Der tote Raumfahrer
irgendeiner Waffengattung eingeschifft worden.« Hunt überflog rasch das nächste Blatt.
»Ah ja... dies ist die Stelle, wo er Seltar erwähnt. Wir werden zusammen mit der Vierzehnten Brigade bei der Annihilator-Stellung von Seltar stationiert. Mit diesem Annihilator stimmt auch irgend etwas nicht. Aber darauf kommen wir gleich noch zurück.
Siebter Tag. Vor vier Stunden planmäßig an Bord gegangen. Sitzen noch immer hier. Start verschoben, da das ganze Gebiet unter schwerem Raketenbeschuß. Berge land-
einwärts unter Sperrfeuer. Startrampen intakt, Situation oben an der Oberfläche aber chaotisch. Nichtneutralisier-te, lambianische Satelliten immer noch im Bereich unseres Flugkorridors.
Später. Haben plötzlich Startfreigabe erhalten, und innerhalb von Minuten war der ganze Schwarm oben. Sind erst gar nicht in einen Orbit eingeschwenkt – ist noch immer nicht sehr empfehlenswert –, haben statt dessen sofort Kurs gesetzt. Zwei Schiffe auf dem Weg hinauf verlorengegangen. Koriel schließt Wetten ab, wie viele Schiffe unserer Flotte auf Luna landen. Wir fliegen im Schutze eines starken Abwehrschirms, müssen aber für das Suchradar der Lambianer deutlich auszumachen sein.
Hier schildert eine Seite Koriels Flirt mit einem Mädchen von der Nachrichteneinheit – schon ein toller Typ, dieser Koriel, nicht wahr...? Unterwegs erreichten sie weitere Kriegsberichte... Ah, dies ist die Stelle, die ich meine.«
Hunt hatte die Eintragung mit dem Finger gefunden.
»Achter Tag. Endlich im Lunaorbit!« Er legte das Blatt auf den Tisch und sah von einem Linguisten zum anderen.
» ›Endlich im Lunaorbit!‹ Nun erklären Sie mir: Wie konnte dieses Schiff eigentlich in nur zwei Tagen von Minerva zum Mond fliegen? Entweder hatten sie einen Treibstoff, den die UNWO erst noch entwickeln muß, oder wir liegen bei der Beurteilung der lunarischen Technologien völlig falsch. Wenn sie dazu in der Lage waren, dann hatten sie überhaupt kein Problem mit der Entwicklung der Raumfahrt. Dann waren sie uns weit voraus. Aber das glaube ich nicht – alles deutet darauf hin, daß sie Schwierigkeiten hatten.«
Maddson vollführte eine hilflose Geste. Er wußte, daß es verrückt war. Fragend sah Hunt Maddsons Assistenten an, der jedoch nur die Achseln zuckte und sein Gesicht verzog.
»Sie sind sicher, daß er die Umlaufbahn des Mondes meinte – unseres Mondes?«
»Wir sind sicher.« Maddson war sich sicher.
»Und es gibt keinen Zweifel über das Datum seiner Einschiffung?« bohrte Hunt.
»Das Einschiffungsdatum ist im Soldbuch eingestempelt und stimmt mit der Datierung der Eintragung überein, in der er schreibt, daß er an Bord ging. Vergessen Sie auch nicht die Formulierung beim – wo war's? – hier, beim sieb-ten Tag. Vor vier Stunden plangemäß an Bord gegangen.
›Plangemäß‹, sehen Sie? Nichts deutet auf eine Änderung im Zeitplan hin.«
»Und wie sicher ist die Zeitangabe darüber, wann er Luna erreichte?« fragte Hunt.
»Nun, das ist ein bißchen haariger. Wenn wir uns einfach nach den Notizen richten, dann waren sie einen lunarischen Tag unterwegs, in Ordnung. Nun, es ist möglich, daß er sich auf Minerva nach minervianischer Zeit richtete, bei Erreichen des Mondes aber zu einer lokalen Zeiteinteilung überging. Wenn das der Fall ist, dann wäre es ein außerordentlicher Zufall, wenn beides übereinstimmte, wie es zu sein scheint.« Er zuckte mit den Achseln. »Aber es wäre möglich. Das, was mich an dieser Vorstellung allerdings stört, ist das Fehlen jeder Eintragung zwischen dem Datum der Einschiffung und dem der Erreichung des Mondes.
Charlie scheint regelmäßig Vermerke in sein Tagebuch geschrieben zu haben. Wenn die Reise Monate dauerte, wie es Ihrer Meinung nach hätte sein sollen, dann erscheint es mir seltsam, daß zwischen diesen beiden Zeitangaben überhaupt keine Eintragung erfolgte. Es ist nicht so, als hätte er zu wenig Freizeit gehabt.«
Hunt dachte einige Augenblicke über diese Möglichkeiten nach und sagte dann: »Es kommt noch schlimmer.
Lassen Sie uns erst mal weitermachen.«
Er nahm die Blätter zur Hand und fuhr fort:
»Vor fünf Stunden schließlich gelandet. (Fluch)... was für ein Schlamassel! Als wir den (Anflugkorridor?) herun-terkamen, konnten wir sehen, daß über Kilometer hinweg das Gebiet um Seltar an vielen Stellen rot glühte. Dort befanden sich Seen aus geschmolzenem Gestein, in strah-lendem Orange, einige von Felswällen umgeben, die dort steil zu ihnen abfielen, wo
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