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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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mochte. Er erzählte dem Polizisten von dem Waldweg, den wir neben dem wat Feuang Fa gefunden hatten, und ich lächelte über Opas erstaunte Miene, als der Lieutenant sofort sein Handy zückte und die Information ans Revier weitergab. Er erzählte die Geschichte genauso, wie man sie ihm berichtet hatte. Er fragte Opa sogar nach seinem vollen Namen, damit man ihn als Zeugen zitieren konnte. Seit die Detectives mit ihrer Tatverdächtigen wieder in Bangkok waren, lag die Verantwortung für etwaige Entwicklungen des Falles nun wieder bei den lokalen Polizeistationen. Als Chompu sein Handy abstellte, grinsten er und Opa sich an.
    »Na, wenn das kein glücklicher Major war«, sagte Chompu. »Sollte hier irgendwas rauskommen, haben Sie einen Freund fürs Leben.«
    Er hob sein Glas, und wir stießen miteinander an.
    »Gibt es bei Ihnen was Neues?«, fragte ich.
    »Leider waren keine Fingerabdrücke auf dem Feuerzeug, das Sie uns gegeben haben«, sagte Chompu. »Aber wir haben Antwort wegen der Kamera bekommen. Das Modell ist nicht frei verkäuflich.«
    »Man muss es stehlen?«
    »Entweder das, oder man muss professioneller Fotograf sein. Nikon bittet Profis, ihre Prototypen auszuprobieren. Die Typennummer gehört zu einem solchen Prototyp. Ungefähr hundert Exemplare werden jeweils hergestellt und zu Testzwecken an Profis verteilt.«
    »Dann müsste es also eine Liste von Leuten geben, die man gebeten hat, diese Kamera zu testen«, sagte ich.
    »Theoretisch. Aber dazu wäre es nötig, den Hauptsitz von Nikon in Japan zu kontaktieren. Das würde etwas Zeit in Anspruch nehmen angesichts …«
    »Angesichts des Schwachsinns, der in Bangkok vor sich geht«, sagte ich. »Irgendwelche Neuigkeiten über den Mercedes-Fahrer?«
    »Keine unserer mobilen Einheiten hat ihn irgendwo auf einem Highway gesehen, weder in die eine noch in die andere Richtung«, sagte er. »Und wie Sie beide wissen, darf ich keine Informationen zu laufenden Ermittlungen herausgeben et cetera pp. bla, bla, aber – im Vertrauen gesagt – die Tochter des Besitzers vom 69 Resort konnte sich an das Kennzeichen des Wagens erinnern.«
    »Schön für sie«, sagte ich.
    »Noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass sie erst vier ist.«
    »Also sollten wir uns keine allzu große Hoffnung machen.«
    »Nein. Aber angeblich ist sie ein wahres Wunderkind, was Nummernschilder angeht. Jedenfalls wird das Kennzeichen überprüft. Außerdem hat sich etwas hinsichtlich des Überfalls auf Phoom ergeben, das ich Ihnen leider nicht verraten darf. Die Person, die den Unfall per Handy gemeldet hat, blieb nicht am Unfallort, als der Krankenwagen unterwegs war. Das ist so üblich. Die Leute wollen helfen, aber nichts mit Berichten und Befragungen zu tun haben.«
    »Immer noch besser, als wenn sie sich gar nicht erst die Mühe machen«, sagte Opa Jah.
    »Das sehe ich ganz genauso«, sagte Chompu. »Aber da war etwas. Wir haben über den lokalen Radiosender 106,5 nach Zeugen gesucht, und eine Frau rief an und meinte, sie sei auf der Straße an einem Unfall vorbeigekommen. Da standen schon zwei Autos, und deshalb hatte sie nicht angehalten. Aber sie hat gesehen, wie sich ein Mann und eine Frau über das Opfer beugten.«
    »Zwei Autos?«, sagte ich. »Wirklich? Hat sie gesagt, was für Autos es waren?«
    »Sie konnte sich nur an einen Pick-up und einen Pkw erinnern. Keine Marke, keine Farbe.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, den Anruf des barmherzigen Samariters zurückzuverfolgen?«, fragte ich.
    »Das ist nicht einfach. Wir bräuchten einen Gerichtsbeschluss.«
    »Aber es wäre machbar.«
    »Ich gehe davon aus, dass der Major den Papierkram schon angeschoben hat. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Nun, angenommen der Mörder rammt Sergeant Phooms Motorrad, fürchtet, der Sergeant könnte ihn identifizieren, und beschließt, anzuhalten und ihm den Rest zu geben. Er beugt sich mit einem Montiereisen über ihn, als diese Frau im Pick-up um die Ecke biegt und anhält, um ihm zu helfen. Unser Mörder tut so, als sei er gerade eben auf den Unfall gestoßen und würde dem Opfer helfen. Die Frau ruft im Krankenhaus an, während unser Mörder flieht. Aus Gründen, die wir nicht kennen, verschwindet auch die Frau, sobald sie sicher ist, dass der Notarzt kommt.«
    »In diesem Fall hätte die Frau direkten Kontakt zum Mörder gehabt«, sagte Opa Jah. »Sie könnte ihn identifizieren.« So aufgeregt hatte ich Opa seit der großen Diarrhö-Attacke 2005 nicht mehr gesehen. Ich mochte ihn, wenn er so war

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