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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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die er ihr nachts und manchmal auch tagsüber brachte. Oh, Keith, können Sie es glauben?«
    Sie drehte sich um und war erschreckt über das, was sie sah. Keith’ Gesicht war keineswegs erstaunt, wie sie erwartet hatte, sondern zornesrot, voll unbeherrschter Wut. Einen Moment lang fürchtete sie sich, so vollkommen hatte sich der junge Mann, den sie zu kennen glaubte, verändert. Sie dachte: So muß er ausgesehen haben, als er mit ansah, wie der Mann sein Pferd mißhandelte und der große Junge das kleine Mädchen schlug. Das ist es, was seine Mutter mit Temperament gemeint hat. Und er ist nicht überrascht! Er — er muß irgend etwas geahnt haben. Und falls es so war, verlor er bestimmt die Beherrschung, wollte vielleicht Warwick-Smith zur Rede stellen, und dann... dann... Sie versteckte ihr Gesicht, und es war ganz still in dem Raum.
    Sie schwiegen eine Weile. Dann fragte Keith: »Wie kam Grace auf diesen Verdacht?« Stockend erzählte sie ihm von den Proben, die Dr. Brown von ihr erbeten hatte, von ihrer Suche nach dem Buch und ihrem Gespräch mit dem Inspektor.
    »Er wußte nicht, was er sagen sollte. Er versicherte ihr, daß sie sich auch irren könnten, aber daß es dennoch nötig wäre, diese Routineuntersuchung vorzunehmen. Sie müßten den Grund herausfinden, weshalb ihr Mann umgebracht worden war. Er versuchte die Angelegenheit so gut er konnte herunterzuspielen, aber sie dachte weiter, erinnerte sich an den eigenartigen Nachgeschmack der Getränke, an den Streit, den er mit Huia hatte, als sie den Pulversatz in der Tasse fand — Grace hatte den Streit mit angehört — , und wie er Huia und Eru nach diesem Zwischenfall entlassen wollte. Ihr ging es zunehmend schlechter, und nachdem der Inspektor gegangen war, hat sie mir alles erzählt. Wir — wir hatten beide eine sehr schlimme Nacht, bis sie schließlich doch ein Schlafmittel nahm. Oh, es war so fürchterlich, Keith.« Und plötzlich bedeckte Delia ihr Gesicht mit den Händen und weinte.
    Obwohl Keith Wallace sich zu seinem Temperament, das manchmal mit ihm durchging, bekannte, war er dennoch alles in allem ein beherrschter junger Mann. Als er Delia ganz klein und schutzlos in dem großen Sessel sitzen sah, packte ihn die Versuchung, hinzugehen und sie in seine Arme zu schließen. Aber er sagte sich, das würde die Dinge noch mehr verwirren, und möglicherweise liebte sie auch einen anderen, glücklicheren Burschen oder war gar verlobt. Also begnügte er sich mit den Worten: »Furchtbar für Sie, entsetzlich. Aber ich sage...« Und dann schwieg er. Eine Minute später rettete Trusty die Situation, der inzwischen seine sich selbst gestellte Aufgabe, Keiths Holzstapel zu zerstören, erfolgreich beendet hatte. Er kam erneut ins Haus gestürzt, um zu sehen, wo er sonst noch nützlich sein könnte. Alle Hunde hassen Tränen, und Trustys Wesen war freundlich und gutherzig. Als er Delia im Sessel kauern sah und Töne hörte, die ihm höchst mißfielen, setzte er sich und betrachtete sie eine Minute lang. Dann versuchte er sie zu trösten, denn schließlich wußte er, was sich für einen Spaniel gehörte. Er sprang auf ihren Schoß, leckte liebevoll ihr Gesicht und heulte aus Sympathie ein wenig mit.
    Delia vergaß sofort ihre Tränen und lachte. Sie legte ihren Arm um seinen seidigen Nacken. »Oh, du lieber kleiner Dummkopf«, sagte sie und sah Keith reumütig an. Der junge Mann sah sehr verwirrt aus, und zu seinem eigenen Ärger hörte er sich sagen: »Sie ist ein liebes Mädchen. Du mußt nicht weinen. Runter, Trusty, du Narr. Besabber sie nicht. Komm, Trusty. Tu, was ich dir sage.«
    Aber selbstverständlich richtete sich Trusty nicht danach. Er fühlte, daß ihm hier die Aufmerksamkeit geschenkt wurde, nach der seine Spanielseele immer lechzte, und leckte Delias Gesicht weiter, bis sein Herr ihn mit Gewalt von ihrem Schoß vertrieb, dem Mädchen die Hand reichte und in sachlichem Ton sagte: »Es ist Zeit, daß wir zurückgehen. Waschen Sie sich lieber Ihr Gesicht.«
    Keith hätte sich ohrfeigen können, daß er es nicht übers Herz gebracht hatte, ihr etwas Zärtliches zu sagen, wie es die Situation verlangt hätte. Trusty hatte alles in allem mehr Verstand bewiesen als er, und in einem Anfall unvernünftiger Eifersucht fuhr Keith den erschrockenen Spaniel grob an.
     
     
     

12
     
    Sie schlenderten langsam wieder nach Sunset Lodge. Delia sagte: »Ich bin ein Feigling. Ich fürchte mich zurückzugehen. Was kann ich Mrs. Warwick-Smith sagen? Kann ihr

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