Der tote Moench
informierte ihn Christine. »Jedenfalls kam man dann vor, wie gesagt, gut fünfzig Jahren auf die Idee, das ehemalige Missionsgelände in ein Wohngebiet umzuwandeln. Die Grundstückspreise stiegen zu der Zeit, und immer mehr Menschen zog es nach Kalifornien. Wetter, Meer, Natur, ihr wisst schon. So ein Projekt versprach also eine Menge Profit. Doch der Ärger ließ nicht lange auf sich warten. Während die einen zu schnellem Geld kommen wollten, traten andere dafür ein, die Mission zu restaurieren und als Sehenswürdigkeit zu erhalten. Und eine dritte Gruppe war generell dagegen, hier oben etwas zu verändern. Das Gelände sei gewissermaßen heiliger Boden, den man nicht mit Swimmingpools oder Andenken-Läden entweihen dürfe. Außerdem seien hier auch viele Menschen begraben, deren Totenruhe man nicht stören dürfe.«
»Hier gibt es einen Friedhof?«, fragte Peter erschrocken.
»Gab, ja. Ich weiß nicht genau, wo er lag, aber es gab einen.«
Der Zweite Detektiv spürte ein unangenehmes Kribbeln in seinem Magen. Womöglich saß er in diesem Moment genau über einem Grab!
Justus ging plötzlich ein Licht auf. »Ach, daher die Sache mit der Rache. Ich habe mich schon gefragt, was der Typ im Schuppen beziehungsweise Lo damit meinte, dass sich jemand rächen wolle.«
Christine seufzte gelangweilt. »Eines der Schauermärchen. Dass die Toten dereinst aus ihren Gräbern steigen und sich an den Bewohnern rächen würden. Es existieren zahllose solcher Geschichten. Und lacht nicht, aber es gibt eine Menge Leute, die Stein und Bein schwören, dass sie hier oben schon Geister haben rumschwirren sehen.«
Justus schüttelte den Kopf, und Bob lächelte. Peter lächelte auch, aber reichlich verkrampft. Der Zweite Detektiv war ziemlich empfindlich, wenn es um Geister oder irgendwelche anderen Spukgestalten ging.
»Und Lo? Kennt er diese Gruselgeschichten?«, wollte Bob wissen.
»Natürlich. Er wohnt ja auch schon ewig hier oben. Aber wie gesagt, Lo ist sehr abergläubisch. Im Gegensatz zu mir nimmt er wohl die meisten Geschichten für bare Münze, oder glaubt, dass ein größeres Körnchen Wahrheit in ihnen steckt. Vor etwa fünf bis sechs Jahren hatte er schon einmal ähnliche Anwandlungen wie im Augenblick, nur nicht so extrem. Er war damals der Meinung, dass ein alter Mönch des Nachts durch den Garten schleicht und seine Blumen vergiftet. Tatsächlich gingen damals sehr viele Blumen ein.«
»Ah ja?«, entfuhr es Peter.
»Ja, aber wie sich herausstellte, war eine Familie Wühlmäuse dafür verantwortlich, die die ganzen Zwiebeln fraß. Kein toter Mönch.«
»Wühlmäuse!« Peter war sichtlich erleichtert.
»Noch einmal zurück zu dem Friedhof.« Justus knetete wieder einmal seine Unterlippe, was er immer tat, wenn er scharf nachdachte. »Wissen Sie wenigstens ungefähr, wo man den vermuten müsste? Also eher auf Ihrem Grundstück oder ganz woanders auf dem Hügel?«
Christine zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es wirklich nicht. Es könnte gut sein, dass wir mittendrauf sitzen. Er könnte aber auch ganz woanders sein. Wieso fragst du?«
Justus zögerte eine Sekunde. »Wenn sich der Friedhof auf Ihrem Grundstück befindet, könnte das unter Umständen eine Erklärung für den merkwürdigen Vorfall gestern Abend liefern.«
»Der Ast, der dich fast erschlagen hätte?«, mutmaßte Bob.
»Genau.«
»Wühlmäuse waren das sicher nicht«, sagte Peter. Bob und Christine lachten, aber Peter hatte eigentlich keinen Witz machen wollen.
»Nehmen wir mal an«, sagte Justus, »dass sich der Friedhof in dem kleinen Wäldchen befindet, das wir gestern Abend untersuchen wollten. Dafür spräche übrigens auch die seltsame Platte, die wir gefunden haben.«
»Du meinst, das waren die Reste einer Grabplatte?« Bob wiegte den Kopf hin und her und gab sich selbst die Antwort. »Könnte sein, ja.«
»Eben. Und nehmen wir weiter an, dass sich Lo dessen bewusst ist. Als Gärtner kennt er sich ja bestens aus auf dem Grundstück, vielleicht sogar besser als Sie selbst.« Justus nickte Christine zu. »Dann wäre es doch möglich, dass er uns gestern Abend von dem Friedhof fernhalten wollte, um sozusagen den Geist nicht noch mehr zu erzürnen. Dazu würde übrigens auch passen, dass ihm das Medium befohlen hat, niemanden in den Wald zu lassen.«
»Du meinst, Lo hat den Ast herunterfallen lassen? Absichtlich?« Christine sah Justus ungläubig an. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Lo tut keiner Fliege etwas zuleide.«
»Es lag
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