Der Tote in der Wäschetruhe
Ich war beruhigt, als sie sich nicht mehr regte.«<
Das Oberste Gericht der DDR bestätigt im Januar 1979 das Urteil. Die Verteidigung hatte Berufung eingelegt mit der Begründung, die mangelnde sittliche Reife des Angeklagten sei nicht genügend beachtet worden.
Dirk Bangelang wurde Ende September 1990 auf Bewährung aus der Justizvollzugsanstalt Brandenburg entlassen.
UND BIST DU NICHT WILLIG, SO BRAUCH ICH GEWALT!
ANGST
Elvira Funkel aus Lübbenau im Spreewald hat Angst. Furchtbare Angst. Seit Tagen geht sie kaum noch aus dem Haus. Sie schwänzt die Arbeit im Kraftwerk der Stadt, schließt jede Zimmertür ab, wenn sie allein in der Wohnung ist.
Im Januar 1978 ist sie bei ihrem Verlobten Wilfried Stänzer ausgezogen und lebt jetzt bei ihrem Vater, der ein paar Straßen weiter wohnt. Sie hat Stänzers Trieb nach sexueller Befriedigung einfach nicht mehr entsprechen können. Was anfangs für die geschiedene 25-jährige Frau eine erfüllte sexuelle Beziehung ist, entpuppt sich mit zunehmender Zeit als qualvoller Anspruch eines nimmersatten, potenten Mannes. Mindestens einmal am lag will er mit einer Frau schlafen, besser noch zwei- oder dreimal. Und wehe, die Frau ist ihm nicht gefügig. Dann nimmt er sich mit Gewalt, wonach ihm der Sinn steht, schließlich hat die Frau ihm Untertan zu sein. Verweigert sie sich, setzt es Hiebe, er erniedrigt sie, zwingt sie, die unsinnigsten Torturen zu erdulden. Stundenlang muss Elvira Funkel auf dem Fußboden in der Küche sitzen, nur weil sie ihm im Augenblick nicht geben kann und will, wonach sexuelle Fantasien Wilfried Stänzer treiben. Will sie zur Kosmetik gehen, drückt er ihr einen riesigen Knutschfleck auf den Hals, ist ihr nach einem schönen Essen, drängt es ihn zum Beischlaf.
Sechs Jahre kennen sich beide inzwischen. Ihre Ehen waren gescheitert. Solche Schicksale verbinden, und so fanden sie hin und wieder intim zusammen. Dass sie für Stänzer nur eine von mehreren Frauen ist, ahnt Elvira Funkel nicht. Drei oder vier Gespielinnen zur gleichen Zeit sind für den sexhungrigen 30-jährigen Mann eher Normalität als Ausnahme. Aber Stänzer kann nicht akzeptieren, wenn eine Frau sich ihm verweigert oder ihn verlässt wie Elvira. Dann sucht er Trost im Alkohol und wird handgreiflich.
Schon kurz nach dem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung bekommt Elvira Funkel zu spüren, dass Wilfried Stanzer ihr das Leben zur Hölle machen will. Immer wieder steht er zu den unterschiedlichsten Zeiten vor der Tür, rüttelt an der Klinke, hämmert dagegen und trampelt im Hausflur herum, um seine Präsenz zu unterstreichen. Kurz nach dem Auszug hat sie im Guten versucht, ihm die Endgültigkeit der Trennung zu erklären. Seine Antwort sind Ohrfeigen, die so heftig sind, dass sie kurzzeitig benommen davon ist. Die Anzeige wegen Körperverletzung leitet die Polizei weiter an die betriebliche Konfliktkommission. Doch bevor die tagt, zieht Elvira die Anzeige zurück. »Er ist eigentlich kein schlechter Kerl. Wenn er seinen Willen bekommt, kann man gut mit ihm auskommen«, begründet sie die Kehrtwendung. Sie versucht es noch einmal mit Stänzer, doch im Februar 1978 ist der Bruch für sie endgültig. Für ihn nicht. Tage später bittet die junge Frau die Polizei darum, sie vor den Drohungen und Belästigungen Wilfried Stänzers zu schützen. Der Abschnittsbevollmächtigte lädt den Mann zu einer Vernehmung vor und erteilt ihm die klare Weisung, seine Ex-Verlobte in Ruhe zu lassen. Stänzer reagiert gereizt und uneinsichtig.
Ihr wird unheimlich, als sie einen Brief ihres Ex-Verlobten im Briefkasten findet. Es sind wirre Zeilen, geprägt von Besitzansprüchen an die Frau, die verpackt sind in vermeintlichen Liebeserklärungen. Unverholen droht er, sie umzubringen.
»Liebe...
... Gleich am Anfang möchte ich Dir mitteilen das Du vor mir keine Ruhe mehr hast... ich werde Dich eines Tages doch wiederfinden ... Es ist dann nur schade für Dich, denn von der Kripo lasse ich mich nicht beeinflussen das ich Dich in Ruhe lassen soll.
... Eines möchte ich Dir gleich sagen. Das Kind was zwischen uns unterwegs ist soll unser bleiben und wenn es nicht so ist wird für Dich auch nicht mehr lange die Sonne scheinen das verspreche ich Dir.
... Wegen mir kannst Du diesen Brief gleich wieder der Kripo zei-
gen oder Deinen Vati deswegen kann man mich auch nicht von Dir zurückhalten, Du gräbst Dein Grab dann nur für Dich ...
... Wenn Du willst, dann bringe Deine Sachen mit und wir gehen fort von hier
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