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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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Zahlungsvereinbarung hält, beantragt Kurt Merker beim Kreisgericht Senftenberg eine richterliche Zahlungsaufforderung. Den Mädchen verspricht er, niemandem davon zu erzählen. Bekannten gegenüber schimpft
    Kurt im »Casino« dennoch über die Brechner-Mädchen, die so undankbar sind und ihn sogar bestehlen. Aus dem Haus will er sie geschmissen haben, diese undankbaren Weiber, die immer betrunken sind und ihn nicht in Ruhe lassen. Das stimmt nicht ganz, denn die Tür steht den Mädchen auch weiterhin offen. Mehr noch: Er bettelt förmlich darum, dass sie ihn wieder besuchen. Es macht ihn eifersüchtig, dass sich Isolde von ihm löst, weil sie einen Mann ihres Alters kennengelernt hat, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Merker droht, diese Liebe auf keinen Fall zuzulassen und sie zu zerstören. Er sucht Isolde sogar am Arbeitsplatz auf, um sie vor dem Rivalen abzufangen, der sich in ihre Beziehung drängt. Die Konflikte nehmen zu, Isolde beginnt, Kurt Merker wegen des »Rumerzählens« und der Einmischung in ihre Angelegenheiten zu hassen.
    »Ich könnte den Alten umbringen«, empört sie sich eines Tages gegenüber ihrer Schwester Gerda angesichts des geizigen und tratschenden Mannes. Beide waren gerade in der Poliklinik, um sich krankschreiben zu lassen. Auf dem Heimweg und zu Hause beim zweiten Frühstück nimmt der Plan, der zunächst nur ein Hirngespinst ist, Gestalt an. »Wie wollen wir den Alten umbringen?«, fragt Isolde. »Man müsste ihn aufhängen oder erstechen oder irgendsowas«, fällt Gerda spontan ein. »Aufhängen oder erstechen können wir den nicht, da finden sie zu schnell Fingerabdrücke, wenn es rauskommen sollte«, gibt Isolde zu bedenken. »Dann müsste man den Alten eben vergiften, mit irgendetwas.«
    So geht es noch eine Weile hin und her zwischen Isolde und Gerda, die kurz danach zu Merker aufbrechen. »Vielleicht finden wir bei ihm was zum Vergiften«, hofft Isolde. Die Hoffnung erfüllt sich nicht.
    Der Rentner freut sich, dass die Mädchen nach längerer Zeit wieder einmal bei ihm auftauchen. »Wie geht's, wie steht's? Was macht die Kunst? Haben uns ja lange nicht mehr gesehen«, begrüßt Kurt die Gäste. Sie trinken Kaffee, unterhalten sich über Isolde und ihren Freund und über eine mögliche Schwangerschaft. Gegen 14.30 Uhr verlassen die Schwestern Rentner
    Merker. Auf dem Heimweg dreht sich ihre Unterhaltung wieder um die Tötung des »Alten«. »Hat der wirklich Westgeld?«, will Gerda nochmals wissen. »Ja, ich habe gesehen, wie er es unter den Küchenschrank geschoben hat«, entgegnet Isolde. »Wann wollen wir ihn umbringen«, fragt die jüngere ihre ältere Schwester. »Das machen wir morgen«, legt diese fest.
    Sie durchstöbern die elterliche Wohnung nach einem brauchbaren Mittel für die Verwirklichung ihres Vorhabens. Im Keller wird Isolde fündig. Im Regal steht eine Dose »Wofatox«, ein weit verbreitetes Schädlingsbekämpfungsmittel, das es in Drogerien und Bäuerlichen Handelsgenossenschaften zu kaufen gibt. Auf dem Etikett der Streubüchse warnt der Hersteller davor, dass schon durch das Einatmen des Pulvers gesundheitliche Schäden beim Menschen auftreten können und dass bei Gefahr das sofortige Aufsuchen eines Arztes geboten ist. »Das ist es«, denken die Schwestern. Gerda füllt etwas Wofatox in eine blecherne Zigarettenschachtel. Um sich nicht selbst zu gefährden, wickelt sie das Behältnis in Papier und in ein Tuch ein.
    Am nächsten Tag, es ist Donnerstag, der 11. Mai 1978, machen sich die Schwestern auf den Weg zu Kurt Merker. Kurz vor 12 Uhr sind sie bei ihm. Isolde kocht »Grüne Bohnen«. In Merkers Suppe streut sie drei Prisen Wofatox. Die drei lassen es sich schmecken. Von einer Vergiftung ist bei dem Opfer jedoch nichts zu spüren.
    Kurt Merker legt sich wie immer nach dem Essen auf die Couch, um ein wenig auszuruhen. »Kommt, wir trinken noch eine Tasse Tee«, schlägt Isolde vor. Sie brüht ihn in einer Kanne auf. Gerda schüttet etwa die Hälfte des Giftpulvers in das Getränk. »Das ist viel zu wenig«, flüstert Isolde und kippt den restlichen Inhalt der Zigarettendose in die Kanne. Dadurch bekommt der Tee ein trübes Aussehen. Mit Kakao wird die merkwürdige Farbe übertüncht und das Gebräu kräftig mit Zucker gesüßt. »Das ist eine Spezialmischung. Die ist gut für den Kreislauf«, motivieren die Giftmischerinnen den Rentner, der mit sichtbarem Widerwillen aus der Tasse trinkt. Die Täterinnen täuschen vor, dass ihnen die Rezeptur durchaus

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