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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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im Netz angeboten. Auf den Videos sah man einen Mann in sexueller Aktion mit sieben- bis zehnjährigen Thaimädchen. Nie zeigte er sein Gesicht, denn er hatte eine Clownsmaske über den Kopf gestülpt. Die kleinen Mädchen wirkten ruhiggestellt, wie unter Drogen. Dennoch erkannte man die Angst in ihren weit aufgerissenen Augen und die schreckliche Gewissheit, dass ihnen niemand helfen würde. Ein Ring mit einem geschnitzten Karniol, den der Mann an der linken Hand trug, gab den entscheidenden Hinweis auf die Identität des Ex-Erziehers. Nun saß er in Deutschland in Untersuchungshaft, und die Staatsanwaltschaften in allen betroffenen Ländern ermittelten gegen die Männer, die das Material als User heruntergeladen und möglicherweise weiterverbreitet hatten. Bei den meisten von ihnen wurden Hunderte Dateien mit Tausenden einschlägiger Kinderpornofotos und Videos sichergestellt. Hinzu kamen die Mailadressen anderer Pädosexueller. Ein Schneeballsystem, das noch weitere Ermittlungen nach sich ziehen würde.
    In der Abteilung Lilliput wurden die in Frankreich beschlagnahmten Computerfestplatten auch nach einem möglichen Foto des toten Jungen aus der Seine durchsucht. Doch dies würde bei der Fülle des Materials einige Zeit dauern.
    Als Sofortmaßnahme ermittelte Johan Schlick online. Konzentriert und schnell surfte er durchs Netz. Er loggte sich in verschiedene Chats im Internet Relay Chat ein,
klickte Newsgroups an. Der Paradiesvogel saß neben ihm und starrte auf den Bildschirm.
    »Sisyphus ist nichts dagegen«, meinte er und trank eine Schluck Wasser aus der Flasche, die er sich mitgebracht hatte. »Wie bringst du nur die Geduld dafür auf, Johan?«
    Schlick warf ihm einen kurzen Blick zu. Mit seinem Gesicht voller Sommersprossen und den rötlich blonden Haaren sah er aus wie ein Engländer oder Ire.
    »Nur so kommen wir ans Ziel. Aber im Fall eures toten Jungen aus der Seine könnten wir Pech haben. Ich hab alle Suchbegriffe, die mir dafür eingefallen sind, schon eingegeben. Bisher alles Fehlanzeige. Die Typen werden immer schlauer. Die sind vorsichtig, lassen so schnell keine neuen User zu.«
    »Du hast doch gesagt, du kannst es mit einem Fake-Bild versuchen?«
    »Als letzte Möglichkeit. Juristisch betrachtet, ist die Sache schwierig und an der Grenze dessen, wo wir uns strafbar machen. Ich hab aber schon mal vorsichtshalber ein entsprechendes Foto präpariert.« Er klickte auf eine Datei. Jean-Marc sah ein farbiges Bild von guter Qualität. Es zeigte einen etwa zwölfjährigen, nackten Jungen, der von einem nicht identifizierbaren Mann anal penetriert wurde. Seine Hände waren über der Brust mit einer Nylonschnur gefesselt, wie sie zum Festmachen von Segelbooten benutzt wurde. Der Mann trug eine schwarze Kapuze über dem Kopf. Das Foto war so gestaltet, dass man das Gesicht des Jungen genau erkennen konnte. Es zeigte blasse, mädchenhafte Züge und einen sensiblen Mund. Besonders deutlich waren die geschminkten Augen zu erkennen. Interessant
war der Hintergrund auf dem Bild: Meer, blauer Himmel und ein paar Boote. Das Foto hätte auf einem Bootssteg oder auf Deck eines Bootes aufgenommen worden sein können.
    »Oh Mann«, sagte Jean-Marc und ächzte voller Abscheu. »Sieht total echt aus. Wie hast du das denn hingekriegt?«
    »Routine und ein gutes Fotobearbeitungsprogramm. Ein Kollege vom BKA in Wiesbaden hat es entwickelt. Wir nehmen Versatzstücke einschlägig sichergestellten Materials und verändern es so, dass Opfer und Täter der Originalfotos durch nichts mehr zu identifizieren sind. Wir produzieren also eigens und nur für diesen Zweck manipuliertes Bildmaterial, um bestimmte Usergruppen anzulocken. Die Schlüsselbotschaft hier in diesem Fake ist der Hinweis auf die Fesselung und das Meer. Der zusätzliche Kick für die, die das Bild haben wollen, liegt darin, dass bei Tageslicht und in einem scheinbar schönen Ambiente aufgenommen wurde. Damit suggeriere ich quasi eine normale Situation, die völlig legal erscheint. Weit weg von verbotenen, unscharfen Schmuddelbildern in einer düsteren Billighotelatmosphäre.«
    »Und du meinst, da beißt jemand an?«
    »Ich kann es nur hoffen. Weißt du, Jean-Marc, in neunundneunzig Fällen ist unsere Suche ein Schlag ins Wasser. Aber dieses eine Prozent … das ist immerhin eine Chance.«
    »Wie schaffst du es, dass jemand Kontakt mit dir aufnimmt? Riechen die nicht schon zehn Kilometer gegen den Wind, dass du von der Polizei bist?«

    »Meine Tarnung ist

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