Der Tote trägt Hut
– natürlich ohne die Diarrhö.
»Gut«, sagte Chompu. »Ich mache dem Major noch mal Druck wegen der Anruflisten.«
»Erinnern Sie ihn daran, wie sehr es seiner Karriere dienen würde«, schlug ich vor. »Der Mann brodelt vor Ehrgeiz, wie ein Vulkan.«
»Es gäbe da noch eine Möglichkeit«, sagte Opa.
»Welche denn?«, fragte ich.
»Die, der du zielstrebig aus dem Weg gehst«, sagte er. »Jemand sollte im Krankenhaus nachfragen, ob der Unfall von einem Mann oder einer Frau gemeldet wurde.«
Ich begriff sofort. Ich wollte mir nicht vorstellen müssen, dass meine Nonne ein geheimes Leben außerhalb des Tempels führte, mit Perücken und schnellen Autos und spitzen Dolchen. Opa Jah hatte recht. Ich wollte unbedingt, dass der Mörder männlich war.
»Darum kümmere ich mich gleich heute Nachmittag als Allererstes«, sagte der Lieutenant.
»Was uns zu der Sache mit dem VW-Bus führt«, sagte ich.
»Da kommt noch mehr?« Chompu spielte sein Entsetzen. »Sollte ich meine Pediküre absagen?«
»Jedenfalls sollten Sie uns was zu trinken bestellen«, erklärte ich ihm. »Es könnte sein, dass Sie noch eine Weile hier sind.«
Wieder überließ ich es Opa Jah, von seinem Besuch beim degradierten Captain Waew in Surat zu berichten. Dauernd wartete ich darauf, dass Chompu sagte: »Natürlich, das wusste ich bereits.« Aber es war offensichtlich, dass er es nicht wusste. Sein Notizblock lag offen auf dem Tisch, und er schrieb mit. Opa entschuldigte sich irgendwann, um seiner notleidenden Blase Erleichterung zu verschaffen, und ich nutzte die Gelegenheit, Chompu zu fragen, was er wegen der Fotos unternommen hatte.
»Das ist problematisch«, räumte er ein. »Ich habe überlegt, ob ich sie auf den Tresen legen und weglaufen sollte, aber mir wurde bewusst, dass es auf Sie zurückfallen würde, weil Sie die Kamera gefunden haben. Ich kann sie nicht einfach irgendwo liegen lassen, und um sie jetzt noch am Tatort zu finden, ist es zu spät. Also, ich muss zugeben, dass ich nicht mehr weiterweiß. Ich hoffe, dass sich bald irgendwas ergibt, dass die Bilder nicht mehr gebraucht werden. Bis dahin stecken sie unter meiner Matratze.«
»Vielen Dank, dass Sie das für mich tun.«
»Schließlich sind wir Komplizen.«
Ich blickte auf, um nachzusehen, ob Opa seine sanitären Aktivitäten beendet hatte.
»Da fällt mir ein …«, sagte ich mit tiefer, verschwörerischer Stimme, »haben Sie heute schon was gehört von … irgendwelchen Schwerverbrechen?«
»Wie schwer?«
»Ach, ich weiß nicht. Mord?«
Er lachte. »Sie sind unersättlich.«
»Und haben Sie?«
»Nein.«
»Keine Vermissten? Potenziell tödliche Verletzungen? Verdacht auf Vergiftungen?«
»Immer mit der Ruhe. Das wird alles schon noch kommen.«
Tief in meinem Herzen hoffte ich das Gegenteil, aber anscheinend war Mair vorerst in Sicherheit.
»Oh, eins habe ich ganz vergessen«, sagte der Lieutenant. »Wir haben Ihren Dr. Jiradet, diesen sogenannten Berater im Pak Nam Hospital, aufgespürt. Anscheinend hatte er in der Ferienanlage ein Rendezvous mit einer minderjährigen Hure. Sie wohnten in getrennten Zimmern, aber davon ließ sich niemand täuschen, vor allem nicht seine Frau. Und als der Doktor abfuhr, blieb die fragliche junge Dame als Touristin zurück. Die Dreistigkeit ist doch fast bewundernswert, nicht?«
Wieder zwei Verdächtige im Eimer. Langsam gingen mir die Möglichkeiten aus. Opa kam zurück. Ich hatte daran gedacht, Chompu meinen Besuch beim Exminister Sugit zu verschweigen. Ich vermutete, es würde Streit geben, weil ich mich in Polizeiarbeit einmischte und einen potenziellen Tatverdächtigen in einem Doppelmordfall über Gebühr aufschreckte. In Chiang Mai hätte man mich dafür verhaftet. Aber hier waren wir in Pak Nam, und Chompu und ich steckten schon bis zum Hals drin, weil wir Beweismittel verfälscht hatten, also dachte ich mir: Was soll’s? Als ich fertig war, klappte er den Mund wieder zu.
»Unfassbar«, sagte er. »Man glaubt gar nicht, wie langweilig das Leben in Pak Nam war, bis ihr Leutchen hierhergezogen seid.«
In diesem Moment fragte ich mich, ob wir in seinen Augen eigentlich verdächtig waren. Eine merkwürdige Familie taucht auf, und schon finden sich überall Leichen. Aber ich hatte so den Eindruck, als wäre ihm das eigentlich auch egal.
»Sie sind uns also nicht böse?«, fragte ich.
»Böse? Ich bin völlig aus dem Häuschen. Batman und Robin sind da! Was werden sie wohl als Nächstes machen?«
Ich war nicht
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