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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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aufgegebenen Rohbauten überlebter Ideen bedeckt. Sie erinnerten die Wissenschaftler an die Fallgruben, die den Unachtsamen erwarteten, wenn der Spekulation zuviel Raum gegeben und der Phantasie gestattet wurde, sich weiter und immer weiter vom Boden belegbarer Beweise und wissenschaftlicher Haltbarkeit zu entfernen. Um dieser Tendenz Einhalt zu gebieten, stieß Danchekkers Versuch, die ganze Sache mit einem Donner-schlag zu lösen, auf allgemein zurückhaltenderen Zu-spruch, als man hätte erwarten können. Inzwischen hatte man sich in so vielen Sackgassen verfranst, daß jede neue Vermutung auf instinktiven Zweifel und Forderungen nach Bestätigung stieß.
    Die Entdeckung von Tieren aus der Frühgeschichte der Erde an Bord des ganymedischen Raumschiffes bewies nur eine Sache eindeutig: daß Tiere aus der Frühgeschichte der Erde an Bord des ganymedischen Raumschiffes waren. Sie bewies nicht zweifelsfrei, daß andere Warensendungen Minerva sicher erreicht hatten. Oder natürlich, ob diese besondere Sendung jemals für Minerva bestimmt gewesen war.
    Überhaupt schien der Jupiter ein seltsamer Ort für das Auffinden eines Schiffes zu sein, das von der Erde nach Minerva unterwegs gewesen war. Sie bewies also nur, daß diese Warensendung niemals ihren Bestimmungsort erreicht hatte, welcher immer das auch gewesen war.
    Danchekkers Schlußfolgerungen über den Ursprung der Ganymeder fanden jedoch volle Zustimmung bei einer Londoner Gruppe von Experten der vergleichenden Anato-

    mie. Sie bestätigte die Verwandtschaft zwischen dem Ganymederskelett und dem minervianischen Fisch. Die Folgerung aus diesem Tatbestand war, daß sich die Lunarier von verschleppten irdischen Vorfahren ebenfalls auf Minerva entwickelt hatten. Sie erklärte das Nichtvorhanden-sein lunarischer Spuren auf der Erde und das offensichtliche Fehlen entwickelter Raumfahrttechnologie, aber sie benötigte weitaus mehr konkrete Beweise.
    In der Zwischenzeit hatten sich die Linguistiker eifrig bemüht, ihre neuen, von der Mikropunkt-Bibliothek stammenden Kenntnisse auf das letzte ungelöste Rätsel unter Charlies Papieren anzuwenden: das Notizbuch mit den handschriftlichen Eintragungen. Das, was zum Vorschein kam, lieferte eine deutliche Bestätigung des breiten Bildes, das von Hunt und Steinfield bereits mit nüchternen und objektiven Begriffen gezeichnet worden war. Es war eine Zusammenfassung der letzten Tage von Charlies Leben.
    Die Enthüllungen aus diesem Buch warfen noch eine weitere intellektuelle Granate zwischen die bereits in Auflösung befindlichen Linien der Forscher. Doch es war Hunt, der schließlich den Stöpsel aus der Badewanne zog.
    Einen Aktendeckel mit losen Papieren unter den Arm geklemmt, schlenderte Hunt durch den Hauptkorridor des dreizehnten Stocks der Navkomm-Zentrale in Richtung der Abteilung Linguistik. Vor Don Maddsons Büro blieb er stehen und betrachtete neugierig das an die Tür geheftete Schild, das mit fünf Zentimeter großen lunarischen Zeichen beschriftet war. Er zuckte mit den Achseln, schüttelte den Kopf und trat ein. Maddson und einer seiner Assistenten saßen vor dem immer noch nicht übersichtlicher geworde-

    nen Chaos auf dem langen Tisch, etwas vom Schreibtisch entfernt. Hunt nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu ihnen.
    »Sie haben die Übersetzungen durchgesehen«, stellte Maddson fest, als Hunt den Inhalt des Aktendeckels auf dem Tisch ausbreitete und er die Papiere wiedererkannte.
    Hunt nickte. »Sind äußerst interessant. Einige Punkte würde ich gern noch einmal durchgehen, nur um sicher zu sein, daß ich's auch kapiert habe. Einige Abschnitte ergeben einfach keinen Sinn.«
    »Hätten wir uns denken sollen«, seufzte Maddson ergeben. »In Ordnung, schießen Sie los.«
    »Lassen Sie uns die Eintragungen der Reihe nach durchgehen«, schlug Hunt vor. »Ich halte an, wenn wir zu den seltsamen Stellen kommen. Nebenbei gesagt...« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Tür. »Was soll das komische Schild da draußen?«
    Maddson grinste stolz. »Das ist mein Name auf Lunarisch. Wörtlich bedeutet es Schüler Narren-Sohn . Kapiert?
    Don Mad-Son . Na?«
    »O Himmel!« stöhnte Hunt. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Papieren zu.
    »Sie haben die lunarisch datierten Eintragungen einfach mit fortlaufenden Ziffern gekennzeichnet, beginnend mit dem ›Ersten Tag‹. Und die Unterteilungen ihrer Tage sind in unsere Stunden umgerechnet.«
    »Genau«, bestätigte Maddson. »Wo ferner Zweifel an der Genauigkeit

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