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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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ins Bett ging, fing das Heulen wieder an. Er hat drei Nächte nicht geschlafen. Gestern Abend hat er keinen Alkohol getrunken. Heute früh war er im Tempel von Kor Kow, um Jao Mair Guan Im, der chinesischen Göttin der Gnade, zu opfern. Als er wieder nach Hause kam, ging er zu seiner Mutter und hat ihr erzählt, er würde von Geistern heimgesucht, und fragte sie, was er tun soll. Sie hat uns Bescheid gesagt. Sie meinte, in ein bis zwei Tagen müsste er endgültig zusammenbrechen.«
    Mair hatte ein Lächeln im Gesicht, das nicht von der alten Sorte war. Es war frisch und lebendig und real. Es war das Lächeln, das ich beim Lunch auf Mayuris Gesicht gesehen hatte: jung und verschmitzt. Es war dieses Lächeln, mit dem eine andere Mair uns Kindern ihre Geschichten erzählt hatte. Es bewies, dass noch Glut in ihr war.
    Ich ging zurück zu Zimmer zwei und bedankte mich bei dem Vater für sein Angebot, musste ihm jedoch leider sagen, dass meine Mutter um keinen Preis verkaufen wollte. Die Sturmwolken blieben kurz über uns hängen, dann wälzten sie sich weiter nach Birma, ohne auch nur eine einzige Träne zu vergießen.
    Opa Jah lief über den Sand, mit hängendem Kopf und hochgezogenen Schultern. Ich holte ihn ein.
    »Tut mir leid, dass wir sie dir nicht früher gezeigt haben«, sagte ich.
    »Das macht nichts.«
    »Was denkst du?«
    »Ich denke, es steckt viel mehr dahinter. Ich entschuldige mich bei der Nonne. Sie war es nicht. Das war – ich weiß nicht – psychopathisch. So was habe ich noch nie gesehen. Es war weder ein Auftrag noch ein Rachemord. Die Fotos sollten nicht nur die Tat dokumentieren. Wenn man das wollte, würde man sie filmen. Damit man nichts verpasst.«
    »Mit einer modernen Ausrüstung kann man bei jedem Bild anhalten und es ausdrucken«, sagte ich. »Die Qualität ist fast so gut wie bei einem Fotoapparat.«
    »Dann ist der teure Fotoapparat irgendwie relevant. Es ist, als wolle er oder sie einzelne Kunstwerke anfertigen, um zu zeigen, wie clever er oder sie ist. Um damit anzugeben.«
    »Eine Art Performance«, sagte ich.
    Ich dachte an die Farben. Sie hatten mich vom ersten Moment an fasziniert. Farben. Dann sickerte das Bild leuchtend grüner Overalls in meine Gedanken, bäuchlings in einem unfertigen Mosaikteich, auf einem Floß aus Blut. Mit orangefarbenem Helm und allem. Ich nahm mein Handy und drückte eine alte Nummer.
    »iFurn, telefonische VIP-Betreuung. Ich bin Dr. Monique …«
    »Sis, ich bin’s. Hör mal, könntest du Yoshi erreichen?«
    »Toshi.«
    »Toshi, genau. Frag ihn, ob es bei diesem Mord in dem Hotel auf Guam, wo der Typ im Swimmingpool gelandet ist, eigentlich Verdächtige gab.«
    »Nimmst du mich plötzlich ernst?«
    »Ich hab dich immer ernst genommen, pee . Und wenn du schon dabei bist, könntest du deinen versoffenen Detektiv in Kalifornien nach mehr Einzelheiten zu dieser Geisteskranken fragen, die die überfahrenen Tiere fotografiert hat? Frag ihn, ob die Partyhütchen orangefarben waren.«
    »Vielleicht habe ich noch einen für dich.«
    »Noch einen was?«
    »Mord mit orangefarbenem Hut. Ich habe eine Nachricht aus Taiwan bekommen. Ein dürrer, chinesischer Inspektor. Ich hoffe, er hat sein Profilfoto nicht verschönert, denn dann müsste sein wahres Ich das reine Grauen sein. Er konnte sich vage an ein Blutbad in einem Vogelhaus erinnern. Der Mörder wurde nie gefasst. Das Merkwürdige war, dass das Opfer, eine Frau, einen orangefarbenen Wahlkampfhut der Partei People First trug, aber eine überzeugte Anhängerin der Kuomintang war, und deren Farbe ist Blau. Erst dachten sie, es wäre ein politisch motivierter Mord, aber keiner verstand, wem die Tat nützen sollte. Die Frau hat Vögel gepflegt. Papageienscheiße aufgewischt. Also ist der Fall zu den Akten gewandert.«
    Vogelhaus. Exotische Vögel. Orangefarbener Hut. Farbe.
    »Okay. Nimm das mit in deine Suche auf«, sagte ich. »Ich nehme alles mit orangefarbenen Hüten und farbenfrohen Tatorten. Ich habe so eine böse Ahnung, dass das alles irgendwie zusammenhängt.«
    »Wenn wir diesen Fall lösen, bin ich vielleicht die schärfste, einbeinige Russin bei Police Beat .«
    »Du darfst niemandem was davon erzählen. Noch bewegt sich das alles im Reich des Absurden. Aber sag mir Bescheid, sobald du irgendwas findest. Da sitzt eine Nonne in einer schmuddeligen Zelle in Bangkok, umzingelt von tätowierten Lesben, und wir müssen sie da rausholen.«
    »Wird gemacht. Ende der Durchsage.«
    Wir liefen zum Laden zurück,

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