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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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ihre Eltern in einem kleinen Dorf in der Nähe von Senf-tenberg. Gegen 18 Uhr kommt sie nach Hause. Frank ist bereits zu Hause. Er sitzt im Wohnzimmer im Sessel und trinkt Bier. Der Fernsehapparat läuft. Seine Laune ist wieder einmal mies. »Wo hast du dich rumgetrieben?«, herrscht er sie an. »Du hättest früher da sein können.« Er nimmt seine kleine Tochter auf den Schoß und spielt liebevoll mit ihr. Seine Frau Beate ist für ihn nicht mehr da.
    Schon kurz nach der Hochzeit hatte sich Frank verändert. Zunehmend werden sich die jungen Leute fremd. Lebensgestaltung und weltanschauliche Haltungen driften auseinander. Beate Bauer belastet die Situation. Sie will, dass ihr Mann mehr auf ihre Interessen eingeht, auf ihre Bedürfnisse und Vorstellungen Rücksicht nimmt. Sie bringt die Kleine ins Bett und setzt sich zu Frank ins Wohnzimmer. Beate will mit ihrem Mann über die Probleme sprechen. Der aber reagiert nicht, wehrt ab, schweigt. Gegen 21.30 Uhr geht er ins Bett und schläft sofort ein. Sie ist enttäuscht, ärgert sich maßlos. Gegen Mitternacht legt auch sie sich im Schlafzimmer hin.
    Zwei Stunden später wird sie wach. Frank hat offensichtlich schlimme Träume, er wälzt sich im Bett und spricht im Schlaf. Sie rüttelt ihn, will wissen, welche Probleme ihn plagen. Aber ihr Mann reagiert ungehalten. »Lass mich in Ruhe«, faucht er. »Das geht dich einen Scheißdreck an. Das muss ich allein ausbaden.« Es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung. »Wenn das alles vorbei ist, haue ich ab«, sagt er noch, dreht er sich auf die Seite und schläft wieder ein.
    Beate Bauer ist aufgebracht, findet keine Ruhe mehr. Sie steht auf, geht durch die Wohnung, gießt die Blumen, setzt sich in die Küche, will sich abreagieren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wirre Gedanken schießen ihr durch den Kopf. Sie erinnert sich an den Polterabend und die Hochzeitsnacht. Nicht mehr ganz nüchtern, hatte Frank ihr damals gesagt: »Ich habe dich nur geheiratet, weil die Hochzeitsfeier bereits vorbereitet war.«
    Die junge Frau steigert sich in einen Zustand, der für sie nur noch einen Ausweg erkennen lässt: »Frank muss weg, verschwinden, beseitigt werden. Er ist für mich und andere eine Gefahr«, redet sie sich ein. Sie greift nach einer Vase, überlegt, stellt sie wieder weg.
    Das Glasstück ist ungeeignet für ihr Vorhaben. Im Korridorschrank steht ein Winkeleisen, weiß sie. Die zum Äußersten entschlossene Frau nimmt es fest in die Hand und öffnet leise die Schlafzimmertür. Ihr Mann atmet ruhig. Für sie ist es unfassbar, dass ihn der hitzige Streit so unberührt gelassen hat. Sie kniet sich auf ihn, schlägt, das Eisen in beiden Händen, auf ihn ein. Wieder und immer wieder. Das Kopfkissen hat sie ihm vorher extra über das Gesicht gelegt. Beate Bauer will die Wirkung ihrer Schläge nicht sehen und verhindern, dass Blut herumspritzt.
    Im psychiatrischen Gutachten der Medizinischen Akademie »Carl Gustav Carus« Dresden werden »Affektstau und Affektentladung« vor und während der Tat nicht ausgeschlossen. Ihre Zurechnungsfähigkeit sei aber zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt gewesen, stellt der Gutachter fest.
    Dafür spricht auch das planmäßige Vorgehen in den folgenden Tagen.
    Beate fährt am Morgen nach der Tat wie immer mit dem Bus nach Schwarzheide und bringt ihre Tochter Sybille in die Kinderkrippe. Wieder zu Hause angekommen, zieht sie in den nächsten zwei Stunden die Bettwäsche ab, säubert diese in der Badewanne oberflächlich vom Blut und trägt sie in den Keller, wo der Waschautomat steht. Während die Maschine ihre Arbeit verrichtet, reinigt sie das Schlafzimmer. Sie putzt Bettgestell, Nachtschrank, Nachttischlampe, Radio, wischt den Fußboden. Aus mehreren Stücken Dederonstoff knüpft sie einen Strick. Damit verschnürt sie Hände und Füße des Toten. Handgelenke und Unterarme werden so mit den Beinen vor der Brust zusammengebunden, dass ein kompaktes Bündel Mensch entsteht. Dennoch geht der Deckel der Wäschetruhe, in die sie das Opfer gesteckt hat, nicht ganz zu. Sie türmt mehrere Kleidungsstücke darüber. Das blutdurchtränkte Kopfkissen, die benutzten Reinigungstücher und den Matratzenbezug ihres Mannes stopft Beate Bauer in einen Plastikbeutel, der zunächst auf dem Kleiderschrank verstaut wird. Später verpackt sie die Sachen einzeln und verteilt sie auf Müllcontainer in der Stadt. Gegen 9 Uhr geht sie einkaufen, nimmt einen Arzttermin in der Poliklinik Lauchhammer-Mitte wahr,

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