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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Weißes. Ein weißer Ring.
    »Himmel! Sieh dir das an! Jerry, siehst du das?«
    Der Schädel, der aus einem Kreis schaurig weißen Lichts hinaufgrinste, erschreckte selbst die Beobachter draußen im Tunnel. Aber es war die Art des Skeletts, die sie aus der Fassung gebracht hatte. Kein Mensch hatte sich jemals eines Brustkastens rühmen können, der einen Vergleich mit diesen massiven, knöchernen Ringen ausgehalten hätte. Aber abgesehen davon, konnte selbst der größte Laie unter den Beobachtern eines erkennen: Wer auch immer die Besitzer dieses Schiffes gewesen waren, sie hatten keine Ähnlichkeit mit Menschen.
    Der Datenstrom, der von den Kameras aufgenommen wurde, wurde an Präprozessoren im unteren Kontrollraum übertragen und von dort aus per Kabel an die Oberfläche Ganymeds. Nachdem er von den Computern im Gebäude der Standort-Einsatzleitung codiert worden war, wurde er mittels Mikrowellensender an die tausend Kilometer entfernte Ganymed-Hauptbasis gesendet, dort wieder auf volle Länge gebracht und an das Leitschiff im Orbit umadres-siert. Hier wurde die Nachricht in den Nachrichtenaus-tausch- und Abstimmungs-Prozessorkomplex eingespeist, in Hochleistungslaser-Modulationswellen transformiert und in das Hauptausgangssignal eingegeben, das zur Erde ge-strahlt wurde. Über eine Stunde lang rasten die Daten quer durch das Sonnensystem und legten in jeder Sekunde 300.000 Kilometer zurück, bis die Sensoren der Fernkom-munikation-Relaisstation, die sich in einem solaren Orbit viele Millionen Kilometer außerhalb der Marschbahn befand, den Impulsstrom, der nur noch einen Bruchteil seiner ursprünglichen Sendeleistung aufwies, aus dem Vakuum fischte. Von hier aus wurden die Daten an die Tiefraum-Verbundstation weitergeleitet, die in einem der Librations-punkte zwischen Erde und Mond untergebracht war, schließlich dann an einem geostationären Kommunikations-Satelliten, der hoch über dem Zentrum der USA hing und sie an die Bodenstation in der Nähe von San Antonio übermittelte. Ein erdgebundenes Kommunikationsnetz vervollständigte die Reise zur UNWO-Projektleitung in Galveston, wo die Informationen von den Computern der Einsatzleitungszentrale begierig aufgenommen wurden.
    Das Jupiter-Vier -Leitschiff hatte elf Monate benötigt, um den Riesenplaneten zu erreichen. Vier Stunden nach der Ausstrahlung war die neueste Information sicher in den Datenbänken der UN-Weltraumorganisation untergebracht.

    14
    Die Entdeckung des riesigen Raumschiffes, das unter dem Eis von Ganymed eingefroren war, war eine Sensation, kam aber, in gewissem Sinne, nicht völlig unerwartet. Die wissenschaftliche Welt hatte es mehr oder weniger als Tatsache akzeptiert, daß auf Minerva einst eine blühende, hochentwickelte Zivilisation existiert hatte. Wenn die Argumente der Verfechter der orthodoxen Evolutionstheorie anerkannt wurden, dann hatten sogar zumindest zwei Planeten – Minerva und die Erde – bis zu einem gewissen Grade zur gleichen Zeit hochtechnisierte Zivilisationen getragen. Deshalb war es keine völlige Überraschung, daß das beharrliche menschliche Herumschnüffeln im Sonnensystem weitere Hinweise auf seine früheren Bewohner an den Tag brachte. Das Überraschende daran war jedoch der offensichtliche anatomische Unterschied zwischen den Ganymedern – wie die Wesen an Bord des Raumschiffes bald genannt wurden – und dem allgemeinen Körperbau, den Lunarier und Menschen gemeinsam hatten.
    Zu der noch immer unbeantworteten Frage, ob die Lunarier und Minervier ein und dasselbe Volk gewesen waren oder nicht, kam unverzüglich ein weiteres Rätsel hinzu: Woher stammten die Ganymeder, und gab es irgend-einen Zusammenhang zwischen ihnen und den Lunariern beziehungsweise Minerviern? Ein irritierter UNWO-Wissenschaftler faßte die Situation zusammen, indem er erklärte, daß es für die UNWO an der Zeit sei, eine Abteilung für extraterrestrische Zivilisationen zu gründen, um Ordnung in das ganze verdammte Durcheinander zu bringen!

    Die Pro-Danchekker-Fraktion interpretierte die neue Entwicklung schnell als direkten Beweis für die Richtigkeit der evolutionären Theorie und der Argumente, für die sie sich schon immer eingesetzt hatte. Natürlich, zwei Planeten des Sonnensystems hatten ungefähr zur gleichen Zeit in der Vergangenheit intelligentes Leben hervorgebracht. Die Ganymeder hatten sich auf Minerva entwickelt, und die Lunarier auf der Erde. Sie entstammten unabhängig voneinander verschiedenen evolutionären Linien, und

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