Der tote Raumfahrer
Kontrolltafeln fast vollständig umgeben war, musterte einige der Zahlenkolonnen, die vor ihm auf den Schirmen flimmerten.
»Z-Modus linear im Feld«, rief er. »Eine Teilverstärkung ...«
»Gut. Versuchen Sie's.«
»Ich gehe auf der Z-Achse von zwei null null auf zwei eins null ... steigere die Verstärkung um jeweils einen Punkt ... in Schritten von null Komma fünf Sekunden.«
»Verstanden.« Hunt betrachtete den Schirm. Das Abbild eines Seitenabschnitts aus dem Buch verzerrte sich an einigen Stellen, dann begann es sich zu verändern.
»Jetzt anhalten!« rief er.
Gray betätigte eine Taste. »In Ordnung?«
Eine Zeitlang betrachtete Hunt das nun modifizierte Bild.
»In der Mitte ist nun alles klar«, sagte er schließlich. »Stabilisieren Sie das neue Niveau auf vierzig Prozent. Diese Randverzerrungen stören mich noch immer. Geben Sie mir mal einen Vertikalschnitt durch das Zentrum.«
»Auf welchem Bildschirm?«
»Äh ... Nummer sieben.«
»Kommt sofort.«
Auf Hunts Konsole leuchtete eine Kurve auf, die einen Querschnitt durch den schmalen Bereich zeigte, mit dem sie sich beschäftigten. Er betrachtete sie einige Augenblicke, dann rief er: »Nehmen Sie eine Interpolation der Randverzerrung vor! Fangen Sie mit, sagen wir, minus fünf und fünfunddreißig Prozent auf Y an.«
»Parameter sind klar ... Interpolator dazugeschaltet«, meldete Gray. »Wird jetzt ins Abtastprogramm eingegliedert.« Wieder veränderte sich das Bild ein wenig. Jetzt wies es eine merkliche Kontrastverbesserung auf.
»An den Rändern noch immer nicht ganz klar«, sagte Hunt. »Versuchen Sie's mit einer Peripherverstärkung von plus zehn. Wenn das nichts hilft, müssen wir den Isobandbreitenregler hinzunehmen.«
»Plus zehn auf zwei fünf und sieben fünf null«, wiederholte Gray, während er an der Tastatur arbeitete. »Erledigt. Wie sieht's aus?«
Auf dem Seitenausschnitt, der auf Hunts Monitor zu sehen war, hatten sich die verschwommenen Symbole auf rätselhafte Weise in deutlich zu erkennende Zeichen verwandelt. Hunt nickte zufrieden.
»Alles klar. Jetzt stabilisieren. In Ordnung – das wäre das. Oben rechts ist noch immer ein unsauberer Punkt. Den nehmen wir uns jetzt vor.«
Seit jenem Tage, an dem das Trimagniskop fertig installiert war, hatte es für die beiden fast nur noch solche Arbeit gegeben. Die erste Woche hatten sie damit zugebracht, eine Reihe von Querschnittsansichten des Körpers selbst herzustellen. Dieses Unterfangen hatte sich als eine nicht so leicht zu vergessende Mischung aus Unbequemlichkeiten und noch unangenehmeren Widrigkeiten erwiesen. Sie mußten in elektrisch beheizten Anzügen arbeiten, weil die Mediziner unbeugsam darauf bestanden, daß Charlie in einer gekühlten, keimfreien Umgebung verblieb. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen waren enttäuschend. Es hatte sich herausgestellt, daß Charlie überraschend – oder nicht so überraschend, das kam ganz auf den Standpunkt an – menschlich war. Während der zweiten Woche nahmen sie sich die persönlichen Dinge vor, die bei Charlie gefunden worden waren, insbesondere die ›zerknüllten‹ Papiere und die Taschenbücher. Diese Untersuchungen hatten zu wesentlich interessanteren Ergebnissen geführt.
Von den Beschriftungssymbolen auf den Texten hatte man zuerst die Zahlen identifizieren können. Ein Team von Kryptographen, das in der Navkomm-Zentrale zusammengestellt worden war, entschlüsselte bald das Zahlensystem, das auf dem Duodezimal- statt dem Dezimalsystem basierte und links neben der letzten Ziffer eine mathematische Ordnungsbezeichnung verwendete. Die nichtnumerischen Symbole zu dechiffrieren erwies sich als weitaus schwieriger. Linguisten von wissenschaftlichen Instituten und Universitäten verschiedener Länder wurden hinzugezogen. Mit Hilfe einer ganzen Reihe von Computern versuchten sie, aus der Sprache der Lunarier, wie Charlies Spezies angesichts seines Fundortes inzwischen genannt wurde, schlau zu werden. Bisher hatten ihre Bemühungen nur zu dem Ergebnis geführt, daß das lunarische Alphabet aus siebenunddreißig Buchstaben bestand, die horizontal von rechts nach links geschrieben wurden und ein Äquivalent zu Großbuchstaben enthielt.
Angesichts der kurzen Zeitspanne konnte man mit dem Erfolg recht zufrieden sein. Die meisten untersuchenden Wissenschaftler waren sich darüber im klaren, daß die Ergebnisse, die man bisher erzielt hatte, ohne die Hilfe des Trimagniskops nicht zustande gekommen wären. Und die Namen der
Weitere Kostenlose Bücher