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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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sich über Jahrmillionen erstreckenden Kette aus aufeinanderfol-genden Mutationen. Als bedeutendster Faktor muß man sich dabei vor Augen halten, daß jede einzelne Mutation allein sich schon rein zufällig ereignet hat: ausgelöst durch Aberrationen im genetischen Code und durch Mischung zweier verschiedener Erbmassen infolge der Zeugung. Die Umwelt, in die der Mutant hineingeboren wird, diktiert, ob er überlebt und sich reproduzieren kann oder aber stirbt.
    Auf diese Weise setzen sich manche genetischen Neuerun-gen durch, andere hingegen werden sofort ausgetilgt oder aber durch wiederholte Kreuzungen verwässert.
    Es mag einige Leute geben, für die es schwierig ist, dieses Prinzip zu begreifen – hauptsächlich, vermute ich, weil sie nicht in der Lage sind, sich das Ausmaß der Kombinationsmöglichkeiten und die langen Zeiträume, die der Evolution zur Verfügung stehen, plastisch vor Augen zu führen. Ich möchte noch einmal betonen, daß wir hier über Milliarden und aber Milliarden unterschiedlicher Kombinationen sprechen, die im Laufe der Jahrmillionen entstehen.
    Bei einem Schachspiel kann man zu Beginn zwischen zwanzig möglichen Spielzügen entscheiden. Bei jedem Zug ist die Entscheidungsfreiheit des Spielers eingeschränkt, und trotzdem ist die Anzahl der möglichen Konstellationen nach nur zehn Zügen astronomisch hoch. Stellen Sie sich einmal die Permutationen vor, die nach einer Milliarde Züge entstehen, wenn dem Spieler bei jedem Zug auch noch eine Milliarde Möglichkeiten offenstehen. Dann wissen Sie, wie die Evolution abläuft. Zu glauben, daß zwei verschiedene Schachbretter nach einem Spiel unter solchen Bedingungen zum Schluß genau die gleiche Figuren-Konstellation aufweisen, erfordert ein bißchen zuviel Leichtgläubigkeit. Die Gesetze der statistischen Wahrscheinlichkeit sind unnachgiebig, wenn eine hinreichend große Anzahl von Einzelelementen existiert. Die Gesetze der Thermodynamik zum Beispiel sind nichts anderes als Beschreibungen des wahrscheinlichsten Verhaltens der Luftmoleküle. Dabei geht es jedoch um gigantische Zah-lenwerte, die uns dazu zwingen, uns darauf zu verlassen, daß sie sich den postulierten Regeln entsprechend verhalten
    – eine größere Abweichung davon konnte bisher noch nicht beobachtet werden. Die Wahrscheinlichkeit einer parallelen evolutionären Entwicklung, von der Sie sprachen, ist geringer als die, daß die Wärme plötzlich vom Kessel zum Feuer anstatt umgekehrt strömte oder daß alle Luftmolekü-

    le in diesem Raum sich zur gleichen Zeit in einer Ecke konzentrierten, was unsere Körper spontan detonieren lassen würden. Rein mathematisch betrachtet ist die Möglichkeit einer Parallelentwicklung gegeben, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist so unbeschreiblich gering, daß wir diesen Punkt nicht weiter zu verfolgen brauchen.«
    Ein junger Elektroniker hakte an dieser Stelle ein.
    »Und wenn sich Gott einschaltet?« fragte er. »Oder zumindest eine Art lenkende Kraft oder Prinzip, das wir noch nicht verstehen? Könnten dann nicht zwei verschiedene Entwicklungslinien an zwei verschiedenen Orten zum gleichen Ergebnis führen?«
    Danchekker schüttelte den Kopf und lächelte fast wohlwollend.
    »Wir sind Wissenschaftler, keine Priester«, entgegnete er. »Eine der fundamentalen Prinzipien der wissenschaftlichen Methode besteht darin, daß neue und spektakuläre Hypothesen so lange nicht als begründet gelten, wie die Behauptungen, die sie enthalten, im Widerspruch zu bereits bestehenden und bewiesenen Theorien stehen. Generationen von Forschern haben nichts entdeckt, das einer uni-versellen, lenkenden Kraft ähnlich wäre. Und da die durch Untersuchungen ermittelten Fakten durchaus mit den Prinzipien naturgesetzlicher Vorgänge, die ich bereits umrissen habe, zu erklären sind, besteht auch keine Notwendigkeit, eine andere Ursache zu beschwören oder zu erfinden. Die Vorstellung eines lenkenden Geistes oder eines einheitlichen Schöpfungsplans existiert nur im Kopf eines irregelei-teten Beobachters. Unter den Dingen, die er sieht, befindet sich kein Hinweis darauf.«
    »Aber angenommen, es stellt sich heraus, daß Charlie von einem anderen Ort kommt«, beharrte die Metallurgin.
    »Was dann?«
    »Ah! Nun, das wäre eine völlig andere Sache. Wenn durch einige Anhaltspunkte schlüssig bewiesen würde, daß sich Charlies Rasse tatsächlich an einem anderen Ort als der Erde entwickelte, dann wären wir zu der Einsicht gezwungen, daß die evolutionäre

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