Der Tote in der Wäschetruhe
auch.
Es mag um die Weihnachtstage des Jahres 1976 gewesen sein, als Rentner Merker den Wunsch nach mehr Dienstleistungen als Kochen und Putzen verspürt. Schließlich ist Isolde eine gutaussehende junge Frau. Auch Gerda ist ansehnlich proportioniert. Beide Mädchen sind längst keine Jungfern mehr, hatten schon mehrere Sexualpartner.
Eines Tages, nach dem Mittagskaffee, lässt Kurt die Hose fallen. »Kannst du mir einen runterholen«, fragt er Isolde im Beisein ihrer Schwester Gerda. Die junge Frau ziert sich zunächst. »Komm, kriegst 100 Mark«, drängt der erregte 72-Jährige. Isolde kann angesichts des versprochenen Geldes nicht widerstehen und legt Hand an den alten Mann. Doch als die Erregung verfliegt, ist auch das versprochene Geld vergessen.
Die Beziehungen des Trios werden trotzdem immer enger, öfter übernachten die Geschwister bei ihrem Bekannten in Schwarzheide, wenn sie spät und angetrunken von Tanzveranstaltungen nach Hause kommen und gehen dadurch Auseinandersetzungen in der Familie aus dem Weg. Die folgen zwar dennoch, aber nie mit der entsprechenden Konsequenz. Vater Alfred Brechner untersagt vor allem seiner noch nicht volljährigen Tochter Gerda den Kontakt zu Kurt Merker und haut auch beim Rentner mit der Faust auf den Tisch, nachdem er sich das Techtelmechtel seiner Töchter allzu lange angeschaut hat. Doch mehr passiert nicht.
Als Anfang des Jahres 1977 wieder einmal die Luft zu Hause bei den Brechners brennt, zieht Isolde für mehrere Wochen in das Haus von Merker. Sie will sich dort sogar polizeilich anmelden, doch das geht Kurt zu weit. Nachdem Isolde ein paar Nächte auf dem Sofa in der Küche schläft, bietet er ihr den Platz im Ehebett unter der kuscheligen Zudecke mit echten Federn an. Isolde zögert nicht lange und spürt schon in der ersten Nacht Kurt an ihrem Körper. »Mir ist kalt«, säuselt der Alte und reibt sein Geschlecht an ihrem Nachhemd. Zunächst empfindet Isolde keine Lust, doch kurze Zeit später trennt kein dünner Stoff mehr die ungleichen Intimpartner. Gerda beobachtet Tage später bei ihren inzwischen seltener gewordenen Besuchen, dass sich ihre Schwester und der »Alte« benehmen wie ein Ehepaar. Wäscht sich Kurt nackt in der Küche in der Waschschüssel, schaut Isolde zu. Gleiches macht Kurt, wenn Isolde »ganz ohne« mit dem Waschlappen an ihrem Körper hantiert. »Du hast so wunderschöne Brüste«, hört Gerda den Alten zur Schwester sagen.
Die junge Frau Isolde allein reicht dem sexuell noch agilen Kurt allerdings nicht. An einem Tag im Mai 1977 ist Gerda Brechner allein bei dem Rentner. Nach dem Kaffeetrinken entblößt er sich vor dem Mädchen, verlangt eindringlich, dass sie an seinem Penis manipuliert, und gibt sogar Anleitung für die Handhabung. Gerda tut dem Mann zehn Minuten lang den Gefallen, ohne dass sie dabei selbst sexuell erregt wird. »Warum soll ich ihm nicht den Gefallen tun«, denkt sich Gerda. »Es kostet mich nichts, und er hat daran Spaß.« Geld oder anderes erhält sie dafür nicht, und sie verlangt es auch nicht. Bei diesem ersten Mal nicht und auch nicht bei den drei- oder vier Malen danach. Im März 1978 kommt es mit der zu diesem Zeitpunkt 16-jährigen Gerda zum Geschlechtsverkehr. Der Teenager geht freiwillig mit dem so viel Älteren ins Bett und empfindet den Akt sogar als angenehmer als mit ihrem aktuellen Intim-Freund. Trotzdem lässt sich Gerda danach nicht mehr bei Merker blicken. Sie fürchtet um ihren »guten Ruf«, an dem ihr viel gelegen ist.
Der aber hat in »Casino«-Kreisen bereits gelitten. Längst nämlich ist das Verhältnis von Kurt zu Isolde und Gerda nicht mehr ungetrübt. Isolde beobachtet mehrfach, wie der »Alte« aus einer Dose im Küchenschrank Geld entnimmt. Nach einem Einkauf im »Intershop« in Hoyerswerda vermutet sie, dass der Rentner noch mehr von den begehrten »Westpiepen« hat.
Isolde bedient sich mehrfach aus der »Kasse« im Küchenschrank, nicht zuletzt deshalb, weil sie für die Liebesdienste keine finanziellen Gegenleistungen erhält. Insgesamt mögen es um die 800 Mark sein, die sie im Laufe der Zeit entnimmt. Sie teilt es mit Schwester Gerda und mit Freundinnen. Doch Kurt weiß genau, wie viel Geld er aufbewahrt. Er verlangt von der Diebin die Rückgabe des Geldes und droht, dass er ansonsten zur Polizei geht und alles meldet. Was noch nicht verprasst ist, gibt Isolde zurück. Für den Rest von etwa 450 Mark schreibt Kurt Schuldscheine aus. Als sich Isolde nicht an die
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