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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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einem Operationssaal, und hier schien ebenfalls klinische Sauberkeit zu herrschen. Auf der einen Seite stand ein langer Tisch, der von einer einzelnen zentralen Säule gestützt wurde. Auf der Tischfläche lag etwas, das an einen überdimensionalen Glassarg erinnerte. Im Innern dieses Glassargs befand sich der Körper. Ohne ein Wort zu sagen, geleitete der Professor sie durch den Raum. Seine Überschuhe gaben bei jedem Schritt ein helles Quietschen von sich. Dann umringte die Gruppe den Tisch und starrte in stiller Ehrfurcht auf Charlie hinab.
    Ein Laken bedeckte ihn von der Brust bis zu den Füßen. In der sterilen Atmosphäre dieses Raums war jene Schaurigkeit verschwunden, die sie am Morgen dieses Tages in Caldwells Büro beim Anblick der ersten Bilder empfunden hatten. Charlie war jetzt nur noch ein Objekt wissenschaftlicher Neugier. Hunt empfand es als überwältigend, nur auf Armeslänge entfernt vor den Überbleibseln eines Wesen aus einer Zivilisation zu stehen, die sich in prähistorischer Zeit bis zu ihrer Blüte entwickelt hatte und dann untergegangen war. Fast eine Ewigkeit lang starrte er schweigend auf Charlie hinab. Er war unfähig, auch nur ein Wort oder eine Bemerkung über die Lippen zu bringen, aber hinter seiner Stirn purzelten wilde Spekulationen über die Zeit durcheinander, in der dieses fremde Wesen gelebt hatte. Als er sich schließlich einen Ruck gab und in die Wirklichkeit zurückkehrte, bemerkte er, daß der Professor seinen Vortrag bereits wiederaufgenommen hatte.
    »... Natürlich können wir zur Zeit noch nicht sagen, ob es nur eine genetische Besonderheit dieses Individuums oder ein normales Charakteristikum seiner Spezies war, aber die Untersuchungen der Augenhöhlen und bestimmter Teile des Schädels deuten an, daß seine Augen, auf seine Größe bezogen, etwas größer als unsere waren. Daraus läßt sich folgendes schließen: Er war an ein Sonnenlicht gewöhnt, das weniger hell als das unsere war. Berücksichtigen Sie auch die Länge der Nasenlöcher. Wenn man die Schrumpfung im Laufe der Zeit berücksichtigt, dann ist es offensichtlich, daß sie dazu dienten, der Atemluft eine längere Vorwärmung zukommen zu lassen. Das läßt den Schluß zu, daß er an ein relativ kühles Klima angepaßt war ... gleiches läßt sich bei den heutigen Eskimos beobachten.«
    Danchekker deutete mit den Armen die Länge des Körpers an. »Nun, die außerordentlich stämmige und untersetzte Körperstruktur verweist ebenfalls auf eine kühle Umwelt. Ein breit gebauter Körper hat weniger Außenfläche pro Volumeneinheit als ein großer schlanker. Und das bedeutet gleichzeitig einen geringeren Wärmeverlust. Vergleichen Sie den kompakten Körperbau der Eskimos mit der hochgewachsenen, hageren Statur der Neger. Wir wissen, daß zu Charlies Lebzeiten auf der Erde gerade die letzte Kaltperiode der pleistozänen Eiszeit anbrach. Die damals existierenden Lebensformen hatten etwa eine Million Jahre Zeit, sich an die Kälte anzupassen. Es gibt einige stichhaltige Anhaltspunkte für die Theorie, daß Eiszeiten auf eine Reduktion des auf die Erde einfallenden Sonnenlichts zurückzuführen sind. Eine Reduktion, die dadurch entsteht, weil das Sonnensystem durch ungewöhnlich dichte Staubwolken treibt. So ereignen sich Eiszeiten zum Beispiel etwa alle zweihundertfünfzig Millionen Jahre; genau die Zeit, die unsere Galaxis zu einer Umdrehung benötigt. Das kann wohl kaum eine nur zufällige Übereinstimmung sein. Nun, die offensichtliche Anpassung dieses Wesens an ein kaltes Klima und die Vermutung, daß es an ein weniger helles Tageslicht gewöhnt war, sein festgestelltes Alter – das alles ergibt ein einheitliches Bild.«
    Hunt sah den Professor ein wenig spöttisch an. »Na, Sie scheinen wohl schon ziemlich sicher zu sein, daß Charlie von der Erde stammt?« erkundigte er sich in einem Tonfall, der milde Überraschung ausdrückte. »Ich meine ... ist es nicht noch ein bißchen früh, eine solche Feststellung zu treffen?«
    Danchekker warf den Kopf zurück, schraubte die Augenbrauen in die Höhe und gab sich indigniert. »Aber das liegt doch auf der Hand, Dr. Hunt.« Er sprach in einem Tonfall, als müsse er einem zurückgebliebenen Studenten das Einmaleins erklären. »Denken Sie nur an die Dinge, die wir herausgefunden haben: an die Zähne, den Schädel, die Knochen, an Art und Lage der Organe. Ich habe Ihre Aufmerksamkeit in voller Absicht auf diese Details gelenkt, um Ihnen Charlies Verwandtschaft mit uns zu

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