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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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perfekt. Details brauchst du nicht zu wissen. Nur so viel: Wenn jemand auf gefesselte Jungs mit geschminkten Augen bei Sonnenschein am Meer steht, wird er mich vielleicht kontaktieren.«
    »Und dann?«
    »Dann kommt es eventuell zum Tausch von Fotos. Ich fungiere als Tauschbörse. Und wenn jemand im Besitz eines Fotos eures ermordeten Jungen sein sollte, wird er es mir vielleicht anbieten. Im Tausch gegen mein Fake, das er für echt hält. Dann haben wir einen Fuß in der Tür. Und können möglicherweise einen persönlichen Kontakt herstellen.«
    »Bei einer Chance von einem Prozent.« Jean-Marc schüttelte skeptisch den Kopf.
    »Besser als gar keine Chance. Ihr sucht doch einen Mörder, oder? Vielleicht haben der oder die Täter noch ganz anderes Material hinsichtlich dessen, was mit dem Jungen geschehen ist.«
    »Du meinst, ein Snuff-Video?«
    »Zum Beispiel. Wissen wir, unter welchen Umständen er ins Meer geworfen wurde, und was kurz zuvor noch passiert ist?«
    Jean-Marc schwieg einen Moment. Johan hatte Recht. Das Fake-Foto war einen Versuch wert. Die Polizei musste nach jedem Strohhalm greifen. Er blickte auf die Uhr. Es war kurz nach zwei. In einer Stunde begann die Talkrunde, und bis dahin wollte Jean-Marc noch einige Telefonate erledigen. Er gab Johan Schlick einen leichten Klaps auf die Schulter.
    »Ich muss los, Johan.«

    »Okay, Jean-Marc. Dann stelle ich jetzt das Fake-Foto ins Netz.«
    »Ja, tu das. Obwohl ich mir, ehrlich gesagt, nicht viel davon verspreche.« Jean-Marc stand auf und streckte sich.
    »Unbequem, eure Stühle. Ihr solltet euch mal ein paar neue anschaffen!«
    »Bei uns gibt’s eindeutige Prioritäten. Lieber die neuesten Computer als die bequemsten Stühle.«
    Jean-Marc lachte. Johan drehte sich zu ihm.
    »Ach, noch eines, Jean-Marc. Ich brauche einen guten Nickname, unter dem ich das Fake-Foto anbiete. Fällt dir da was ein?«
    Wie zufällig fiel Jean-Marcs Blick auf seinen linken Oberarm.
    »Schmetterling«, sagte er spontan und grinste.
     
    Das knatternde Geräusch der Rotorenblätter wurde lauter und lauter. Es zerschnitt die mittägliche Stille, unter der das Land sich duckte, und verschluckte das Geschrei der Möwen, das vom Meer herüberwehte.
    Louis Bouvier legte schützend die Hand über die Stirn und blickte in den hitzegeschwängerten, blassblauen Himmel. Der Hubschrauber näherte sich von Süden, doch die große Blutbuche verdeckte die Sicht. Bouvier erhob sich aus dem Korbsessel und ging rasch in die Halle.
    »Sie kommen«, rief er Jean-François Kahn zu. Der saß mit einer Zeitschrift im kühlen Halbdunkel und trank einen Whisky. Er stand auf und folgte seinem Freund, der Le Cloître durch den Haupteingang verließ.

    Jetzt war der Hubschrauber zu sehen. Wie der Schatten eines großen Insekts schob er sich ins Bild. Gleich darauf blitzte sein silberfarbener Leib im Sonnenlicht. Der Helikopter schwebte über dem Platz vor dem Hauptgebäude des Klosters und senkte sich langsam. Louis Bouvier und JKF warteten in gebührendem Abstand. Sanft setzte die Maschine auf dem Boden auf. Staub wirbelte empor, vermischte sich mit verwelktem Laub des letzten Herbstes. Der Motor wurde gedrosselt, die Rotorenblätter drehten sich langsamer. Die Tür wurde geöffnet. In geduckter Haltung verließen Léon Soulier, Frédéric Dubois und Eric Lecadre den Hubschrauber. Léon Soulier gab dem Piloten ein Zeichen, das dieser mit lässiger Handbewegung erwiderte. Als die drei Männer außerhalb der Reichweite der Rotorenblätter waren, schraubte sich der Hubschrauber wieder in die Luft, flog eine steile Rechtskurve und war kurz darauf verschwunden.
    JFK und Bouvier gingen auf die Angekommenen zu und begrüßten sie.
    »Wie war der Flug?«, wollte JFK wissen.
    »Okay«, sagte Léon Soulier. »Aber John ist ja auch ein erfahrener Pilot. Zehn Jahre Coast Guard am Golf von Mexico. Vor ein paar Jahren beim Hurrikan ›Kathrina‹ wurde er für seine Einsätze ausgezeichnet.«
    Bouvier verzog spöttisch den Mund.
    »Diese Story erzählst du uns jetzt mindestens zum zehnten Mal, Léon.«
    Soulier ging nicht darauf ein.
    »Jedenfalls fliegt John jetzt erst mal zurück nach Paris und holt uns Sonntagabend hier ab.«

    Eric Lecadre öffnete die Knöpfe seines Polohemdes.
    »Puh!«, stöhnte er. »Hier ist es ja keinen Deut kühler als in Paris.«
    »Lasst uns schnell ins Haus gehen«, erwiderte Louis Bouvier. »War die Polizei schon bei euch?«
    Alle drei nickten. Frédéric Dubois grinste.
    »Bei mir

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