Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
Vom Netzwerk:
eigentlich nie um die Patienten ihrer Kollegen kümmern, und vielleicht hatte er auch volles Vertrauen zu Dr. Brown. Sehr oft war der Inspektor in seiner Laufbahn gegen dieses Berufsethos der Ärzte wie gegen eine Mauer gerannt, und jedesmal hatte es ihn geärgert. Allerdings war er sicher, daß Shaw, wenn er Graces Leben in Gefahr gewußt hätte, sich über diese Skrupel hinweggesetzt hätte.
    Er ging zu Grace ins Wohnzimmer, um ihr zu sagen, daß er zur Polizeiwache zurückführe. Er wollte noch einmal Joe Downs vernehmen und sich vergewissern, daß er mit dem Mord nichts zu tun hatte. Zu seiner Überraschung blätterte sie aufgeregt in einem Kriminalroman, als suchte sie etwas. Als er hereinkam, hörte sie ihm einen Moment zu, dann sagte sie: »Inspektor, Sie können mich nicht wie ein Kind behandeln. Warum wollte Dr. Brown diese — diese Proben haben? Was vermutet er? Er sah so unglücklich und befangen aus, als ich ihn nach dem Grund fragte. Sein Gesichtsausdruck beunruhigte mich, und dann erinnerte ich mich, daß mir einmal irgend jemand von diesem Buch erzählt hat.« Sie zeigte auf den Paperback-Band, der aufgeschlagen auf ihren Knien lag.
    Wright warf einen Blick auf den Titel und unterdrückte seinen Wunsch zu fluchen. Es war Dorothy Sayers Geheimnisvolles Gift , ein Roman, in dem es auch um eine Arsenvergiftung ging. Grace fuhr fort: »Ich habe es mir aus dem Bücherregal geholt, nachdem Dr. Shaw mich verlassen hatte. Und ich habe die Stelle gefunden. Dort nahm man auch diese Proben.«
    Einen Moment lang war Wright verlegen. Pech, dachte er, daß sie von dem Buch gehört hat. Jetzt hat sie diesen Verdacht. Und wenn es am Ende nicht stimmen sollte? Er murmelte etwas, um sie abzulenken, aber sie blieb hartnäckig: »Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit. Die Ungewißheit ist viel schlimmer. Ungewißheit, Zweifel und Angst. Warum wollte Dr. Brown diese Proben?«
    Sie saß ganz aufrecht und atmete hastig vor Aufregung. Eines war klar: Sie litt an einem ernstlichen Schock. Offensichtlich hatte sie nicht den leisesten Verdacht bei den reizenden Aufmerksamkeiten ihres Mannes gehegt. Er sah sie verlegen an. Er war in der Zwickmühle. Sie ist eine sehr schöne Frau, dachte er. Kein Wunder, daß sie so beliebt ist. Ihre Sanftheit und Weiblichkeit würden die meisten Männer unwiderstehlich finden. Es überstieg seine Vorstellungskraft, daß irgendein Mann auf dieser Welt auf die Idee kommen konnte, dieser Frau wehzutun, sie zu töten.
    Aber wie sie gesagt hatte: Sie war kein Kind mehr. Und weil er überzeugt war, daß an Huias Worten etwas dran sein müsse, und weil er merkte, wie aufgeregt sie war, und daß sie die gleichen Schlüsse gezogen hatte, glaubte er, ihr etwas von seinen Vermutungen mitteilen zu müssen.
    Er sprach ruhig, freundlich und sehr ernst. Sie hörte ihm einige Minuten schweigsam zu. Nur ihre Hände, die sie fest zusammenpreßte und wieder auseinanderfaltete, und ihre vor Schreck weit aufgerissenen Augen verrieten ihre Unruhe. Als er ihr alles erklärt hatte und zum Schluß noch hinzufügte, daß es sich bisher nur um einen Verdacht handle, sagte sie sehr ruhig, aber überzeugt: »Dann glauben Sie also, daß Henry versucht hat, mich zu vergiften?«
     
     
     

11
     
    Am nächsten Morgen telefonierte Wright von seinem Hotelzimmer aus. »Dr. Richard Shaw? Hier spricht Wright. Der Bericht, von dem wir gestern sprachen, kam gerade... Ja, positiv... Nein, kein Zweifel mehr... In beträchtlicher Menge vorhanden. Können Sie in einer Stunde hier sein? Sehr gut. Wir warten dann. Ja, es ist besser, wenn Sie es ihr sagen. Allerdings muß ich Ihnen gestehen, daß sie mich gestern, nachdem Sie gegangen waren, schon in dieser Angelegenheit überrumpelt hat. Sie war nach Browns Besuch mißtrauisch geworden und, nachdem Sie gegangen waren, sah sie in einem Buch nach... Nein, ein Kriminalroman, in dem es um dasselbe Problem geht. Ich konnte sie nicht belügen, betonte aber, daß es sich lediglich um eine Vermutung handelte... O ja, erschreckt und zuerst ungläubig. Dann versuchte sie sich zu erinnern. Ich habe heute früh Miss Hunt angerufen. Eine schlimme Nacht, aber sie gaben ihr ein starkes Beruhigungsmittel, und heute ist sie sehr gefaßt... Nein, ich versichere Ihnen, ein Fehler ist ausgeschlossen... Sehr gut. Wenn Sie auf dem Weg nach Sunset Lodge hier vorbeischauen, dann fahre ich Ihnen nach.«
    Wright legte auf und sagte zu Jim: »Eine scheußliche Sache. Du hast sie bis jetzt noch nicht gesehen, sonst

Weitere Kostenlose Bücher