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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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sich zurück.
    »Was steht als sicher fest?« fragte er schließlich. »Wir wissen, daß diese lunarischen Raumschiffe unseren Mond in zwei Tagen erreichten. Wir wissen, daß die Lunarier eine auf dem Mond stationierte Waffe exakt auf ein minervianisches Ziel ausrichten konnten. Wir wissen ebenfalls, daß die Hin- und Rückreise elektromagnetischer Wellen wesentlich kürzer war, als es überhaupt der Fall sein kann, wenn wir über den gleichen Ort sprechen. Und schließlich: Wir können es nicht beweisen, wir glauben es nur, daß Charlie auf unserem Mond stehen und ganz deutlich die Oberflächenstrukturen Minervas sehen konnte. Nun, wo-rauf läuft das hinaus?«
    »Es gibt nur einen Ort im Universum, auf den alle diese Punkte zutreffen«, sagte Maddson benommen.
    »Genau – und er ist direkt zu unseren Füßen! Vielleicht existierte außerhalb der Marsbahn ein Planet namens Minerva, und vielleicht trug er eine Zivilisation. Vielleicht haben die Ganymeder ein paar Tiere dorthin gebracht, vielleicht auch nicht. Aber es spielt überhaupt keine Rolle mehr, nicht wahr? Denn der einzige Planet, von dem Charlies Schiff nur gestartet sein kann, der einzige Planet, auf den sie mit ihrem Annihilator zielen konnten, und der einzige Planet, den er vom Mond aus in allen Einzelheiten sehen konnte – ist dieser!
    Sie kamen von der Erde, von Anfang an!
    Wenn dies bei Navkomm die Runde macht, dann flippen die Leute gleich scharenweise aus.«

    17
    Mit der ersten, umfassenden Übersetzung des Notizbuches mit den handschriftlichen Eintragungen war das Paradoxon komplett. Nun gab es zwei folgerichtige und offenbar un-widerlegbare Beweisketten. Die eine wies nach, daß die Lunarier von der Erde stammen mußten, und die andere, daß dies unmöglich war.
    Schlagartig machte sich erneut Verwirrung breit, und abermals brachen Kontroversen aus. Die Nacht in Houston und anderswo wurde zum Tage, als die gleichen, unver-meidbaren Beweisrollen abgespult wurden und wieder die gleichen Tatsachenpakete nach neuen Anhaltspunkten oder Interpretationsmöglichkeiten durchsucht wurden. Aber keine neue Antwort konnte gefunden werden. Nur die Auffassung, die Lunarier seien das Produkt einer parallelen Evolutionslinie, schien endgültig ignoriert zu werden. Es gab mehr als genug andere im Umlauf befindliche Theorien, als daß irgend jemand auch noch diese hätte beschwören müssen. Die Navkommgemeinschaft löste sich in unzählige Gruppen und Grüppchen auf, die umherhasteten und mal mit dieser und mal mit jener Vorstellung liebäugelten. Als der Aufruhr nachließ, wurden die letzten Verteidigungsli-nien von vier Hauptlagern errichtet.
    Die reinen Erdler akzeptierten die Folgerungen aus Charlies Tagebuch vorbehaltlos. Sie behaupteten, daß sich die lunarische Zivilisation auf der Erde entwickelte, auf der Erde aufblühte, sich auf der Erde selbst zerstörte und damit basta. Deshalb seien alle Hinweise auf Minerva und die angeblich dort entstandene Zivilisation Quatsch. Auf Minerva habe nie eine Zivilisation existiert, außer jener der Ganymeder, und das läge zu weit in fernster Vergangenheit, um irgendeine Bedeutung hinsichtlich der Lunarierfrage zu haben. Die auf Charlies Karten veranschaulichte Welt war die Erde, nicht Minerva. Also mußten die Berechnungen, die diese Welt fast 400 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt placierten, einen groben Fehler aufweisen. Daß dieser Wert dem Orbitalradius des Asteroidengürtels entsprach, war Zufall. Die Asteroiden hatten sich schon immer dort befunden, und alle Daten von Iliad waren zweifelhaft und bedurften der Gegenkontrolle.
    Damit blieb nur eine unbeantwortete Frage übrig: Warum hatten Charlies Karten keine Ähnlichkeit mit der Erde? Um dieses Problem zu lösen, starteten die reinen Erdler eine Reihe von Sturmangriffen auf die Bastionen der etablierten geologischen Theorie und der Methoden geologischer Datierung. Sie verwiesen auf die Hypothese, nach der die Kontinente ursprünglich aus einer einzelnen Granitmasse bestanden hatten, welche unter dem Gewicht gewaltiger Eiskappen zerbrochen und von den Eismassen, die in die so entstandenen Spalten stürzten, auseinanderge-drängt worden war. Sie deuteten auf das auf der Karte angegebene Ausmaß der Eiskappen und betonten, daß sie wesentlich größer als die waren, die man bisher auf der Erde vermutet hatte. Wenn die Karten also tatsächlich die Erde und nicht Minerva abbildeten, dann mußte die Eiszeit auf der Erde umfassender als bisher angenommen und

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