Der Tote trägt Hut
ich ein Bild von mir poste – vor dem Make-up. Ich unverhüllt.«
»Nackt?«
»So etwas würde mir meine Webcam nicht verzeihen. Nein, sie wollen mein wahres, verwittertes Gesicht zeigen. Sie meinen, es würde die Jugend inspirieren.«
»Kennen sie deinen richtigen Namen?«
»Nein.«
»Dann mach es doch.«
»Bist du verrückt? Was ist, wenn mich jemand erkennt?«
»Die schicken dir eine E-Mail und fragen, wie es dir geht, du antwortest und hörst nie wieder von ihnen. Internet-Bekanntschaften sind flüchtig und erlahmen schnell. Das ist mein Ernst. Tu es.«
»Eher sterbe ich.«
Kapitel 14
»Als ich Politiker wurde, lebten wir in einer gefährlichen Welt, aber man wusste genau, wer sie waren. Es hieß wir gegen sie, und es war klar, wer sie waren. Heute sind wir nicht mehr so sicher, wer sie sind, aber wir wissen, dass sie da sind.«
George W. Bush, Iowa,
Western Community College, 21. Januar 2000
S ugit Suttirat, Exumweltminister, parkte seine rote Klischee-Corvette gegenüber vom Olympuss auf dem Platz, den man ihm mit zwei Plastikhockern frei gehalten hatte. Er betrachtete sich im Rückspiegel.
»Nicht übel. Gar nicht übel.«
Mancher mochte meinen, es läge an seinem gesellschaftlichen Ansehen, dass er bei den Mädchen so beliebt war, aber er wusste, dass es da auch einige gab, die ihn einfach unwiderstehlich fanden. Sie hatten es ihm selbst gesagt, sogar nachdem er ihnen das Geld schon ausgehändigt hatte. Frauen waren leicht zu durchschauen. Er piepte mit der Zentralverriegelung und sah sich an, wie seine Blinker ihm zwinkernd eine gute Nacht wünschten. Gegen zwei oder drei würden sie ihn wiedersehen, benebelt wie ein Schweinswal von Dieseldämpfen, sexuell befriedigt und sexuell befriedigend dank Ovariga. Ovariga wurde in Yunan, China, hergestellt und verpackt und war genauso wirkungsvoll wie Viagra. Wenn er am nächsten Morgen aufwachte, war er immer noch bereit. Manchmal musste er zwei Meetings mit seinen Notizen auf dem Schoß dasitzen.
Grandioses Zeug.
Er lief über die Straße. Die Lichter des Olympuss lockten rot und silbern. Die Mädchen saßen draußen auf einer Bank, sahen sich die vorüberfahrenden Autos an, ließen die kurzen Röckchen ihre Schenkel hinaufwandern, ihre Gesichter … Nun, wen interessierte schon, ob sie Gesichter hatten? Er stand auf der weißen Linie, um einen Lieferwagen von Milo-Schokomilch vorbeizulassen, aber dieser wurde immer langsamer und blieb dann mitten auf der Straße stehen. Er dachte schon, gleich würde der Fahrer die Scheibe herunterkurbeln und ihn nach dem Weg fragen, doch die Scheiben waren dunkel, und drinnen war niemand zu erkennen. Er fluchte und ging hinten um den Lieferwagen herum. Plötzlich wurde eine der hinteren Türen aufgestoßen und schlug ihm ins Gesicht. Er hörte, wie seine operierte Nase knackte und Blut über seine Lippen lief.
»Was zum …?«
Ich habe eher vage Erinnerungen an jenen Sonntag, an dem uns die Scheiße nur so um die Ohren flog, als rotiere ein Ventilator in einer Schüssel Mousse au Chocolat. Es begann um sechs Uhr früh, als Sissi anrief.
»Jimm, ich hab einen«, sagte sie.
Ich war noch ganz benebelt vom rumänischen Wein. Ich nahm mein Handy mit raus auf die Veranda und ließ mich auf einem der Rattanstühle nieder.
»Seit wann bist du wach, bevor die Sonne aufgeht?«, fragte ich.
»Nie«, sagte sie. »Ich war noch nicht im Bett. Ich hatte eine ziemlich heftige Nacht mit der Polizei.«
»Gab es Ärger?«
»Nicht mit der echten Polizei, Dummchen. Mit der von Police Beat . Die sind online auch ganz schöne Rüpel, das kann ich dir sagen. Ich hab richtig blaue Flecken.«
»Das glaube ich.«
Ich blickte am Strand entlang und sah eine dunkle Gestalt durch den Sand stapfen.
»Und ich habe einen Hut für dich gefunden«, sagte sie. »In Orange.«
»Okay, danke. Mail ihn mir.«
»Hör mal, könntest du dir vielleicht eine runterhauen oder irgendwas? Wenn du aus dem Bett kommst, bist du aufnahmetechnisch total gestört. Ich spreche hier von einem Fall. Einem ungeklärten Mord.«
»Na gut. Und wurde das Opfer erstochen?«
»Nein.«
»Hat das Opfer was mit Religion zu tun?«
»Nein.«
Das bisschen Begeisterung, das ich aufbringen konnte, war schon wieder auf dem Weg ins Bett.
»Thailand?«
»Guam.«
Man hätte mir eine Landkarte und eine Million Baht geben können, und trotzdem hätte ich nicht sagen können, wo Guam lag. Und es hätte mich auch einen Waranenfurz interessiert.
»Die Verbindung ist also
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