Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Spielen zu. Ich versuchte es mit hundert und zweihundert Baht – dieselbe Reaktion.
    »Also, gut«, sagte ich. »Wie viel würde es mich kosten?«
    Eine Gruppe steckte die Köpfe zusammen und forderte eine Summe von fünfhundert Baht. Sie wollten nicht feilschen. Es war Wucher, aber ich war verzweifelt. Ich händigte ihnen das Geld aus, bat um ein zusätzliches Paar Kopfhörer, und Opa und ich nahmen Platz, um uns mit dem Verhör zu beschäftigen. Es dauerte eine Viertelstunde, die Datei herunterzuladen, und derweil knirschte Opa mit den Zähnen. Gut, dass sie nicht echt waren.
    Drin.
    Die Aufnahme begann mit mehreren Minuten persönlicher Fragen: Name, Adresse, Beruf et cetera. Dann kam Major General Suvit, der das Verhör leitete, zur Sache.
    Major G: Koon Wirapon, warum sind Sie letzte Woche nach Lang Suan gekommen?
    Fahrer: Ich hatte einen Auftrag, Sir. Eine Kundin wollte für acht Tage einen Mercedes mieten.
    Major G: Wer war diese Kundin?
    Fahrer: Hier steht es. (Rascheln von Papier.) Ming Xi Wu aus Hong Kong.
    Major G: Beschreibung.
    Fahrer: Um die fünfzig, klein, für ihr Alter gut in Form, kurze, feste Dauerwelle, könnte auch eine Perücke gewesen sein, typisch chinesisches Gesicht mit großer, altmodischer Sonnenbrille. In Safarianzug mit Stiefeln.
    Major G: Wo wollte sie hin?
    Fahrer: Es war eher planlos. Sie wollte sich etwas umsehen. Als sie sich das erste Mal an die Firma gewendet hat, stand in der E-Mail, dass sie Tempel und regionale Vögel sehen wollte. Sie hatte Fotoapparate und Ferngläser und so Zeug dabei.
    Opa Jah und ich sahen uns an. Ich wusste, dass er sofort an die Ornithologin in unserer Cabana dachte. Zufall?
    Major G: Sie haben sie also nur herumgefahren?
    Fahrer: Mehr oder weniger, Sir. Manchmal sollte ich irgendwo anhalten. Dann ist sie rausgesprungen und hat Fotos gemacht oder durch ihr Fernglas gesehen.
    Major G: Haben Sie sie zum wat Feuang Fa gebracht?
    Fahrer: Ehrlich gesagt, Sir, kenne ich mich mit den Namen der Tempel hier in der Gegend nicht so aus. Ich bin aus Trat. Ich bin das erste Mal hier am Golf.
    Major G: Vielleicht erinnern Sie sich. Es ist nur ein kleiner Tempel, aber er liegt oben auf einem Hügel. Man sieht ihn von der Straße aus. Auf der einen Seite ist die Böschung voller Bougainvilleen.
    Fahrer: Ach ja. Daran erinnere ich mich. Dafür hat sich mein Fahrgast ganz besonders interessiert.
    Major G: Was war denn los?
    Fahrer: Es war am zweiten Tag. Wir fahren durch die Gegend, und da sieht sie plötzlich diesen Tempel, und es ist, als hätte sie noch nie was Schöneres gesehen, und sie plappert auf Chinesisch, und ich verstehe nicht, was sie will. Ich spreche ganz gut Englisch, aber sie kann nur einzelne Wörter: halt, fahren, langsam, wenden. Sie sagt mir, ich soll am Tempel langsam fahren, aber nicht anhalten. Sie führt mich weiter hinten auf diesen schmalen, unbefestigten Weg. Ich versuche, ihr zu erklären, dass wir direkt rauf zum Tempel fahren könnten, aber davon will sie nichts wissen. Wahrscheinlich hat sie nicht verstanden, wovon ich rede.
    Major G: Und?
    Fahrer: Und ich denke, sie will Fotos machen. Sie sagt mir, ich soll an diesem schmalen Weg halten, richtet ihre Kamera ein, schnappt sich ihre Schultertasche und sagt, ich soll warten. Dann verschwindet sie in den Büschen. Ich wende den Wagen und parke neben dem Weg. Etwa fünfzehn, zwanzig Minuten später ist sie wieder da, völlig aufgelöst. Sieht aus, als hätte sie sich geprügelt. Sie ist ganz verschwitzt und am Bein verletzt. Und wütend, o Mann, ist sie wütend. Und sie redet in ihrer Sprache immer weiter, weiter, weiter. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist, aber ich kann Ihnen sagen, sie hat mir Angst gemacht. Sie meint: ›Fahren, fahren‹, also habe ich sie zurück nach Pak Nam gefahren und dort abgesetzt.
    Major G: Wo wohnte sie?
    Fahrer: Bei Freunden, der E-Mail nach zu urteilen. Keine Ahnung, wo das war. Sie hat sich von mir immer an der Kreuzung beim Krankenhaus aufsammeln und absetzen lassen.
    Major G. Woher wussten Sie, wann Sie sie abholen sollten?
    Fahrer: Entweder hat sie die Uhrzeit auf einen Zettel geschrieben, oder sie tauchte plötzlich im Tiwa Resort auf. Da habe ich gewohnt. Das hatte sie extra so eingerichtet.
    Major G: Und wann sind Sie ihr das nächste Mal begegnet?
    Fahrer: Am nächsten Abend. Ich hatte sie den ganzen Tag nicht gesehen. Wusste nicht, was sie von mir wollte. Um acht Uhr abends taucht sie im Tiwa auf. Da sitze ich gerade auf der Veranda und genieße

Weitere Kostenlose Bücher