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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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beiden Engländer waren bald in aller Munde. Das Skop erregte große Aufmerksamkeit unter dem technischen Personal der UNWO, und an vielen Abenden ergoß sich ein Strom von Besuchern in das Ocean Hotel, die alle darauf brannten, mit den Erfindern dieses Instruments zu sprechen und mehr über seine Funktionsprinzipien zu erfahren. Bald darauf war das Ocean Hotel der Sitz eines Debattierclubs, in dem jedermann die Zügel schießen und seine wildesten Spekulationen über die Geheimnisse, die Charlie umgaben, äußern konnte – frei vom Zwang der beruflichen Vorsicht und Sorgfalt, der den Wissenschaftlern während der Arbeit auferlegt war.
    Caldwell wußte natürlich genau darüber Bescheid, wer im Ocean Hotel was gesagt und was die anderen dazu gemeint hatten. Lyn Garland war bei den meisten Diskussionen dabei, und sie pflegte einen heißen Draht zur Navkomm-Zentrale. Niemand kümmerte das sonderlich – schließlich gehörte es zu ihrem Job. Und sie hatten erst recht nichts dagegen, als sie mit einigen anderen Mädchen von Navkomm im Schlepptau auftauchte und so den Diskussionsabenden eine Partyatmosphäre verschaffte. Bei den Besuchern, die von außerhalb der Stadt kamen, fand diese Neuerung allgemeine Zustimmung. Bei ein paar Ortsansässigen jedoch führte es zu gewissen familiären Unstimmigkeiten.
     
    Hunt betätigte eine letzte Schaltung auf der Tastatur und lehnte sich zurück, um das Bild der vollständigen Seite zu betrachten.
    »Gar nicht schlecht«, meinte er. »Diese hier hat kaum noch Strukturverbesserungen nötig.«
    »Prima«, entgegnete Gray. Er zündete sich eine Zigarette an und warf, ohne daß Hunt ihn darum gebeten hätte, die Packung herüber. »Die optische Entschlüsselung ist beendet«, fügte er hinzu und starrte auf den Bildschirm. »Nummer siebenundsechzig ist ebenfalls stabilisiert.« Er erhob sich aus seinem Sessel und trat an Hunts Konsole heran, um das Bild im Betrachtungsterminal näher in Augenschein zu nehmen. Eine Zeitlang betrachtete er es schweigend.
    »Zahlenkolonnen«, stellte er schließlich überflüssigerweise fest. »Sieht nach einer Liste oder etwas in der Art aus.«
    »Sieht danach aus ...« Hunts Stimme klang so, als käme sie aus weiter Ferne.
    »Mmm ... Reihen und Spalten ... dicke und dünne Linien ... könnte alles mögliche sein – eine Entfernungstabelle, Meßdaten, eine Art Zeitplan. Wer weiß?«
    Hunt antwortete nicht, sondern fuhr damit fort, gelegentlich Rauchwolken in Richtung Konsole zu blasen. Er legte den Kopf erst auf die eine und dann auf die andere Seite.
    »Keine der Zahlen deutet großen Wert an«, stellte er nach einer Weile fest. »Nicht mehr als zwei Ziffern pro Position. Wieviel hat das im duodezimalen System zu bedeuten? Höchstens einhundertdreiundvierzig.« Dann fügte er hinzu: »Ich frage mich, was wohl die größte Zahl ist.«
    »Ich habe hier irgendwo eine Liste über die Dezimaläquivalente der lunarischen Ziffern. Soll ich's mal versuchen?«
    »Nein, machen Sie sich keine Umstände. Ist bald Zeit für's Mittagessen. Vielleicht bei einem Bier heute abend im Hotel.«
    »Ein oder zwei bekommen mir bekannt vor«, sagte Gray. »Und ... he! Wissen Sie was – sehen Sie sich mal die Kolonnen da rechts an, in den breiten Spalten. Die Werte steigen konstant an!«
    »Sie haben recht. Und sehen Sie mal – das gleiche Muster wiederholt sich in den anderen Spalten. Scheint so 'ne Art zyklische Anordnung zu sein.« Hunt dachte einen Augenblick nach, runzelte in höchster Konzentration die Stirn. »Und noch etwas anderes – sehen Sie die alphabetischen Gruppen an den Seiten? Die gleichen Gruppen wiederholen sich in bestimmten Intervallen auf der ganzen Seite ...« Er unterbrach sich erneut.
    Gray wartete vielleicht zehn Sekunden lang. »Was halten Sie davon?«
    »Ich hab' keine blasse Ahnung ... Zahlenkolonnen mit ständig zunehmendem Wert. Periodisch ... ein alphabetisches Zeichen an der Seite jeder sich wiederholenden Zahlengruppe. Innerhalb von größeren Gruppen wiederholt sich diese Anordnung, und die größeren Gruppen wiederholen sich ebenfalls. Vielleicht eine bestimmte Einteilung, eine Sequenz ...«
    Sein Murmeln brach ab, als sich die Tür hinter ihnen öffnete. Lyn Garland trat ein.
    »Hallo, Jungs. Was liegt heute an?« Sie trat zwischen die beiden und sah auf die Abbildung. »Oho, Tabellen! Wie aufregend. Wo stammen sie her, aus dem Buch?«
    »Hallo, Schätzchen«, sagte Gray grinsend. Er nickte in Richtung des Abtasters.

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