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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Keiner von beiden war besonders gesprächig, aber insgesamt bestätigten sie, daß der kleine John ein fachkundiger Schweißer und guter Arbeitskollege gewesen war. Die beiden schienen Johns Tod allerdings nicht so schwer zu nehmen wie Karjalainen.
    Der langhaarige Mattzon sagte etwas, das Haver nicht uninteressant erschien.
    »Ich bin John letzten Sommer hier auf der Straße begegnet. Es war in der letzten Ferienwoche. Ich war auf dem Weg hierher, um eine Dachbox fürs Auto zu holen, die ich in der Firma liegen hatte. Mein Bruder wollte sie sich ausleihen. Als ich in die Straße einbog, glitt John vorbei.«
    »In einem Auto?«
    »Ja klar.«
    »Er hat kein Auto«, sagte Haver.
    »Ich weiß, deshalb erinnere ich mich ja noch daran, denn ich dachte, er hätte sich eins gekauft.«
    »Welche Marke?«
    »Ein alter weißer Volvo, ein 242, von Mitte der siebziger Jahre.«
    Haver konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »War er allein in dem Wagen?«
    »Das habe ich nicht gesehen.«
    »Wann war das?«
    »Das muß in der ersten Augustwoche gewesen sein. An einem Sonntag, glaube ich. Mein Bruder wollte ja los, und ich hatte ihm die Box versprochen, sie aber vergessen, so daß ich am Sonntag herfahren mußte.«
    »Kam John von der Firma?«
    »Schwer zu sagen«, meinte Mattzon, der ein paar Schritte zur Tür machte und die Hand auf die Klinke legte. Haver sah, daß er sich verbrannt hatte. Auf den Knöcheln der linken Hand leuchteten rote Brandblasen. Einige waren aufgeplatzt, und das entzündete Fleisch lag bloß.
    »Hat er sich hier vielleicht mit jemandem getroffen?«
    »Mit wem denn? Es war doch alles verriegelt. Sagander war zu der Zeit in Afrika, auf Safari«, antwortete der Arbeiter und öffnete die Tür.
    »Mit der Hand sollten Sie lieber zum Arzt gehen«, sagte Haver, »das sieht nicht gut aus.«
    Der Mann lugte in die Werkstatt hinein und warf Haver anschließend einen flüchtigen Blick zu. Die Hand sah er nicht an.
    »Ich lebe jedenfalls noch«, meinte er und ging wieder an seinen Arbeitsplatz.
    Ehe die Tür hinter ihm zufiel, konnte Haver für einen Moment Sagander in seinem Verschlag erkennen. Dann holte er sein Handy heraus und rief Sammy Nilsson an, der nicht an den Apparat ging. Haver sah auf die Uhr. Kaffeepause.

11
    Der Aufmacher der Tageszeitung verkündete seine schwarze Botschaft: Mord. Als Ann die Einleitung gelesen hatte, war ihr erster Gedanke, Ottosson anzurufen. Ihre morgendliche Müdigkeit war wie weggeblasen. Das war ihr Job.
    Manche begeisterten sich für die Spielberichte und Ergebnisse der Sportseiten, andere fühlten sich durch die Textmassen der Kulturseiten bestätigt, wieder andere ließen sich durch Comicstrips oder Möbelbeilagen unterhalten. Ann Lindell interessierte sich für nichts von all dem, aber ein Mord in ihrer Stadt ließ ihren Puls schneller schlagen. Es war nicht so, daß Gewalt oder die Tatsache, daß ein Mensch brutal abgeschlachtet worden war, sie erregten, sondern vielmehr, daß dies Arbeit bedeutete.
    Sie biß sich an dem Artikel fest, studierte alles genau, versuchte zwischen den Zeilen zu lesen. Die kurzen Kommentare der Kollegen Haver und Ryde waren nicht sehr aussagekräftig, verrieten ihr aber, daß die Polizei keine nennenswerten Spuren verfolgte.
    Sie schob die Zeitung von sich. Seit neun Monaten war sie jetzt zu Hause. Das Würmchen wuchs so furchtbar langsam. Der Junge hieß Erik, sie nannte ihn meistens nur »das Würmchen«. Das war nicht abwertend gemeint, sondern vielmehr ein Ausdruck ihres Mitgefühls für das Kind, das bei einer alleinstehenden Polizistin aufwachsen mußte.
    Sie glaubte nicht, daß sie eine sonderlich gute Mutter war. Nicht, daß es dem Kleinen an etwas gefehlt hätte, er bekam all die Fürsorge, die er von ihr verlangen durfte, aber Ann war oft ungeduldig, weil das Würmchen sich so langsam entwickelte. Warum konnte er nicht ein bißchen Dampf machen, damit sie wieder anfangen könnte zu arbeiten?
    Sie hatte mit Beatrice darüber gesprochen, aber Beatrice hatte nur gelacht.
    »Denkst du, das würde ich nicht kennen«, hatte sie gesagt.
    »Wir lieben unsere Kinder, aber wir wollen so viel. Sie sind all unsere Liebe, aber nicht unser ganzes Leben, sozusagen. Andere Frauen lieben es, zu Hause Wiegenlieder zu trällern. Ich dagegen bin nach dem ersten Jahr fast verrückt geworden. Auf dem Spielplatz zu sitzen und mit den anderen Müttern zu tratschen, das war nichts für mich.«
    Die Worte der Kollegin hatten Ann ein wenig beruhigt, wenn auch

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