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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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Bangelang unterbrochen. Die Mitglieder der MUK tragen die Ergebnisse der bisherigen Spurensicherung und der Befragungen zusammen. Stammt der Zettel von den beiden Männern, die nach Angaben des Sohnes seine Mutter getötet haben? Welches Motiv gibt es? Haben Hausbewohner Verdächtiges bemerkt? Hat Familie Bangelang Feinde? Warum wurde nur die Frau getötet? Existiert ein Geliebter? Was hat die Hausdurchsuchung ans Licht befördert?
    Interessant ist ein Schulheft, auf das die Polizei im Zimmer von Dirk gestoßen ist. Darin ist eine »Aufstellung von Sachen und Gegenständen enthalten, die man benötigt, um in der heutigen Zeit rowdyhafte Handlungen zu begehen«. Unter anderem ist von einem Banküberfall mit einer größeren Gruppe die Rede, für die man Tücher und Masken benötigt und Benzin, um nach dem Muster des Films »Petroleum Miezen« die Spuren des Überfalls zu vertuschen. Im Keller werden in einer Tasche zwei Flaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit, zwei Hämmer, ein Beil, ein schwerer Schraubenschlüssel und ein gelber Lappen sichergestellt. Auch das Ergebnis der Befragung des Freundes von Dirk liegt vor. Es ist Hans Motte. Was er berichtet, ist brisant.
    Um 22.30 Uhr des Tattages wird die Vernehmung von Dirk Bangelang fortgesetzt. Erneut soll er den Tagesablauf schildern, was er voller Gelassenheit macht. Auch bei der Wiedergabe der Umstände des Mordes durch die beiden Unbekannten gibt es nicht einen Moment, in dem er um die tote Mutter weint. Das Heft mit der merkwürdigen Auflistung bezeichnet er als »Quatsch«, den er sich zusammengesponnen habe. Als ihm die Kriminalisten schließlich vorhalten, dass sein schriftliches Geständnis nicht stimmt, wird der Junge fahl im Gesicht, und es sind Ansätze von Schluchzen zu vernehmen. Dirk Bangelang verschränkt die Arme auf dem Schreibtisch, vor dem er sitzt, und verbirgt seinen Kopf darin. Zwei bis drei Minuten verharrt er so, dann gesteht der Sohn: »Ich habe Mutti getötet!«
    Stockend und immer wieder mitten im Satz abbrechend, schildert er, was sich am frühen Morgen vor Beginn der Schule abgespielt hat: Wie an jedem Schultag, klingelt auch an diesem Freitag der Wecker bei Dirk kurz vor 6 Uhr. Er geht ins Schlafzimmer, weckt seine Mutter und fragt: »Mutti, kann ich 40 Mark bekommen?« Die will wissen, wofür. »Ich möchte zwei
    Kassetten kaufen für neue Musik«, antwortet Dirk. Marlies Bangelang schlägt ihrem Sohn den Wunsch unmissverständlich ab. »Du hast genug Kassetten. Lösch die alten, dann kannst du sie wieder bespielen. Du hast kaum erst 20 Mark von mir bekommen. Jetzt ist Schluss. Das ist mein letztes Wort«, sagt sie, und dreht sich auf die Seite.
    Erstmals seit Jahren begehrt der Junge ihr gegenüber energisch auf. Bislang hat Dirk sich immer den Meinungen und Weisungen seiner Eltern gefügt, hat alles widerspruchslos hingenommen und in sich hineingefressen. Doch jetzt ist er wütend. »Nie darf ich machen, was ich will. Ihr verbietet mir alles, immer soll ich nur an die Schule denken«, bricht die ganze Empörung aus dem Jugendlichen heraus. Er fühlt sich von den Eltern grundsätzlich missverstanden, ist überzeugt davon, dass er viel weniger darf und sich leisten kann als andere Jugendliche in seinem Alter. Dirk verlässt schimpfend das Schlafgemach der Eltern und legt sich in seinem Zimmer auf die Liege, um sich abzureagieren. Bisher ist ihm das noch immer gelungen. Diesmal nicht. Zu sicher war er sich, dass die Mutter das Geld rausrücken würde, wenn der Vater nicht zu Hause ist. Ihm schießt alles durch den Kopf, was er in letzter Zeit an vermeintlichen Ungerechtigkeiten ertragen musste: »Ich darf nicht mehr mit dem Moped fahren. Fernsehverbot habe ich auch schon wieder von Vati bekommen. Alles dreht sich immer nur um die blöde Schule«, wirbeln ihm die Gedanken herum.
    Der Blick des erbosten Jungen bleibt an der Truhe hängen, die neben der Liege steht und in der er verschiedene Dinge aufbewahrt. »Da liegt doch noch das Messer drin, mit dem Vati Kaninchen schlachtet und das ich genommen habe, um Elektrokabel durchzuschneiden«, durchzuckt es ihn. Auch ein paar Lederhandschuhe befinden sich in der Kiste, erinnert sich Dirk. Er steht auf, sucht beides heraus, zieht sich die schwarzen Handschuhe über und greift sich das Messer.
    »Mutti hat vor allem Angst, die werde ich jetzt richtig erschrecken«, nimmt er sich vor und hofft, dass die Mutter doch noch wegen der 40 Mark für die Kassetten einlenkt. Er hat vor, mit einem Satz

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