schmerzensgeld zahlen müssen.«
    Delia sagte nichts. Wenn er gewußt hätte, daß Warwick-Smith dabei war, seine Frau zu vergiften, hätte Keith Wallace sicherlich noch viel zorniger reagiert als bei dem Jungen und dem Pferdebesitzer. Oh, diese gräßlichen Zweifel und Verdächtigungen, dachte Delia. Wann werden wir endlich die Wahrheit wissen, wann wird dieser Alptraum zu Ende sein?
    Sie schritten schweigend nebeneinander her, obwohl sich Keith Mühe gegeben hatte, sie zu unterhalten. Was ist nur in dieses Mädchen gefahren? wunderte er sich. Sie war vorher freundlich gewesen, jetzt aber schien sie kalt und abweisend. Er war froh, als sie endlich zu einem kleinen Ferienhaus kamen, das direkt am Ufer des Sees stand.
    »Es ist schön und friedlich hier«, sagte Delia sehnsüchtig. »Sie können froh sein, daß Sie hier sein dürfen, weit weg von allem.«
    Keith nickte still und schloß die Tür auf. Das Ferienhaus war ordentlich, aber staubig, und es roch muffig. Er öffnete die Fenster, und Delia begann sofort zu fegen und Staub zu wischen, während Keith Holz hackte, am offenen Kamin ein Feuer anzündete, das Inventar überprüfte, das der Besitzer ihm anvertraut hatte, und sich dann auf das Fensterbrett setzte und Delia begeistert bei der Arbeit zuschaute. Sie sah jetzt fröhlicher aus — emsig beschäftigt, wie sie war. Außerdem war sie sehr attraktiv. Ihre Wangen hatten wieder Farbe bekommen, und ihr Haar hatte sie unter einem bunten Kopftuch versteckt. Wie kommt es nur, überlegte er, daß Frauen so wunderbar mit einem Besen umgehen können, während er immer das Gefühl hatte, daß er mehr Staub aufwirbelte als er zusammenkehrte, wenn er sich an den lästigen Hausputz wagte?
    Er sagte ihr das, und sie lächelte geschmeichelt. Dadurch ermutigt, wagte er zu fragen: »Was ist los, Delia? Sie haben den ganzen Morgen kein Wort gesprochen. Wer hat das letzte Verbrechen begangen, Trusty oder ich?« schloß er mit einem schwachen Versuch, witzig zu sein.
    Als Trusty seinen Namen hörte, brach er sein Unternehmen, Holzscheite von Keith’ Haufen mühevoll wegzutragen und ins nasse Gras zu legen, ab und kam sofort ins Haus gelaufen. Er wedelte mit dem Schwanz und strahlte gute Laune aus. Er sprang an Delia hoch; vielleicht wollte er sie aufheitern. Delia erkannte die Absicht und streichelte ihn. »Du dummer alter Junge. Keith, ich liebe Spaniels. Sie sind so herrlich unvernünftig. Trusty ist ganz in Ordnung. Wir zanken nicht miteinander.«
    »Nein, aber Sie weichen meiner Frage aus. Nur raus mit der Sprache, Delia. Sagen Sie mir, was los ist.«
    Sie bückte sich und kehrte vorsichtig den Schmutz auf das Kehrblech, während sie ihre dummen Tränen verbarg, die ihr wieder in den Augen standen. Tatsächlich, dachte sie, das ist ein neues Symptom. Normalerweise heulst du doch nicht, wenn du denkst, daß du verliebt bist!
    Er ging zu ihr hinüber und nahm ihr das Kehrblech aus der Hand. »Da ist nicht ein Fusselchen Dreck übrig. Sagen Sie mir, was los ist. Das können Sie genausogut gleich tun; denn ich werde nicht ruhen, bis Sie es tun.«
    Er drückte sie auf einen Stuhl, bot ihr eine Zigarette an, und nachdem er sie angezündet hatte, sagte er: »Nun zur Sache. Irgend etwas Neues ist geschehen, nicht wahr?«
    Sie sprach leise und mit abgewandtem Gesicht. »Etwas Schreckliches. Ich kann es kaum glauben. Ich nehme an, daß der Inspektor nicht wollte, daß sie es erfuhr, bevor er selbst nicht sicher war. Aber sie vermutete es, weil sie vor längerer Zeit ein Buch darüber gelesen hatte.«
    »Sie ist wohl Grace. Und was vermutete sie?«
    »Daß ihre Krankheit einzig und allein von ihrem schrecklichen Mann herrührte.«
    »Was soll das heißen?«
    »Daß er dabei war, sie zu vergiften. Seit Wochen gab er ihr kleine Dosen Arsen — in jenen Getränken,

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