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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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habe mich noch umgesehen, und dann war ich weg.«
    Irgendetwas störte mich.
    »Hatten Sie Ihren Helm auf?«, fragte ich ihn.
    Er lachte, und ein Duft von Zahnarztpraxis, Blut und Antiseptikum schlug mir ins Gesicht.
    »Es würde mich meinen Job kosten«, sagte er. »Man muss nur im Sattel sitzen, geparkt, ohne Helm, und schon ist man seine Schulterstücke los.«
    »Und saß er auch fest?«
    »Bombenfest.«
    »Und woher haben Sie dann den Schädelbruch?«
    Langsam, unter Schmerzen, hob er die Hand und strich sich über den Kopf. »Das habe ich mich auch schon gefragt«, sagte er.
    Ich fand das Büro des Krankenhausleiters Dr. Fahlap. Er war ein kleiner Mann chinesischer Abstammung, Ende fünfzig. Er hatte das vergessenswerteste Gesicht, das ich je gesehen hatte. Wenn ich ihn beschreiben sollte, wäre ich dazu nicht in der Lage. Ich fragte ihn, ob Sergeant Phooms Kopfverletzung daher rühren konnte, dass er mit dem Kopf auf die Straße geschlagen war. Fahlap war ein Mann, der Fragen einiges an Überlegung widmete, und man sah, wie die Antworten in seinen Augen heranwuchsen.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Es war ein Schlag mit einem stumpfen Gegenstand. Vielleicht ein Montiereisen.«
    Genau das war meine Befürchtung gewesen. Auf der einsamen Straße hatte der Mörder dem Sergeant den Helm abgenommen und ihm eins über den Schädel gezogen. Er wollte, dass der Polizist starb. Vielleicht fürchtete er, der Mann könnte ihn identifizieren. Warum aber lebte der Sergeant dann noch? Warum nur dieser eine Schlag? Natürlich. Der Mörder wurde gestört. Das musste es sein. Wir mussten herausfinden, wer den Unfall gemeldet hatte. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass der Zeuge den Mörder gesehen hatte.
    Schon wollte ich dem Doktor danken und wieder nach Hause fahren, als mir noch etwas einfiel.
    »Doktor, wissen Sie etwas über einen Krankenhausberater, der im 69 Resort wohnt?«
    Kurze Pause.
    »Welches Krankenhaus berät er denn?«
    »Ihres«, sagte ich.
    »Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Dr. Jiradet.«
    »Den Namen habe ich noch nie gehört.«
    Ich war um Viertel nach zehn zu Hause. Am Betontisch draußen vor dem Laden saß mein Lieutenant Chompu mit Ed, dem Rasenmähermann. Die beiden schienen sich prima zu verstehen. Das hatte eine seltsame Wirkung auf mich. Es war nicht wirklich Eifersucht. Keiner von beiden gehörte zu mir, und so würde es sicher auch bleiben. Mich nervte eher, dass sie so schnell eine Allianz schmiedeten. Ich ignorierte beide, als ich aus dem Pick-up kletterte und in den Laden ging.
    » Nong Jimm!«, rief Chompu. »Reden Sie nicht mehr mit mir?«
    »Ich wollte nicht stören«, sagte ich und sah Ed, den Rasenmähermann, bewusst nicht an.
    »Wann ist Showtime?«, fragte der Polizist.
    »Geben Sie mir fünf Minuten.«
    Ich ging durch die offene Ladenfront hinein. Von Mair war nichts zu sehen. Ich suchte im Lagerraum und warf einen Blick in den Garten hinterm Haus. Da waren haufenweise Hühner, aber keine Mütter. Ich war schon wieder auf dem Rückweg, als mir zwei nackte Füße auffielen, die unter dem Tresen hervorlugten. Als ich einen Ausfallschritt machte, bot sich mir ein Ausblick auf den Hintern meiner Mutter.
    »Mair?«
    »Schscht.«
    Ich ging zum Tresen und kniete mich hin.
    »Mair, was machst du unterm Tresen?«
    »Da draußen sitzt ein Polizist.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist alles vorbei. Das Spiel ist aus.«
    Am liebsten hätte ich laut losgelacht, aber mir schien, dieser spezielle Wahnsinn hatte Methode.
    »Mair, was hast du angestellt?«
    Meine Mutter zitterte wie eine Ratte beim Laborgespräch. Ich langte unter den Tresen und umarmte so viel von ihr wie möglich.
    »Mair, der Polizist ist meinetwegen hier. Er ist ein Freund. Wir arbeiten gemeinsam an einem Fall. Du musst dir keine Sorgen machen.«
    Langsam, aber sicher ließ das Zittern nach, und ich hörte sie ein paar Mal tief durchatmen, als sie sich erholte, dann ein Pochen. Sie klopfte mit den Knöcheln an die Unterseite des Tresens.
    »Ich sollte Ed mal reinholen«, sagte sie.
    »Was?«
    Sie schob sich rückwärts an mir vorbei und kam steif auf die Beine. Dann klopfte sie oben an den Tresen.
    »Die sind überall. Kleine Mistviecher.«
    »Wer?«
    »Termiten.«
    Da musste ich wirklich lachen.
    »Mair, das da unten hatte nichts mit Termiten zu tun.«
    »Sei nicht albern, Kind! Was sollte ich denn sonst da auf dem Boden machen?«
    »Dich verstecken?«
    »Du und deine blühende Fantasie. Du solltest Romane schreiben, nicht über

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