Der Tote trägt Hut
haben also Ermittler?«, fragte ich.
»In gewisser Weise, ja«, sagte er.
»Sind das dieselben Leute, die die Qualifikationen potenzieller Mitarbeiter prüfen? Derjenigen, die sich um leitende Funktionen bewerben?«
Sein Lächeln schmolz an den Rändern, und seine dunkle Haut errötete malvenfarben.
»Wollen Sie … wollen Sie sich um einen Job bewerben?«, fragte er.
»Klingt verlockend«, sagte ich. »Frischvermählte zum Wasserhahnkauf zu überreden, war für mich schon immer ein Traumjob.«
»Dann kann ich das hier allein regeln«, erklärte er der Frau.
»Was ist mit dem Waschbecken?«, fragte sie.
»Wir wischen die Fußspuren ab und bringen es Ihnen, damit Sie es sich ansehen können«, sagte ich.
Als sie ging, warf sie ihrem Chef stirnrunzelnd einen Blick zu. Sie wollte seinen Job. Ich hatte denselben Blick auch selbst schon verwendet. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, wurde der Mann von einem nervösen Zucken befallen, das seine Haare entgelte, Strähne für Strähne.
»Was wollen Sie?«, fragte er.
»Ich sorge mich um den Lebenswandel der Geschäftsführung hier bei Home Art.«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
Ein ganzes Bündel von Haaren fiel über das eine Auge und ließ eine kahle Stelle zurück.
»Nun, sagen wir einfach, irgendwann wurde jemand mit dem Namen Boondet mit einem ›t‹ mit jemand anderem mit dem Namen, mmh, sagen wir: Boondej mit einem ›j‹ verwechselt.«
Ich machte eine Pause, um das sacken zu lassen. Es schien, als wollte sich sein ganzes Gesicht neu ordnen. Ich hatte ihn am Wickel.
»Ich meine, könnten wir reinen Gewissens einen lustig blubbernden Whirlpool von einem verurteilten Mörder kaufen?«, fuhr ich fort.
Er stand auf und ging zur Tür, warf einen Blick hinaus, zuckte mit dem Kopf, schob die Hände in die Jackentasche.
»Wie viel wollen Sie?«
»Bitte?«
Ich merkte, wie Arny blass wurde.
»Ich weiß, was das hier werden soll«, sagte der Manager.
»Was denn?«
»Erpressung.«
Ich dachte darüber nach.
»In gewisser Weise haben Sie recht, ja«, sagte ich.
»Ich … ich habe gute Freunde«, sagte er.
Ich wusste, was er mir sagen wollte, aber echte Gangster hatten keinen Lohnjob bei Home Art.
»Nein, haben Sie nicht«, sagte ich. »Passen Sie auf, dass Ihre Fantasie nicht mit Ihnen durchgeht. Wir brauchen nur Informationen. Sie sagen uns, was wir wissen müssen, und Ihr Leben und Ihr Job sind Ihnen sicher. Wenn Sie uns anlügen, weiß ich nicht, ob ich Fang hier zurückhalten kann. Ich denke, Sie wissen, was ich meine.«
Arnys Hände lagen zitternd auf seinem Schoß. Vermutlich konnte man es als unterdrückte Aggression deuten.
»Wer sind Sie?«, fragte Boondej.
»Falsche Freunde«, sagte ich.
Ich wusste nicht mehr, aus welchem Film ich den Spruch hatte, aber er tat seine Wirkung.
»Was wollen Sie denn wissen?«, fragte der Manager. Er stand noch immer an der Tür. Ich fragte mich, ob er weglaufen wollte.
»Blissy Travel«, sagte ich.
Er machte ein überraschtes Gesicht.
»Was ist damit?«
»Sagen Sie es mir.«
Offenbar wusste er nicht, was er sagen sollte. Okay. Neuer Versuch.
»Sie waren dort Geschäftsführer.«
»Ja. Und?«
»Zu Ihnen kamen Pärchen, um Touren zu buchen?«
»Pärchen, Singles, Gruppen. Das ist doch normal, oder?«
»Ich weiß nicht. Ist es das?«
»Ja.«
Im Fernsehen sah es immer so viel einfacher aus. Man beantwortete jede Frage mit einer Gegenfrage, und schon verstrickte sich der Verdächtige in Widersprüche. Im nächsten Moment sang er wie ein Vögelchen. Arnys Wangen bekamen einen Stich ins Blassgrüne. Ich wusste nicht, wie lange mir noch blieb, bis er sich hinter dem Schreibtisch des Managers übergeben musste. Also kam ich zur Sache.
»Wie viele Pärchen haben Sie auf dem Gewissen, Koon Boondej?«
»Nur das eine.«
Ich bewunderte – wenn auch erstaunt – seine Ehrlichkeit.
»Hören Sie, ich habe meine Zeit abgesessen«, sagte er. »Ich habe hier ein neues Leben begonnen. Ich bin keine Gefahr mehr für die Gesellschaft. Können Sie nicht einfach …« Er sah Arny an. »Ist mit ihm alles in Ordnung?«
»Die Vorfreude auf Gewalt rührt ihn«, sagte ich.
Ich schob meinem Bruder den Papierkorb hin, und er verzog sich mit dem Korb auf die Geschäftsführertoilette.
»Nun, gut«, sagte ich. Plötzlich fühlte ich mich so verletzlich, aber ich blieb ganz ruhig, damit der Mann dachte, ich sei genauso gefährlich wie Fang . »Jetzt sind wir unter uns. Ich will die ganze Geschichte
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