Der tote Raumfahrer
Kühlschrank.«
»Wie steht's mit einer chemikalischen Methode? Welche Techniken sind verfügbar, die offenbaren könnten, wo sich die Krater des Präbombardements befanden? Könnten ihre ›Schatten‹ dreihundert Meter unter der Oberfläche lokalisiert werden?«
»Ausgeschlossen!«
»Aber es muß doch eine Möglichkeit geben, mit der man rekonstruieren kann, wie die Oberfläche ausgesehen hat.«
»Haben Sie jemals versucht, eine Kuh aus einer Wagenladung Hamburger zu rekonstruieren?«
Zwei weitere Tage und während der Abende in Steinfields Wohnung und Hunts Hotel erörterten sie diese Thematik. Hunt machte Steinfield klar, warum er diese Information brauchte. Steinfield bedeutete Hunt, daß er verrückt sei. Eines Morgens dann, im Laboratorium, rief Hunt: »Die Besonderheiten auf der erdzugewandten Seite!«
»Häh?«
»Die Krater auf der erdzugewandten Hemisphäre, die aus der Zeit des Meteoritensturms stammen. Einige von ihnen könnten direkt in der Anfangsphase entstanden sein.«
»Und?«
»Im Gegensatz zu den ersten Kratern auf der Rückseite sind sie nicht zerstört worden. Sie sind unbeschädigt.«
»Sicher ... aber sie werden Ihnen nichts Neues sagen können. Sie sind durch neuere Meteoriteneinschläge entstanden wie auch die auf der Oberfläche der Rückseite.«
»Aber Sie sagten, einige von ihnen wiesen Strahlungsanomalien auf. Das ist es ja gerade, worüber ich mehr wissen möchte.«
»Aber niemand hat jemals einen Anhaltspunkt für das gefunden, von dem Sie sprechen.«
»Vielleicht haben sie nicht nach den richtigen Dingen Ausschau gehalten. Sie hatten auch nie einen Grund dazu.«
Die physikalische Fakultät verfügte über eine umfassende Sammlung von Mondgesteinsproben, und ein beträchtlicher Anteil dieser Sammlung beinhaltete Muster, die aus dem Inneren oder der unmittelbaren Nähe der jungen, anomalen Krater der erdzugewandten Seite stammten. Unter Hunts beharrlichem Druck stimmte Steinfield zu, sie einer speziellen, wohlabgestimmten Testreihe zu unterziehen. Er schätzte, daß er einen Monat brauchen würde, um diese Arbeit zu vollenden.
Hunt kehrte nach Houston zurück, machte sich mit dem dortigen Entwicklungsstand vertraut und flog einen Monat später erneut nach Omaha. Steinfields Experimente hatten zu einer Serie von computergezeichneten Karten geführt, die die anomalen Krater auf der erdzugewandten Mondseite zeigten. Auf den Karten gliederten sie sich selbst in zwei Gruppen: solche mit charakteristischem Strahlungsmuster und solche ohne.
»Und noch etwas anderes«, informierte ihn Steinfield. »Die der ersten Gruppe, jene, die das Muster aufweisen, haben noch eine andere Sache gemeinsam, die bei denen der zweiten nicht vorkommt: Die Glasierungsstrukturen im Zentrum sind infolge einer anderen Ursache entstanden. Somit haben wir jetzt auch auf der erdzugewandten Seite anomale Anomalien!«
Eine Woche verbrachte Hunt in Omaha, dann flog er von dort aus direkt nach Washington, um mit einer Gruppe von der Regierung unterstellten Wissenschaftlern zu sprechen und die Archive einer Abteilung einzusehen, die vor mehr als fünfzehn Jahren aufgelöst worden war. Dann kehrte er noch einmal nach Omaha zurück und unterrichtete Steinfield von seinen Erkenntnissen. Steinfield rang der Universitätsleitung die Erlaubnis ab, einige bestimmte Gesteinsproben aus ihrer Sammlung zwecks weiterer Untersuchungen von außerordentlich spezieller Natur an die UNWO-Forschungslaboratorien für Mineralogie und Gesteinskunde in Pasadena, Kalifornien, auszuleihen. Dort war eine entsprechende Geräteausstattung vorhanden, über die nur wenige Institute in der Welt verfügten.
Als direkte Folge dieser Tests autorisierte Caldwell die Herausgabe einer Direktive oberster Dringlichkeitsstufe an die UNWO-Basis Tycho, Mare Crisium, und einige andere Mondstützpunkte, damit einige spezifische Untersuchungen in den Regionen bestimmter, ausgewählter Krater durchgeführt wurden. Einen Monat später kamen die ersten Gesteinsproben in Houston an, von wo aus sie sofort nach Pasadena weiterbefördert wurden; das gleiche galt für die vielen Proben, die tief unter der Oberfläche der erdabgewandten Seite gesammelt worden waren.
Die Ergebnisse all dieser Aktivität wurden in einem Memorandum zusammengefaßt, das die Aufschrift ›GEHEIM‹ trug und am Jahrestag von Hunts erstem Besuch in Houston erstellt wurde.
9. September 2028
AN: G. Caldwell
Exekutivdirektor
Abteilung
Navigation und Kommunikation
VON: Dr.
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