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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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machten sie in ihrer Gesell-

    schaftsstruktur keinen großen Unterschied zwischen zivi-lem und militärischem Personal. Vielmehr scheint jedermann verschiedenen Abteilungen der gleichen großen Organisation angehört zu haben.«
    »Die wie im Totalitarismus zentral gelenkt wird?«
    »Ja, so ungefähr. Der Staat kontrollierte praktisch alles.
    Er wachte über alle Lebensbereiche und zwang allen eine strenge Disziplin auf. Man ging dorthin, wohin man geschickt, tat das, was einem aufgetragen wurde. In den meisten Fällen bedeutete das: in die Industrie, die Land-wirtschaft oder die Streitkräfte. Was immer man auch tat, der Staat war überall der Boß – das meinte ich damit, als ich sagte, sie gehörten alle verschiedenen Abteilungen der gleichen großen Organisation an.«
    »In Ordnung. Also, was hat es mit dem Soldbuch auf sich?«
    »Charlie wurde auf Minerva geboren, das wissen wir.
    Ebenso seine Eltern. Sein Vater war so etwas wie ein Ma-schinist; seine Mutter arbeitete ebenfalls in der Industrie, aber wir können ihren Beruf nicht exakt bestimmen. Die Aufzeichnungen geben uns auch Aufschluß darüber, wo er zur Schule gegangen ist, wie lange und wo er seine militärische Ausbildung genossen hat – jeder schien eine Art militärische Ausbildung durchlaufen zu müssen – und wo er Elektronik studierte. Es beinhaltet auch die Zeitangaben.«
    »Dann war er also so eine Art Elektroniker, nicht wahr?«
    erkundigte sich Hunt.
    »Gewissermaßen. Mehr ein Wartungs- denn ein Planungs- oder Entwicklungstechniker. Er scheint auf militärische Ausrüstung spezialisiert gewesen zu sein – im Buch ist eine lange Auflistung von Postierungen bei Kampfver-bänden. Die letzte ist interessant...« Maddson wählte ein bestimmtes Blatt und reichte es Hunt. »Das ist eine Übersetzung der letzten Seite von Postierungs-Angaben. Die letzte Eintragung gibt uns den Namen des Ortes. Daneben befindet sich eine Spezifikation, die, wörtlich übersetzt,
    ›fern vom Planeten‹ bedeutet. Wahrscheinlich ist das der lunarische Name für die Region unseres Mondes, in die er abkommandiert wurde.«
    »Interessant«, stimmte Hunt zu. »Sie haben eine ganze Menge mehr über ihn herausgefunden.«
    »Ja, wir kennen ihn inzwischen ziemlich gut. Wenn man die lunarischen Daten in unsere Maßeinheiten umrechnet, dann war er zur Zeit seiner letzten Postierung zweiunddrei-
    ßig Jahre alt. Nun ja, das ist alles nebensächlich. Sie können es in den Detailangaben nachlesen. Ich war dabei, die Art der Welt zu beschreiben, in die er hineingeboren wurde.«
    Maddson hielt inne, um erneut einen Blick auf seine Notizen zu werfen. Dann fuhr er fort: »Minerva war eine sterbende Welt. Zur fraglichen Zeit erreichte die letzte kalte Periode der Eiszeit ihren Höhepunkt. Mir ist gesagt worden, daß Eiszeiten ein sonnensystemumfassendes Phänomen sind. Minerva war eine ganze Ecke weiter von der Sonne entfernt als wir hier. Sie können sich also vorstellen, daß es dort ziemlich kalt war.«
    »Man muß sich nur einmal die Größe der Eiskappen ansehen«, kommentierte Hunt.
    »Ja, genau. Und es wurde noch schlimmer. Die lunarischen Wissenschaftler sagten voraus, daß in weniger als hundert Jahren die Eismassen aufeinandertreffen und den ganzen Planeten vollständig unter sich begraben würden.
    Nun, wie Sie sich denken werden, betrieben sie seit Jahrhunderten astronomische Forschungen – Jahrhunderte vor Charlies Zeit –, und sie wußten seit langem, daß sich die Dinge noch verschlechtern würden, bevor sie sich wieder verbesserten. Sie waren also damals schon zu dem Schluß gekommen, daß die Flucht zu einer anderen Welt der einzige Ausweg war. Das Problem war natürlich, daß sie selbst Generationen später, nachdem sie auf diesen Gedanken gekommen waren, keine Ahnung hatten, wie so etwas zu bewerkstelligen war. Die Antwort mußte irgendwo bei gründlicheren Wissenschaften und besserer Technik liegen.
    Die Entwicklung der Wissenschaften, die sie zu bekannten, besseren Orten bringen konnten, bevor ihr Volk vom Eis ausgelöscht wurde, wurde zu einer Art Wettlauf der ganzen Rasse. Ein Wettlauf, in dem Generation auf Generation zusammenarbeitete.«
    Maddson deutete auf einen weiteren Stapel von Papieren auf der Ecke seines Schreibtisches. »Dies war das oberste vom Staat gesetzte Ziel, das es zu verwirklichen galt, und da es um Leben oder Tod ging, wurde alles andere diesem Zweck untergeordnet. Von jetzt an war das Individuum von Geburt bis zum Tode den Bedürfnissen

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