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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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ihrer Kirchenbesuche gefragt. Schließlich hatte Pater Gregorio die These, was die unterirdischen Zugänge zu den Kirchen betraf, bestätigt und sie prompt zu der entsprechenden Tür geführt, deren Schloß er vor ungefähr einem halben Jahr hatte auswechseln lassen.
    Er hatte gesagt, die Polizei sei nicht einmal persönlich vor beigekommen, um sich den Schaden in der Kirche anzusehen. Traurig, traurig … Er hatte nur ein Formular erhalten und die fehlenden liturgischen Objekte, darunter die beiden Engel, auflisten müssen. Nie hatte ihn irgend jemand zu den Umständen des Diebstahls befragt. Nicht daß es viel zu erzählen gab, aber ein bißchen mehr Einsatz hätte er sich schon gewünscht. Das kaputte Schloß hatte er ein paar Wochen nach dem Einbruch entdeckt, doch bisher nie einen Zusammenhang zum Diebstahl in der Kirche gesehen.
    »Unsere Vermutung scheint also zu stimmen«, sagte Livia. »Man kann die Kirchen, vielleicht nicht alle, aber einige, auch von den unterirdischen Gängen aus betreten. Und zweitens bin ich mir jetzt hundertprozentig sicher, daß die beiden Engel aus dem Schlafzimmer der Cacciapuoti identisch sind mit denen aus Santa Maria degli Angioli ai Croci. Pater Gregorio hat mir Fotos der gestohlenen Objekte gezeigt.«
    Marlen nickte, nun schon ein Quentchen interessierter.
    »Aber das Beste kommt noch«, fuhr Livia aufgeregt fort. »Am Nachmittag rief Rosaria an, ich solle unbedingt zu ihr nach Hause kommen, so rasch wie möglich, mehr könne sie am Telefon nicht sagen. Ich bin also sofort hingeflitzt. Corrado war auch da.« Ihre Stimme senkte sich geheimnisvoll. »Und er hatte die Liste dabei.«
    »Welche Liste?«
    »Na die, von der ich dir am Freitag erzählt habe. Die Liste mit einigen Kunstwerken, die aus den öffentlichen Institutionen verschwunden sind, übrigens überwiegend Gemälde.«
    »Hmm.« Marlens Enthusiasmus hielt sich trotz allem noch in Grenzen.
    »Und was glaubst du, was noch auf besagter Liste steht?« fragte Livia triumphierend. » Der Frauenakt von Tavernese aus dem Schlafzimmer der Cacciapuoti. Was beweist, daß sie das Bild illegal erworben haben. Was heißt ›erworben‹ – das Gemälde wurde vermutlich an irgendein Amt ausgeliehen, und irgendwann war es aus einem Korridor oder einem Direktorenzimmer verschwunden, ohne daß jemand das überhaupt bemerkt hätte. Entweder haben die Cacciapuoti das Bild auf Umwegen gekauft oder aber direkt vom Täter.«
    »Gut«, sagte Marlen. »Damit wären wir Fiorilla wieder einen Zentimeter näher auf den Leib gerückt. Aber das andere verstehe ich nicht. Entschuldige, ich bin heute etwas langsam. Wieso ist diese Liste so geheim? Es wird doch irgendwelche Schriftstücke geben, auf denen steht, wann welche Gemälde an welches Amt verliehen wurden, selbst wenn das alles inzwischen beinahe fünfzig Jahre her ist.«
    »Eben nicht!« rief Livia. »Mensch, Marlen, komm zu dir, wir sind in Italien! Laut Corrado wurde damals nicht einmal registriert, welche Bilder sich überhaupt in den Depots befanden!«
    »Aber wie kommt so eine Liste zustande, wenn die Gemälde damals gar nicht registriert worden sind?« beharrte Marlen.
    Livia gab zu, daß auch Corrado darauf keine Antwort gewußt hatte. »Irgendwer hat die Liste in die Datei eingespeist, und zwar mit der Absicht, daß jemand anders sie entdeckt, liest und der Sache dann nachgeht. Und wer immer das war, will ungenannt bleiben, das ist klar. Da sind schließlich etliche Milliarden im Spiel – und vermutlich auch einige prominente Köpfe, die möglicherweise ins Rollen kommen, wenn jemand der Sache energisch genug nachgeht.«
    »Und einen dieser Köpfe habt ihr bereits am Wickel …«, mutmaßte Marlen.
    »Nicht so schnell. Wart’s erst mal ab«, sagte Livia. »Auf der Liste steht unter anderem eine Reihe von Werken von Consalvo Carelli, Gaetano Esposito, Antonio Mancini, den Brüdern Palizzi und anderen. Neapolitanische Maler, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gelebt haben, zum Teil in Paris. Jeder von diesen Malern hat Unmengen an Bildern produziert, von denen ein kleinerer, ausgewählter Teil in den Museen für moderne Kunst in Rom, Florenz und Neapel ausgestellt ist.«
    Sie machte eine Pause und sah Marlen an. Die genau die Frage stellte, auf die Livia gewartet hatte: »Und der größere Teil?«
    Livia grinste. »Der verschwand, wie du dir bereits denken kannst, in den Depots der Museen, größtenteils unregistriert, wie Corrado sagt. Er hat sich mittlerweile

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