Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
Vom Netzwerk:
passiert?«
    »Ich bin auf der Arbeit gestolpert«, meinte Lennart. »Die Schaufel ist mir direkt aufs Maul geknallt.«
    »Sie haben kein Pflaster?«
    »Tape tut’s auch.«
    Er war am Ende seiner Kräfte. Das frühe Aufstehen, die Arbeit im Schnee, Mossas unerwarteter Besuch und die anschließende heiße Dusche hatten seinen Körper ausgelaugt, so daß er die Augen kaum noch offenhalten konnte. Wenn Lindell ihm nicht gegenübergesessen hätte, wäre er binnen weniger Minuten eingeschlafen.
    »Sie haben da etwas von Tips gesagt«, meinte Lindell.
    »Warum haben Sie nicht mit Sammy Nilsson darüber gesprochen?«
    »Wie ich gesagt habe, ich mag ihn nicht. Er ist zu unfreundlich.«
    »Das können Sie aber auch sein«, erwiderte Lindell. »Nur daß Sie es wissen.«
    Lennart lächelte, doch durch die Verletzung an der Lippe sah es eher wie ein boshaftes Grinsen aus.
    »Und Sie sind jetzt Privatdetektivin?«
    »Nein, ganz und gar nicht, aber neugierig wird man schon.«
    »Warum tun die Bullen so wenig, um den Mörder meines Bruders zu finden?«
    »Ich glaube nicht, daß das stimmt. Soweit ich weiß, hat der Fall höchste Priorität.«
    »Quatsch! Ihr seht ihn als einen alten Quertreiber, bei dem es nicht so darauf ankommt. Wenn er irgendein hohes Tier gewesen wäre, hättet ihr euch ganz anders ins Zeug gelegt.«
    »Wir nehmen jeden Mordfall gleich ernst«, sagte Lindell ruhig. »Das wissen Sie genau.«
    »Und was wißt ihr? Er war doch bei Micke und ist anschließend verschwunden. Habt ihr Mickes Alibi überprüft?«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Davon gehe ich aus – ich gehe von überhaupt nichts aus. Ihr wißt, daß John gespielt hat?«
    Lindell nickte.
    »Habt ihr seine Mitspieler überprüft? Unter denen gibt es bestimmt ein paar krumme Hunde.«
    »Ich bin an den Ermittlungen nicht beteiligt, aber es werden natürlich alle unter die Lupe genommen, die mit John zu tun hatten.«
    »Mit anderen Worten, ihr wißt gar nichts. Wo ist zum Beispiel das Geld hingekommen?«
    »Welches Geld?« fragte Lindell zurück, die sich durchaus bewußt war, daß Lennart den Spielgewinn meinte.
    »Er hat doch gewonnen, wußten Sie das etwa nicht?«
    Lindell schüttelte den Kopf.
    »Das haben Sie mit Sicherheit gewußt«, sagte Lennart ruhig. Er grübelte, wie er sie dazu bringen könnte, ihm etwas zu verraten.
    Lindell lächelte, stand auf und ging zum Kinderwagen.
    »Und dann Berit, die wie eine verdammte scheinheilige Kuh herumläuft«, sagte er. »Sie redet kein Wort mit mir, spricht nur mit meiner Mutter und Justus. Sie sollte sich lieber mit mir unterhalten, aber sie ist ja so scheißvornehm. Sie sitzt bestimmt auf dem Zaster.«
    Lindell beobachtete, wie er seine Hände zu Fäusten ballte.
    »Ich bin sein Bruder, und wenn jemand die Sache regeln kann, dann ich, aber ich gehe jede Wette ein, daß sie irgendwas verschweigt.« Er blickte hastig auf und begegnete Lindells Blick. »Einer frischgebackenen Witwe, die nur dasitzt und flennt, stellt ihr natürlich keine unangenehmen Fragen.«
    »Ich denke doch«, erwiderte Lindell. »Sie ist verhört worden, das wissen Sie. Auch wenn Sie Johns Bruder sind, ist Berit letztlich die Person, die uns über sein Leben am besten Auskunft geben kann, oder nicht? Warum sollte sie übrigens etwas verschweigen, wie Sie sagen?«
    »Sie hat immer …«, setzte Lennart an, verstummte jedoch. »Auf Weiber ist kein Verlaß«, fuhr er fort, und Lindell konnte nicht heraushören, ob er zu scherzen versuchte oder ob an den halbherzigen Bemerkungen über seine Schwägerin tatsächlich etwas dran war.
    »Aber ich krieg es schon noch heraus«, sagte er verbissen.
    »Ich werde das Schwein finden, das meinen Bruder umgebracht hat, und wenn Berit dabei was abbekommt, ist mir das scheißegal. Sie hat es nicht anders gewollt.«
    Lindell setzte sich wieder.
    »Wer hat Sie geschlagen?«
    »Was zum Teufel meinen Sie?«
    »Auf dem Küchenfußboden ist Blut«, erwiderte Lindell.
    »Ich habe geblutet, als ich nach Hause kam.«
    »In der Küche?«
    »Ist das verboten?«
    Lennarts gellende Stimme störte Erik, der im Kinderwagen leise wimmerte. Lindell ging zu ihm, schaute ihn an und schaukelte den Wagen ein wenig.
    »Ich glaube, daß Sie Besuch hatten«, sagte sie, als Erik sich wieder beruhigt hatte.
    »Na und«, meinte er.
    »Wenn Sie uns helfen wollen, Johns Mörder zu fassen, müssen Sie schon mit offenen Karten spielen.«
    »Sie sind genau wie Sammy Nilsson«, sagte Lennart und stand auf. Das Laken schleifte über den

Weitere Kostenlose Bücher