Der tote Moench
beruhigte. Im Moment war es kurz davor, ihm aus dem Hals zu hüpfen.
»Okay, ab nach Hause.« Peter stand auf und lief zu seinem Wagen. Noch immer hatte er weiche Knie, aber allmählich mischte sich auch so etwas wie Euphorie in seine Stimmung, wenn er an das Paket in seinen Armen dachte. Justus und Bob würden Augen machen! Ach was, die würden ihnen rausfallen vor Staunen!
Doch als er zwanzig Minuten später die Zentrale betrat, war sie verwaist. Enttäuscht kratzte er sich am Kopf. Er hatte es kaum erwarten können, ihnen seine Entdeckung zu präsentieren, und jetzt waren sie nicht da.
»Die brauchen sicher länger für ihre Nachforschungen«, wurde ihm jedoch bewusst. Er verbarg sein Mitbringsel unter einem Sessel und ließ sich hineinplumpsen. In Vorfreude seiner sensationellen Enthüllungen schnappte er sich einen Comic und begann zu lesen.
Justus und Bob kamen erst gut zwei Stunden später, beide kurz nacheinander. Doch keiner sah sonderlich zufrieden aus, als er die Zentrale betrat. Umso überraschter waren sie, als sie in Peters breites Grinsen blickten.
»Hat dir irgendeine Strandschönheit einen Heiratsantrag gemacht?«, fragte Justus verwundert.
»Besser!« Peter zuckte lustig mit den Augenbrauen.
»Zwei?« Bob hielt zwei Finger hoch.
Peter winkte lächelnd ab. »Ihr kommt nie drauf. Aber erzählt erst mal, was ihr habt.«
»Wollen wir’s spannend machen, hm?« Justus ließ sich am Schreibtisch nieder.
»Yep!«
»Also dann.« Der Erste Detektiv drehte die Handflächen nach oben. »Um es kurz zu machen. Nada.«
Peter hob feixend den Zeigefinger. »Das ist Spanisch und heißt: Nichts!«
Justus verdrehte die Augen. Peters gute Laune war fast schon unanständig.
»Du hast es erfasst, Zweiter. Ich habe nichts Auffälliges bemerkt oder gefunden. Und ich konnte ja auch schlecht in die einzelnen Büros und Geschäfte gehen und fragen, ob hier ein okkultisch veranlagter Scharlatan arbeitet, der einen chinesischen Gärtner um den Verstand geschwatzt hat.«
»Oder so.« Peter nickte gewichtig. Es war einfach zu schön, einmal derjenige zu sein, der das entscheidende Puzzleteil gefunden hatte.
»Auch ich habe nicht viel zu berichten.« Bob schlug seinen Block auf. »Ich kann nur bestätigen, was wir schon von Christine wissen. Die Siedlung, die Mission, die Streitereien um den Bau, alles wie gehabt. Das einzig Neue ist, dass ich etwas über die Lage des Friedhofs herausgefunden habe.«
»Ja, nämlich?«, fragte Justus interessiert.
»Du könntest recht gehabt haben, Erster. Der Friedhof lag tatsächlich in der Ecke, wo heute Christines Wäldchen steht. Und er erstreckte sich noch ein gutes Stück auf das Nachbargrundstück, wo dieser«, Bob musste seine eigene Schrift entziffern, »Hearst wohnt.«
»Wusst ich’s doch!« Justus schlug die Faust in die flache Hand. »Lo wollte uns von da fernhalten.«
Peter räusperte sich und setzte eine betont blasierte Miene auf. »Das ist ja alles ganz schön und gut, Kollegen. Aber die wichtigste Frage, das Rätsel aller Rätsel in diesem Fall hat euer geschätzter Zweiter Detektiv gelöst.«
Justus und Bob sahen sich erstaunt an.
»Du meinst, warum der Typ zum Beispiel davon wusste, dass wir bei Christine waren?«, fragte Bob.
»Exakt.«
»Das weißt du?« Justus war ehrlich verblüfft.
»Yes. Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?« Peter imitierte einen Fanfarenstoß und zog unter dem Sessel sein Paket hervor. Mit einer theatralischen Geste überreichte er es Justus.
Der Erste Detektiv wickelte das Paket aus, und Bob gesellte sich neugierig zu ihm. Die Folie wurde größer, die Stangen kamen zum Vorschein, eine Rolle mit einer dünnen Nylonschnur, dann die beiden Geräte.
Justus brauchte fünf Sekunden, um zu verstehen, was da vor ihm lag. »Das glaub ich nicht!«
»Wahnsinn!«, befand auch Bob.
»Nicht wahr?« Peter war ein einziges Grinsen.
»Eine Minikamera und ein Richtmikrofon! Beide mit Funksendern ausgestattet und befestigt an einem – Drachen!«
»Einem durchsichtigen Drachen«, ergänzte Bob.
Die Geister erwachen
Nachdem Peter die ganze Geschichte erzählt hatte, die sich in dem Bootsschuppen ereignet hatte, ließ Justus langsam und vernehmlich den Atem entweichen. »Wenn die ganze Sache nicht so perfide wäre, würde ich sagen: Raffiniert! Der Drache wurde über Christines Grundstück gelenkt, und dadurch ließ sich alles Mögliche in Erfahrung bringen, was sich da oben abgespielt hat. Dieses Wissen wurde
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