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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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sieht. Das nun war einer dieser Momente. Ich war schon klatschnass, bevor ich merkte, was los war. Ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte, ohne dass ich merkte, worum es eigentlich ging. Normalerweise bin ich doch erheblich schlauer. Mir wurde schlecht, aber nicht übel-schlecht, eher als würde ich am liebsten alles, was ich am Tag gegessen hatte, gleich dort in den Sand reihern. Ich war dumm. So wirklich, wirklich dumm. Ich konnte gar nicht schnell genug vom Strand verschwinden.
    »Okay, das mache ich doch gern«, sagte ich, ohne weiter nachzudenken. »Ich muss … Abendessen machen. Wiedersehen, Ed. Danke.«
    Ich ließ den Liegestuhl und ihn und meinen Wein und mein halbes Gesicht dort am Strand zurück und stapfte durch den weichen Sand hinauf zur Ferienanlage. Ich verlor einen Flipflop, verschwendete aber keinen Gedanken daran, deswegen umzukehren. Meine Hand zitterte, als ich nach dem Türgriff meiner unverschlossenen Hütte langte, und ich warf mich aufs Bett, ohne Licht zu machen. Zum Glück stand das Bett an derselben Stelle wie immer. Es war noch nicht mal halb neun. Ich war überhaupt nicht müde. In meinem hellwachen Kopf konnte ich nur an Ed denken und daran, wie er versucht hatte, mich mit seiner Schwester zu verkuppeln. Ich rollte auf den Rücken, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte zu sterben.
    Ich wachte auf um drei, um Viertel nach vier, um zehn nach fünf und um siebzehn nach fünf, bis ich mir eingestehen musste, dass ich vermutlich keine zehn Stunden Schlaf brauchte. Ich hörte das Knarren der heimkehrenden Fischerboote in der Ferne und die vormorgendliche Probe der Hähne. Ich knipste meine Nachttischlampe an und warf einen Blick in den Spiegel. Ich war immer noch dumm. Ich duschte, zog mir was über und fing zeitig an, das Frühstück zuzubereiten. Es war noch dunkel, und ich nutzte den Streifen von schimmerndem Grau am unteren Rand des Himmels zum Sehen. Schon wollte ich Licht in der Küche machen, als ich eine dunkle Gestalt über den Strand zu uns herüberlaufen sah. Sie trug schwarze Hosen und eine schwarze Windjacke, die Kapuze hochgeklappt. Der untere Teil des Gesichts war von einer Maske verdeckt. Die schweren Schritte im Sand ließen Schlimmes ahnen. Ich trat einen Schritt zurück hinter die Gästetoiletten, in der Hoffnung, dass man mich nicht gesehen hatte.
    Ich hörte das Knirschen von Schritten auf dem Kies, und es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass sie auf mich zukamen. Ich drückte mich in den Toilettenblock und suchte im Schein des kleinen roten Nachtlichts verzweifelt nach einer Waffe. Toiletten sind notorisch unterbestückte Waffenkammern. Ich fand eine Klobürste, eine Saugglocke und einen Strauß duftender Plastiktulpen. Nichts davon weckte in mir das Vertrauen, vor die Tür zu treten und mich dem Eindringling zu stellen. Dann fand ich meine Waffe. An der Wand gegenüber lehnte ein meterlanges Stück Plastikrohr. Es war so stabil, dass man einem Angreifer damit eins über den Schädel geben konnte, aber leicht genug, sodass ich nicht gleich wegen Mordes vor Gericht kam.
    Mit erhobenem Rohr trat ich hinaus, und dort – mir gegenüber wie ein Spiegelbild – stand der dunkle Ninja mit hoch erhobenem Bambusstock. Ich schrie. Sie schrie.
    »Mair?«, sagte ich.
    »Jimm?«
    Wir ließen unsere Waffen sinken und umarmten uns, vor allem um unser jeweiliges Zittern unter Kontrolle zu bringen.
    »Kind, was um alles in der Welt treibst du dich so früh am Morgen bei den Gästeklos herum?«
    »Ich war früh … Moment mal. Ist doch egal, was ich hier mache. Was schleichst du am Strand entlang, verkleidet wie ein Bunraku -Puppenspieler?«
    Sie zog ihre Maske herunter, strich die Kapuze vom Kopf und betrachtete ihr Kostüm.
    »Oh«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Ich habe mich im Dunkeln angezogen. Ich hatte keine Ahnung, dass ich Schwarz trage. Und außerdem ist diese Hose dunkelblau. Du wirst es sehen, wenn die Sonne aufgeht. Und das?« Sie zog die Operationsmaske über ihren Kopf. »Hühnergrippe.«
    »Hühnergrippe?«
    »Vom Geflügeldung. Erhöhtes Auftreten von Hühnergrippe durch Geflügeldung. Wird durch die Luft übertragen.«
    »Woher kriegt man denn diese schwarzen Masken?« Ich nahm sie ihr ab.
    »Es gibt so viele Viren, dass man sie in fast allen Farben bekommt. Inzwischen ist es direkt modern.«
    »Mair, das ist eine ganz normale Operationsmaske, mit schwarzem Filzer angemalt.«
    »Tatsächlich?«
    »Okay. Es reicht.«
    Ich führte sie am Arm zum nächsten

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