Der tote Raumfahrer
dann wieder zu verblassen.
Muß da unten ganz schön beschissen sein.
Die Kolonne kroch langsam durch die Wüste aus ver-branntem grauen Staub, und die Zahl der Reisenden nahm rapide ab, als Verwundungen und Strahlungskrankheiten ihren Tribut verlangten. Am sechsundzwanzigsten Tag trafen sie auf eine lambianische Bodenstreitmacht, und drei Stunden lang tobte inmitten von Felsblöcken und -zacken ein wütender Kampf. Die Schlacht endete, als die übriggebliebenen lambianischen Panzer ihre Deckung verließen und geradewegs die cerianischen Stellungen angriffen, nur um direkt vor der äußeren Verteidigungslinie von der mit Frauen besetzten Laserartillerie vernichtet zu werden, als sie auf Kernschußweite heran waren. Nach der Schlacht waren noch 165 Cerianer übrig, aber nicht mehr genug Fahrzeuge, um sie alle aufzunehmen.
Nach einer Beratung ersannen die cerianischen Offiziere den Plan, die Reise grüppchenweise fortzusetzen. Die Hälfte der Kompanie würde über die halbe Distanz transportiert und dort mit einem Kettenfahrzeug als Unterkunft zurückgelassen werden, während die verbliebenen Fahrzeuge zurückkehrten, um die Zurückgelassenen einzusammeln. So sollte es den ganzen Weg bis nach Gorda weitergehen.
Charlie und Koriel gehörten zur ersten Gruppe, die losge-schickt wurde.
Achtundzwanzigster Tag. Ereignislose Fahrt. Errichteten in einer schattigen Schlucht ein Lager und sahen zu, wie der Konvoi umkehrte und den langen Weg zurück zu den anderen begann. Bis morgen um diese Zeit sollten sie zurück sein. Bis dahin nicht viel zu tun. Zwei starben während der Fahrt, also sind jetzt achtundfünfzig von uns hier. Wir wechselten uns damit ab, im Innern des Schlep-pers zu essen und auszuruhen. Wenn man nicht an der Reihe ist, macht man es sich so bequem, wie es inmitten der Felsen möglich ist. Koriel ist sauer. Er hat zwei Stunden damit verbracht, draußen mit vier Mädchen von der Artillerie herumzusitzen. Wer auch immer die Raumanzüge entworfen hat, meint er, hätte eine Situation wie diese berücksichtigen sollen.
Der Konvoi kehrte nie zurück.
Mit dem einzigen übriggebliebenen Kettenfahrzeug fuhr die Gruppe mit der gleichen Taktik wie zuvor fort, trans-portierte eine Abteilung, lud sie aus, und kehrte zurück, um den Rest aufzunehmen. Bis zum dreiunddreißigsten Tag hatten Krankheiten, Unfälle und ein Selbstmord ihre Anzahl soweit verringert, daß alle Überlebenden auf einmal Platz im Kettenfahrzeug fanden. Das Hin und Her hatte ein Ende. Wenn sie ohne Unterbrechung fuhren, würden sie Gorda am achtunddreißigsten Tag erreichen, schätzten sie.
Am siebenunddreißigsten Tag hatte das Fahrzeug eine schwere Panne. Die für eine Reparatur erforderlichen Ersatzteile waren nicht verfügbar.
Viele waren zu schwach. Eines war klar: Ein Versuch, Gorda zu Fuß zu erreichen, würde so anstrengend sein, daß ihn niemand überleben konnte.
Siebenunddreißigster Tag. Sieben von uns – vier Männer (ich selbst, Koriel und zwei Infanteristen) und drei Mädchen – versuchen, Gorda in einem Gewaltmarsch zu erreichen. Die anderen bleiben währenddessen im Kettenfahrzeug und warten auf einen Rettungstrupp. Koriel kocht eine Mahlzeit, bevor wir aufbrechen. Er hat gesagt, was er vom Leben bei der Infanterie hält – scheint absolut nicht viel davon zu halten.
Einige Stunden, nachdem sie das Kettenfahrzeug verlassen hatten, kletterte einer der Infanteristen auf einen Fels-vorsprung, um die Wegstrecke voraus in Augenschein zu nehmen. Er rutschte aus, schlitzte sich den Anzug auf und starb auf der Stelle an explosiver Dekompression. Später verletzte sich eines der Mädchen am Bein und blieb, als die Schmerzen zunahmen, weiter und weiter hinter ihnen zurück. Die Sonne ging unter, und sie durften keine Zeit ver-lieren. Jedermann in der Gruppe quälte sich in Gedanken mit derselben Gleichung, – ein Leben oder achtundzwanzig? – sagte aber nichts: Das Mädchen löste das Problem für sie, indem es bei einer Rast stillschweigend seine Luftzufuhr unterbrach.
Achtunddreißigster Tag. Jetzt nur noch Koriel und ich –
wie in alten Zeiten. Der Infanterist krümmte sich plötzlich zusammen und erbrach sich heftig im Innern seines Helms.
Wir standen da, ohne ihm helfen zu können, und mußten zusehen, wie er starb. Einige Stunden später brach eines der Mädchen zusammen und sagte, es könne nicht mehr weiter. Das andere beharrte darauf, so lange bei ihm zu bleiben, bis wir Hilfe von Gorda schickten. Konnten es ihr
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