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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Sendung.«
    Franck warf LaBréa aus den Augenwinkeln einen ironischen Blick zu. Er dachte dasselbe wie sein Chef. Ein Mensch, der ein solches Getue um seinen Glauben veranstaltet, hat irgendetwas zu verbergen.
    »Hat er Ihnen gegenüber geäußert, dass er sich bedroht fühlte? Angst um sein Leben hatte?«
    »Nein, Commissaire. Im Gegenteil: Er schien sehr heiter und mit sich und der Welt im Reinen.«
    »Glauben Sie, Pater, dass jemand mit sich im Reinen sein kann, der mit einer dunklen Vergangenheit lebt und seinen Namen, seine Identität gewechselt hat?«
    Der Priester zog die buschigen Augenbrauen zusammen und blickte LaBréa verständnislos an.
    »Was meinen Sie mit ›dunkler Vergangenheit‹?«
    Franck schaltete sich ein.
    »Wir haben Erkundigungen eingezogen und ein paar Ungereimtheiten im Lebenslauf von Monsieur Ribanville festgestellt.«
    »Ach, und da meinen Sie, dass diese Ungereimtheiten und ein ehrlicher, christlicher Glaube einander ausschließen?« Der Geistliche klang distanziert, ja sogar ein wenig abwehrend.
    »Nein, natürlich nicht, Hochwürden«, erwiderte LaBréa. »Uns interessiert nur, ob er Ihnen gegenüber einmal irgendwas
gesagt hat, was uns hilft, seinen Mörder zu finden. Das Motiv des Mörders könnte schließlich mit der Vergangenheit von Monsieur Ribanville zusammenhängen. Hat er irgendwann einmal von früher gesprochen? Von seiner Zeit in Nantes?«
    »Ich kann Ihnen da gar nichts sagen. Monsieur Ribanville hat sich mir mehrfach in meiner Eigenschaft als Priester anvertraut. Ich bin an das Beichtgeheimnis gebunden.«
    Eine solche Antwort hatte LaBréa befürchtet.
     
    Jean-Marc wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. Im Computerraum der Abteilung vier, intern »Giftkeller« genannt, stand die Luft wie gezuckert. Die Hochleistungsrechner liefen auf vollen Touren und strahlten die Wärme in den Raum ab. Es gab keine Fenster, keine Klimaanlage. Wer hier im Hochsommer arbeiten musste, sollte eigentlich eine Erschwerniszulage verlangen, dachte der Paradiesvogel.
    Drei Kollegen der Sonderkommission Lilliput saßen an ihren Rechnern. Lilliput war vor einem Jahr ins Leben gerufen worden, als die pädosexuellen Delikte im Land immer mehr zunahmen. Tausende einschlägig interessierter Männer tummelten sich im Netz. Als private Anbieter und Nutzer von Fotos und Videos benutzten sie irreführende Header, legten sich Tarnnamen zu. Das Material gelangte über ausländische Server ins Netz. Von Europa aus hatte man keinen Zugriff darauf. Die Server wechselten ständig. Hinzu kam, dass die Anbieter entsprechende Filterprogramme geschickt umschifften. Mit einem Wort: Der Sumpf breitete
sich immer weiter aus, und die Strafverfolgungsbehörden waren machtlos. Wer lediglich pädosexuelles Material aus dem Internet herunterlud und privat betrachtete, blieb meistens straffrei. Polizei und Justiz ging es in erster Linie um die Urheber und Hersteller des Materials. Sie waren diejenigen, die sich die Kinder beschafften, sie missbrauchten und ihr verbrecherisches Tun übers Netz und über Handys verbreiteten. Die Nachfrage war groß, und dementsprechend gab es einen immer stärker explodierenden Markt, dessen Akteure mit immer neuen Tricks versuchten, die Polizei auszuhebeln.
    Johan Schlick war der Chef der Sondergruppe Lilliput . Er stammte aus einem kleinen Ort im Elsass und sprach mehrere Sprachen, darunter Deutsch und Spanisch. Der große Coup gegen einen international operierenden Kinderpornoring vor einigen Wochen ging maßgeblich auf sein Konto. In zäher Kleinarbeit hatte er über Monate einen Internetanbieter identifiziert, der unter dem Namen »Stille Post« operierte und sich als Briefmarkentauschbörse getarnt hatte. Auf den ersten Blick eine harmlose Angelegenheit. Da die Kontaktadresse über einen Server in Russland lief, wurde Schlick jedoch misstrauisch. Zusammen mit Kollegen des deutschen Bundeskriminalamtes in Wiesbaden, wo Schlick mehrmals dienstlich hinflog, gelang es ihm, die wahre Bedeutung von »Stille Post« aufzudecken. In einer sorgfältig geplanten Aktion wurden dann zeitgleich in Frankreich, Deutschland, Spanien und den Niederlanden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Knapp viertausend Computer waren beschlagnahmt worden. Die Ausbeute war ebenso ergiebig wie schockierend. Der Betreiber
von »Stille Post«, ein einschlägig vorbestrafter, ehemaliger Erzieher aus einem Kaff an der deutsch-luxemburgischen Grenze, hatte selbst gedrehtes Filmmaterial aus Thailand gegen Bezahlung

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