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Der tote Moench

Der tote Moench

Titel: Der tote Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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nicht sonderlich wohl, als er im Inneren des Schuppens stand. Das hieß noch lange nicht, dass man ihn nicht beobachtet hatte. Womöglich wurde im Haus gerade eine Flinte entsichert ...
    »Okay, sei’s drum. Statistisch gesehen passiert einem nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen dasselbe.« Peter lächelte dünn. »Nur dass mich das im Moment gar nicht beruhigt.« Dann begann er, sich im Schuppen umzusehen.
    Das Innere des Häuschens war sehr übersichtlich. An der Wand rechts vom Eingang lagen Seile, Netze, Ersatzruder, drei Angeln und ein alter Außenbordmotor. Links waren alle möglichen Werkzeuge zu finden sowie einige Holzböcke und eine große Werkbank. Die Wand gegenüber vom Eingang bestand nur aus dem Bootstor, an dessen Innenseite zwei alte Regenmäntel hingen.
    »Ordnungsfanatiker«, murmelte Peter. Wie schon Justus fiel auch ihm auf, wie akkurat alles aufgeräumt war. Langsam ging er durch den Schuppen und musterte diverse Gegenstände. Aber soweit er das beurteilen konnte, war hier drin alles so, wie es sein musste.
    »Nanu? Was ist das denn?« Peter ging auf eine große, alte Seemannskiste zu, die rechts vom Eingang in der Ecke des Schuppens stand. Beim Hereinkommen hatte er sie völlig übersehen, weil dorthin fast kein Licht fiel.
    »Ist das Ding offen?« Peter rüttelte am Schloss. Erst gab es nicht nach, aber dann sprang der alte, verrostete Bügel auf.
    »Na, dann wollen wir doch mal sehen.«
    Peter schlug das Leintuch zurück, das über den Inhalt der Kiste gebreitet war. Darunter kam etwas zum Vorschein, was auf den ersten Blick wie eine durchsichtige Folie aussah. Peter nahm sie aus der Kiste. Durch die Folie zogen sich Plastikstangen, ebenfalls durchsichtig, und außerdem waren noch zwei kleinere Gegenstände daran befestigt. Peter drehte sie neugierig hin und her.
    Und plötzlich blieb ihm die Luft weg!
    »Das gibt’s doch nicht! Das ist ja eine –«
    Ein Schatten fiel durch das Fenster! Jemand war außen an dem Schuppen vorbeigegangen!
    Peter gefror das Blut in den Adern.
    Wohin?
    In Sekundenbruchteilen ging er seine Möglichkeiten durch. Die Netze! Mit dem Folienpaket in den Händen rollte er sich unter den Haufen Fangnetze rechts von ihm und zog das muffige Gespinst über sich.
    Eine Sekunde später öffnete sich die Tür.
    Peters Herz hämmerte wie verrückt, und die Schläge dröhnten ihm in den Ohren. So laut, dass er Angst hatte, man könnte sie hören. Luft anhalten! Kein Mucks! Hoffentlich hatte er die Netze nicht zu sehr in Unordnung gebracht!
    »Was ist –« Eine Männerstimme, überrascht, erbost.
    Die Stimme des Mediums! Peter erkannte sie sofort wieder. Und der Mann musste direkt vor der Kiste stehen, keine zwei Meter von Peter entfernt! Vor der Kiste, die er nicht zugemacht hatte!
    »Verdammt! Das ist doch – nein, zum Teufel!«
    Peter wusste augenblicklich, was los war. Der Mann vermisste etwas. Er vermisste das, was er gerade in Händen hielt.
    ›Wie wird man unsichtbar? O Gott! Ich sterbe!‹
    »Dieser verdammte Mistkerl!« Der Mann war außer sich. »Ich fasse es nicht! Dabei dachte ich – das gibt’s einfach nicht!«
    Im nächsten Moment wurde Peter die Luft aus den Lungen gepresst. Der Mann hatte sich hingesetzt – auf den Stapel Netze!
    »Diese kleine, schlitzäugige Ratte!« Ein fassungsloses Lachen entrang sich seiner Kehle.
    Der Mann hielt Lo für den Dieb! Aber wenn er nicht bald aufstand, würde er erfahren, wer der wahre Dieb war. Peter konnte kaum atmen.
    »Na warte, Bürschchen. Das wirst du mir büßen!« Mit einem Ruck stand er auf, und einen Augenblick später fiel die Tür des Bootshauses ins Schloss.
    Peter wartete noch eine Minute. Pfeifend sog er die Luft ein. Sein Rücken schmerzte höllisch, und sein rechtes Bein war eingeschlafen. Aber noch traute er sich nicht aufzustehen.
    Dann endlich kroch er unter dem Netz hervor. Vorsichtig äugte er um sich. Der Schuppen war leer. Er richtete sich halb auf und spähte über die Unterkante des Fensters. Niemand zu sehen. Er öffnete die Tür einen Spalt weit und drückte sich ins Freie. Der Wind wehte ihm die Haare ins Gesicht, und Peter blies sie weg. Überall gleichzeitig hinsehend huschte er zum Wasser und rannte geduckt über den Strand, das Folienpaket immer fest an sich gedrückt. Erst hinter dem Absperrungszaun ließ er sich erschöpft in den Sand sinken, schloss die Augen und atmete erleichtert durch.
    Zwei Minuten gönnte er sich. Brauchte er, damit sich sein Herz wieder einigermaßen

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