Der tote Raumfahrer
glitzerte und auf einem Drahtgestell angebracht war.
»Das ist ziemlich gewöhnlicher KSEP-Basalt von der erdabgewandten Seite. Er ...«
»›Xep?‹«
»Reich an Kalium, daher das K, seltenen Erden und Phosphor, also KSEP.«
»Ah ... ich verstehe.«
»Aus einer Mischung wie dieser«, fuhr Steinfield fort, »besteht ein großer Teil des Hochlandes. Dieser Brocken erstarrte vor rund 4,1 Milliarden Jahren. Nun, durch eine Analyse der Isotopenanreicherung, die von der kosmischen Strahlung hervorgerufen wurde, der er ausgesetzt war, können wir ermitteln, wie lange er auf der Oberfläche gelegen hat. Der Wert für diesen Stein liegt bei 4,1 Milliarden Jahre.«
Hunt sah ein wenig verwirrt drein. »Das ist doch normal. Es ist das, was Sie erwartet haben, nicht wahr?«
»Wenn er sich auf der Oberfläche befunden hätte, ja. Aber dieser stammt vom Grund eines über zweihundert Meter tiefen Schachtes! Mit anderen Worten: Er lag die ganze Zeit auf der Oberfläche – dann befand er sich plötzlich zweihundert Meter darunter.« Steinfield zeigte erneut auf die Wandkarte. »Wie ich schon sagte, überall auf der erdabgewandten Seite stießen wir auf die gleiche Sache. Wir wissen ungefähr, in welcher Tiefe die alte Oberfläche liegt. Sie besteht aus altem Felsgestein und den Formationen, die auch auf der erdzugewandten Seite anzutreffen sind; darüber ist alles nur Schutt – bis hinauf zu dem, was die heutige Oberfläche darstellt, ist das ehemalige Gestein pulverisiert worden und zum größten Teil geschmolzen, als das Gerümpel vom Himmel fiel. Genauso, wie man das erwarten sollte.«
Hunt nickte zustimmend. Die Energie, die bei dem Aufschlag einer derart großen Masse frei wurde, war gewaltig.
»Und niemand weiß, wo dieser Schutt herkam?« fragte er.
Steinfield wiederholte sein charakteristisches Kopfschütteln. »Einige Leute meinen, daß ein ausgedehnter Meteoritenschwarm mit dem Mond kollidierte. Das mag stimmen – es ist weder schlüssig bewiesen noch widerlegt worden. Die Zusammensetzung des Schutts allerdings ähnelt nicht direkt der von Meteoriten – eher dem eigentlichen Mondmaterial. Es ist, als bestünde beides aus dem gleichen Zeug – darum sieht's aus größerer Höhe auch gleich aus. Man muß sich die Mikrostruktur ansehen, um die Dinge zu erkennen, von denen ich gesprochen habe.«
Schweigend betrachtete Hunt die Probe eine Zeitlang verwundert. Schließlich legte er sie vorsichtig auf eine Ablage. Steinfield nahm sie auf und schaffte sie in die Schublade zurück.
»In Ordnung«, sagte Hunt, als sich Steinfield ihm wieder zuwandte. »Also, was ist mit der Oberfläche der erdabgewandten Seite?«
»Kronski und seine Leute.«
»Genau – wie wir es gestern schon besprochen haben.«
»Die Krater auf der Oberfläche der erdabgewandten Seite sind am Schluß des Schuttbombardements entstanden, nicht wie die Krater auf der erdzugewandten Seite, die auf Meteoriteneinschläge zurückzuführen sind, vor ... äh ... ein paar Milliarden Jahren. Bei der Untersuchung von Gesteinsproben aus den Randbereichen der Krater der erdzugewandten Seite stellten wir fest, daß die Zerfallsraten der Elemente mit hoher Halbwertzeit sehr niedrig sind – bei Aluminium zum Beispiel sechsundzwanzig und bei Chlor sechsunddreißig; ebenso die Absorptionsquoten von Wasserstoff, Helium und anderer inaktiver Gase des Sonnenwindes. Solche Dinge sagen uns, daß diese Steine dort nicht sehr lange gelegen haben. Und da sie aus Kratern heraus dorthin geschleudert worden sind, wo sie sich befanden, befinden sich auch die Krater noch nicht lange dort.« Steinfield zeigte in einer übertriebenen Geste seine leeren Hände. »Den Rest wissen Sie. Leute wie Kronski haben die Datierungen durchgeführt, und die Werte bewegen sich um ein Alter von fünfzigtausend Jahren – gestern also!« Er zögerte einige Sekunden. »Es muß irgendeine Verbindung zu den Lunariern existieren. Für mich bedeutet diese Zahl mehr als eine zufällige Übereinstimmung.«
Hunt runzelte eine Zeitlang die Stirn und studierte auf dem Modell die Details der erdabgewandten Hemisphäre. »Sie müssen darüber doch bereits seit vielen Jahren Bescheid wissen«, sagte er und sah auf. »Warum zum Teufel haben Sie gewartet, bis wir uns mit Ihnen in Verbindung gesetzt haben?«
Steinfield hob erneut seine Hände und verblieb für ein oder zwei Sekunden in dieser Haltung. »Nun, ihr UNWO-Typen seid ziemlich aufgeweckte Knaben. Ich dachte, ihr wüßtet dies alles
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