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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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des Staates unterstellt. Dies geht aus allem Geschriebenen hervor, und es wurde ihnen von Kind an eingehämmert. Diese Papiere sind die Übersetzung einer Art von Katechismus, den sie in der Schule auswendig lernen mußten; es liest sich wie dieses Nazizeug aus den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.« An diesem Punkt hielt er inne und sah Hunt erwartungsvoll an.
    Hunt sah verwirrt drein. Nach einem Augenblick sagte er: »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Ich meine –warum sollten sie sich anstrengen, die Raumfahrt zu entwickeln, wenn sie Kolonisten von der Erde waren? Sie mußten sie bereits entwickelt haben.«
    Maddson nickte zustimmend. »Ich habe mir gedacht, daß Sie das sagen würden.«
    »Aber... es ist vollkommen unsinnig.«
    »Ich weiß. Es bedeutet, daß sie sich von den Ursprüngen an auf Minerva entwickelten – wenn sie nicht von der Erde kamen, all ihr Wissen vergaßen und es dann neu erarbeiten mußten. Aber das erscheint mir genauso verrückt.«
    »Mir auch.« Hunt dachte eine lange Zeit nach.
    Schließlich schüttelte er seufzend den Kopf. »Ergibt keinen Sinn. Nun ja, was gibt's denn noch?«
    »Also, vor uns liegt ein durch und durch autoritärer Staat, der vom Individuum bedingungslosen Gehorsam verlangt und praktisch alles kontrolliert, was vorgeht. Für alles braucht man eine Genehmigung. Es gibt Reisegenehmigun-gen, Freizeitgenehmigungen, Arbeitsbefreiungsgenehmi-gungen – selbst Fortpflanzungsgenehmigungen. Alles ist knapp und über Zuteilungsmarken rationiert: Nahrungsmittel, jede Art von Verbrauchsgütern, Heizung, Licht, Unterkunft – alles, was Sie wollen. Und um jedermann bei der Stange zu halten, betreibt der Staat eine Propaganda-maschine, deren Ausmaße Sie sich nicht einmal in Ihren wildesten Träumen ausmalen können. Und um alles noch zu verschlimmern, herrschte auf dem ganzen Planeten ungeheure Knappheit an allen möglichen Mineralien. Das bremste ihre Aktivitäten erheblich. Das Ausmaß ihres technologischen Fortschritts war trotz der konzentrierten Bemühungen wahrscheinlich nicht so groß, wie Sie glauben.

    Etwa hundert Jahre gaben ihnen nicht den Spielraum, den man erwarten sollte.« Maddson drehte einige Blätter um, betrachtete kurz das nächste und fuhr dann fort: »Und erschwerend kamen weiterhin ihre politischen Probleme hinzu.«
    »Ja, bitte?«
    »Nun, wir nehmen an, daß sich ihre Zivilisation ähnlich der unsrigen entwickelte – zuerst Stämme, dann Dörfer, Städte, Nationen und so weiter. Vieles spricht dafür.
    Irgendwo auf diesem Weg begannen sie die verschiedenen Wissenschaften zu entdecken, genauso wie wir. Wie Sie sich denken können, kamen ungefähr zur gleichen Zeit die gleichen Ideen verschiedenen Leuten an verschiedenen Orten in den Sinn – genau wie hier. Mit der Bestätigung dieser Ideen schienen sich die Lunarier auch darüber klarzuwerden, daß einfach nicht genügend Hilfsmittel vorhanden waren, um mehr als ein paar Glückliche in Sicherheit zu bringen. Es gab keine Möglichkeit, die Bevölkerung eines ganzen Planeten fortzuschaffen.«
    »Also kämpften sie darum«, vermutete Hunt.
    »Richtig. Auf die Weise, wie ich es beschrieben habe, entwickelte sich eine ganze Anzahl von Nationen. Sie standen untereinander, ebenso wie mit dem Eis, im Wettstreit, um das technologische Absprungbrett zu erreichen. Jeder andere Staat war ein Rivale, also bekämpften sie sich. Ein weiterer Anlaß der Kämpfe war der Mineralmangel, besonders die Knappheit von Metallerzen.« Maddson deutete auf die Karte von Minerva, die über dem Schreibtisch angebracht war. »Sehen Sie diese Punkte auf den Eismassen?
    Die meisten von ihnen waren eine Kombination aus Festung und Bergbaustadt. Sie gruben sich direkt durch das Eis zu den Lagerstätten vor, und die Armee hatte sicherzu-stellen, daß sie die gewonnenen Bodenschätze auch behalten konnten.«
    »So hat es bei ihnen also ausgesehen. Ein wenig erhei-terndes Völkchen, was?«
    »Allerdings, und das Generation auf Generation.« Maddson zuckte mit den Achseln. »Wer weiß? Vielleicht würden wir uns ähnlich verhalten, wenn uns eine Eisdecke bedrohte. Wie dem auch sei, die Situation führte zu Komplika-tionen. Sie standen vor dem Problem, ihre Anstrengungen und Ressourcen während der ganzen Zeit auf zwei verschiedene Erfordernisse aufzuteilen: erstens die Entwicklung einer Technologie, die einen ausgedehnten interplanetaren Raumflug erlaubte, und zweitens die Rüstung und eine Verteidigungsorganisation, um ihn

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