Der Tote im Kofferraum
schade, wenn man ihn finden würde.«
»Sie sind wirklich roh. Aber wir sollten lieber schnell hineingehen. Dr. Shaws Auto steht nicht mehr da.«
Sie gingen die Auffahrt entlang. Delia hinkte etwas. Nur Trusty war noch genauso munter wie vor ihrem Aufbruch. Er hatte eine der wenigen blühenden Winterrosen entdeckt, am Stengel abgebissen und brachte sie als besonders aparte Trophäe mit. Delia lachte, Keith aber zog sie ihm ärgerlich aus der Schnauze. »Du bist wohl verrückt geworden, Trusty. Eru wird das gar nicht freuen. Geh in Gottes Namen und such dir einen Stock oder irgend etwas Harmloses.«
Trusty stob begeistert davon und widmete sich dem Erdreich rings um den alten Baumstumpf. Keith seufzte. »Nun macht er auch noch dem schäbigen Rest vom tapu -Baum den Garaus. Das wird Eru ebensowenig freuen. Ihre jungen Männer mögen lästig gewesen sein , aber so schlimm wie ein Spaniel können sie unmöglich gewesen sein. Sagen Sie, waren sie eigentlich alle so wenig begehrenswert?« Sein Ton sollte scherzhaft klingen, aber er hatte sich ihr zugewandt und sah sie forschend an. Sie merkte, daß sie rot wurde, antwortete aber ehrlich: »Ja. Zumindest die, die mich wirklich mochten, waren unmöglich. Was die anderen angeht...«
»Was war mit den anderen?«
Sie lachte verlegen. »Nun, sooft ich einen Mann begehrenswert fand, dann stellte sich heraus, daß er bereits verheiratet war oder verlobt oder — oder...« Sie hielt entsetzt inne. Beinahe hätte sie gesagt: Oder ein Verbrecher. Sie erinnerte sich, was sie von Keith angenommen hatte, und wechselte schnell das Thema. »Wieviel Staub doch so ein Hund aufwirbeln kann! Nein, schimpfen Sie Trusty nicht. Er tut ja nichts Schlimmes. Warum sollte Eru etwas dagegen haben, daß er an dem alten Baumstumpf herumbuddelt?«
Keith erzählte Delia die Geschichte vom tapu- Baum und von Erus Ärger. »Es war ein wunderbarer Baum. Kommen Sie, und sehen Sie sich den Baumstumpf an. Ich locke Trusty weg.«
Der Spaniel arbeitete wie ein Besessener. Er höhlte das morsche Holz aus, und sein Schwanz schlug vor Aufregung hin und her. Delia stellte amüsiert fest: »Dieser Hund verrichtet ja Schwerstarbeit. Was für einen Dreck er aufwirbelt. Was ist das für ein kleines schimmerndes Ding, das er gerade ausgegraben hat?«
Wallace bückte sich und hob den Gegenstand auf. Er betrachtete ihn schweigend. Delia sagte: »Es ist eine Kugel, nicht wahr? Kein besonders aufregender Fund.«
»Im Gegenteil. Ich glaube, daß das den Inspektor ganz besonders interessieren wird.«
»Wieso? Sieht nicht eine Kugel wie die andere aus? Ich nehme an, daß jemand auf den alten Baumstumpf geschossen hat.«
»Wer? Hier gibt es weit und breit keine bösen Buben. Das Kaliber kommt mir bekannt vor, ich benutze solche Kugeln für mein eigenes Gewehr. Und Warwick-Smith hat solche Kugeln gehabt. Ich meine, wir sollten die Kugel sofort dem Inspektor bringen.«
In der Zwischenzeit hatten sich Wright und Jim in das Arbeitszimmer zurückgezogen, das einst Warwick-Smith gehört hatte. Der Inspektor hatte geduldig ganze Aktenstöße durchgesehen, aber, wie er Jim berichtete, ohne Ergebnis. Dr. Shaw hatte vor einer halben Stunde an die Tür geklopft, um anzukündigen, daß er jetzt gehen müsse und daß Mrs. Warwick-Smith ihn gebeten habe, ihr Huia zu schicken.
»Wie geht es ihr? Wie hat sie die Nachricht aufgenommen?«
Shaw sah grimmig aus. »Wie soll eine Frau die Nachricht aufnehmen, daß ihr Mann sie eiskalt umbringen wollte? Nicht gerade heiter.«
»Aber sie hat keinen Kollaps?« fragte Wright kurz, denn er ärgerte sich über den Sarkasmus des Arztes.
»Nein. Sie war ja durch Sie und jenen Roman bereits vorbereitet. Die Wahrheit kam ihr sozusagen schrittweise zu Bewußtsein. Sie hatte Zeit nachzudenken und erinnerte sich an die Tassen Tee, die ihr liebevoller Ehemann für sie zubereitet hatte.«
Es klang noch immer wütend, und Jim betrachtete diesen würdevollen Mann mit anderen Augen. Anscheinend hatte ihn die Sache tief getroffen. Wright sagte: »Selbstverständlich hätten auch Sie so etwas nicht vermutet, nicht wahr? Es muß für Sie eine böse Überraschung sein.«
»Selbstverständlich. Wenn ich nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, glauben Sie, ich hätte mich nicht sofort an ihren Hausarzt gewandt? Oder Warwick-Smith selbst darauf angesprochen? Nein, es war ein fürchterliches Erwachen für mich.« Er drehte sich um und ging grußlos hinaus.
Jim sagte ruhig: »Das geht ihm ganz schön an die
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