Der Tote trägt Hut
ein Glas Saeng Som mit Cola. Ich hab nur meine Shorts an, ja? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie den Wagen an diesem Abend noch brauchen würde. Nicht viele Vögel leuchten im Dunkeln, wissen Sie? Aber sie ist bester Dinge und möchte gefahren werden. Also denke ich, wahrscheinlich ist ihr nach ein wenig Nachtleben zumute. Ich gehe selbst hin und wieder gern mal in die Disco. Aber nein, sie will mich nicht dabeihaben. Sie scheint zu glauben, dass sie mit dem Wagen auch allein zurechtkommt. Aber wir haben unsere Vorschriften. Wenn jemand das Auto mietet, um es selbst zu fahren, müssen wir Sicherheitsüberprüfungen vornehmen. Die Firma behält die Reisepässe ein und achtet darauf, dass die Leute einen internationalen Führerschein haben. Das steht im Gesetz, oder? Aber diese Frau hatte ein Fahrzeug mit Chauffeur gebucht, und deshalb hatte es auch keine Überprüfung gegeben. Ich durfte sie den Wagen nicht fahren lassen.
Major G: Und was ist dann passiert?
Fahrer: Sie holt dieses Bündel mit Tausend-Baht-Scheinen raus und wirft es vor mir auf den Tisch. Es waren zwanzigtausend.
Major G: Sie haben nachgezählt?
Fahrer: Ja, später. Es war viel Geld, aber ich konnte sie nicht einfach fahren lassen. Hätte sie einen Unfall gehabt oder eine Mauer gerammt, wäre ich geliefert gewesen.
Major G: Also haben Sie sich geweigert, ihr den Wagen zu überlassen?
Fahrer: Anfangs, ja.
Major G: Aber dann?
Fahrer: Habe ich sie fahren lassen.
Major G: Sie haben Schmiergeld angenommen und ihr erlaubt, gegen das Gesetz zu verstoßen?
Fahrer: Nein. Ja, also, ich habe das Geld genommen, aber das war nicht der Grund, wieso ich ihr den Wagen überlassen habe.
Major G: Und was war der Grund?
Fahrer: Ich hatte Angst vor ihr.
Major G: Sie sind ein kräftiger Kerl. Sie hatten Angst vor einer kleinen Chinesin?
Fahrer: Ja, ich weiß. Wenn man es so sagt, klingt es lächerlich. Aber sie hatte so etwas an sich. Etwas in den Augen, das nicht richtig war. Und sie hatte diese Schultertasche, wie Soldaten sie haben, und hat immer wieder reingelangt, und irgendwann dachte ich, sie hat bestimmt eine Waffe dabei.
Major G: Aber gesehen haben Sie keine.
Fahrer: Nein.
Major G: Und auch kein Messer?
Fahrer: Nein.
Major G: Sie haben sie also mit Ihrem Auto wegfahren lassen, weil Sie sie für gefährlich hielten?
Fahrer: (lange Pause) Ja. Sie hatte eine Hand in ihrer Tasche, als sie mich um den Schlüssel bat.
Major G: Klingt bedrohlich.
Fahrer: Sie hätten dabei sein sollen.
Major G: Wahrscheinlich. Und Sie haben ihr den Schlüssel gegeben.
Fahrer: Ja.
Major G: Und wann haben Sie sie dann wieder gefahren?
Fahrer: Gar nicht.
Major G: Sie waren für acht Tage gebucht. Das war erst der dritte Tag.
Fahrer: An dem Abend habe ich sie so gegen zehn kommen hören. Ich ging raus, aber sie war schon weg.
Major G: Sie war an diesem Abend allein mit dem Wagen unterwegs?
Fahrer: Ja, Major.
Major G: Und sie hat das Fahrzeug heil zurückgebracht?«
Fahrer: Hat sie. Am Benz war nichts kaputt, also konnte ich ruhig schlafen. Aber sie hat den Schlüssel behalten, und den Ersatz auch. Drei Tage habe ich nichts von ihr gesehen. Der Benz parkte neben meinem Zimmer, und ich hatte keine Ahnung, was ich für sie tun sollte, also habe ich in meiner Hütte herumgesessen und ferngesehen und getrunken und gegessen. Ich meine, bezahlt wurde ich so oder so.
Major G: Aber in Ihrem Fahrtenbuch haben Sie davon nichts erwähnt.
Fahrer: Ich hatte Angst, mein Chef würde mir für die Tage, die ich nicht gefahren bin, den Lohn kürzen. Ich habe ihm auch nichts von dem Geld erzählt, und dass der Wagen ohne mich unterwegs war.
Major G: Und warum erzählen Sie es mir?
Fahrer: In Phuket hat man mir gesagt, es geht um einen Mord. Ich werde mich nicht in Lügen verstricken, wenn am Ende eine Mordanklage droht.
Major G: Das ist klug. Haben Sie eingesessen?
Fahrer: Vier Jahre in Prem. Einbruch, als Jugendlicher. Seitdem bin ich sauber.
Major G: Und haben Sie sie noch mal wiedergesehen, bevor Sie nach Phuket fuhren?
Major G: Ja, es war Donnerstag, und ich sollte den Wagen vor Freitagmorgen abgeben. Ich hatte immer noch keinen Schlüssel. Ich dachte schon, ich müsste meinen Chef anrufen. Da taucht sie plötzlich auf. Ich stehe auf dem Balkon, aber sie beachtet mich gar nicht, steigt in den Wagen und fährt los. Sagt kein Wort. Wirkt irgendwie aufgeregt.
Major G: Wann haben Sie den Wagen wiederbekommen?
Fahrer: Ich habe ihn später am selben Tag draußen vor
Weitere Kostenlose Bücher