Der Tote in der Wäschetruhe
schwatzt mit Nachbarn im Haus, erkundigt sich beim Meister ihres Mannes nach dessen Verbleib. Später reibt sie das Winkeleisen ab und stellt es in den Keller.
Beim Betrachten der Tapete im Schlafzimmer bemerkt sie Blutflecke. »Das muss ich neu tapezieren«, beschließt sie. Sie holt Sybille aus der Krippe ab und kauft auf dem Rückweg Tapetenleim. Am Abend gibt sie in Begleitung der Schwiegereltern die Vermisstenanzeige auf. Wieder daheim, klebt sie an der Wand am Kopfende des Bettes drei Bahnen Tapete des gleichen Musters über das alte, beschmutzte Papier. Es ist inzwischen 23 Uhr. Beate Bauer legt sich im Wohnzimmer auf die Couch und schläft ein.
Zwei Tage sind seit der Tat vergangen. In der Wohnung macht sich übler Geruch breit. Ihr wird klar: »Frank muss aus dem Haus. Das ist die letzte Spur.«
Doch wie? Ihr Mann war kein Leichtgewicht. Sie beschließt, die Leiche zu zerstückeln und die Teile in Müllcontainern zu verstreuen. »Ich wollte mir den Transport erleichtern«, sagt sie in einer der Vernehmungen bei der Polizei. Außerdem habe sie gehofft, dass dadurch nichts gefunden werde.
Beate Bauer geht an die Verwirklichung ihres Planes. Vom Set in der Küche nimmt sie ein großes Sägemesser, aus dem Kleiderschrank einen Kartoffelsack. Der Kopf ragt ein Stück aus der Truhe. Sie durchtrennt Haut und Fleisch im Halsbereich bis auf die Knochen, bricht den Halswirbel und dreht den Kopf so lange, bis er vom Rumpf ab ist. Den Schädel wickelt sie in alte Babywäsche und stülpt eine Plastiktüte darüber. Dann legt sie den rechten Arm auf den Rand der Truhe, sägt ihn mit dem gezähnten Küchenmesser ab und fixiert Ober- und Unterarm mit einem Gummiband. Die Körperteile und das blutige Kopfkissen wandern in den Kartoffelsack »Ich stellte den Sack auf den Balkon. Vor Brechreiz, Ekel und Ermattung war ich am Ende«, schildert sie. Eineinhalb Stunden hat das Abtrennen der beiden Körperteile gedauert. Beate Bauer säubert die Wohnung und geht schlafen. Am übernächsten Tag wirft sie den Sack in die Mülltonne hinter dem Haus.
Noch aber ist die Wäschetruhe mit dem Torso in der Wohnung. Sie lässt davon ab, den Körper weiter zu zerstückeln. Der Gestank in der Wohnung verstärkt sich. Die Gefahr, dass die Eltern oder Nachbarn aufmerksam werden, nimmt zu. In den Vormittagsstunden des 26. September transportiert sie das
Behältnis aus der Wohnung. Bewusst wählt sie den helllichten Tag. Nachts, so ihre Sorge, könnten Geräusche sie verraten. Außerdem fürchtet sie Streifen der Polizei.
Beate Bauer holt den Mopedanhänger aus dem Schuppen. Die Truhe stellt sie auf eine beigefarbene Wachstuchdecke und zieht sie aus dem Schlafzimmer in den Korridor. Dort wuchtet sie das Möbelstück auf das Gefährt. Weil Blut aus der Wäschebox läuft, dichtet sie den Ladekasten mit Lappen ab. Nun schiebt die junge Frau den Anhänger die Treppen herunter. Sie stößt mit ihm gegen eine Wand. Putz bröckelt ab. Auf der illegalen Müllkippe am Butterberg kippt sie die Ladung aus dem Hänger. Ihre Kräfte reichen nicht aus, die Leiche zu vergraben. In der Stadt kauft Beate Bauer eine neue Truhe, die so aussieht wie die alte. Schließlich dürfen die Schwiegereltern das Stück, das sie dem jungen Paar zur Hochzeit geschenkt hatten, nicht vermissen.
An drei Tagen im Mai 1985 findet vor dem Bezirksgericht Cottbus der Prozess gegen Beate Bauer statt. Der erste Strafsenat verurteilt die Angeklagte zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Die staatsbürgerlichen Rechte werden ihr für immer aberkannt. In der Urteilsbegründung heißt es:
»Sie handelte aus nichtigem Anlass, und ihr Handeln war von Egoismus und Selbstwertüberschätzung geprägt ... Die besonders negative Grundeinstellung zum Leben anderer ... kommt auch in der Tatsache zum Ausdruck, dass sie daran ging, die Leiche zu zerstückeln. Das offenbart zweifellos eine nicht zu überbietende Kaltblütigkeit.«
Beate Bauer legt gegen das Urteil Berufung ein. Diese wird vom Obersten Gericht der DDR zurückgewiesen. Im Januar 1996 wird sie auf Bewährung aus der Haft entlassen.
»DU KOMMST AUCH NOCH DRAN ...«
Am 10. April 1978 gegen 17.30 Uhr klingelt bei Familie Vorwand in Hoyerswerda das Telefon. Vorwands wohnen in einem der neuen Wohnkomplexe der Stadt in einem fünfgeschossigen Plattenbau. Pro Hauseingang leben immer zehn Familien in den Drei- und Vierraumwohnungen. Die wenigsten von ihnen besitzen so wie die Vorwands Telefon.
Monika Vorwand meldet sich nach dem
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