Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
Vom Netzwerk:
auf seine Story war? Hatte Giorgio ihr alles gesagt, was er wußte? Mit Sicherheit hatte er – genau wie sie selbst – ein paar Informationen zurückgehalten. Die Sache gefiel ihr nicht. Marlen hoffte, daß er sich täuschte. Ihr mißfiel die Vorstellung, daß Salvatore in den internationalen Drogenhandel verwickelt sein sollte. Frommer Wunsch. Sie beschloß, diesen Dante oder Ciro Carotenuto aufzuspüren und sich noch einmal bei den Leuten von der LAES umzuhören. Schließlich hatten auch die längere Zeit mit Salvatore zusammengearbeitet. Mal sehen, was für ein Bild sich daraus ergab. Aber vielleicht war diese Recherche völlig überflüssig.
    Jetzt ging sie schon über eine Stunde vor dem Kindergarten auf und ab und wartete darauf, daß irgendein Mann aufkreuzte, der wie ein Freund von Salvatore aussah und auf einen der mittleren Klingelknöpfe rechts von der Haustür drückte. Ein älteres Ehepaar betrat das Haus. Marlen las zum dreiunddreißigsten Mal die Ankündigungen auf dem Schwarzen Brett des Kindergartens: die Aufforderung, den Kindern eigene Getränke mitzugeben, Ferienzeiten, der Informationszettel einer Musikschule.
    Ein paar Minuten später sah sie aus dem Augenwinkel, wie jemand sich dem Eingang näherte, die Namensschilder absuchte, dann rechts unten klingelte – der Pizzajunge. Sie warf einen Blick auf die Uhr: kurz nach fünf. Die Tür des Kindergartens ging auf, drei Kinder und ihre Mütter kamen heraus, eine junge Frau, offenbar die Kindergärtnerin, sah Marlen fragend an. Marlen winkte ab, schlenderte weiter zur Straßenecke und nahm sich vor, höchstens noch eine, maximal zwei Stunden zu warten. Der Kindergarten wurde zugesperrt. Womöglich hatte dieser Freund in der Zwischenzeit noch einmal angerufen und gesagt, er komme später oder an einem anderen Tag, und sie stand sich hier völlig umsonst die Beine in den Bauch. In dem Moment näherte sich ein Mann mit Turnschuhen und Halbglatze zielstrebig der Haustür, drückte kurz auf einen Klingelknopf und schloß dann auf. Marlen ging blitzschnell hinter einem Auto in Deckung. Wieso klingelte der Mann, wenn er einen Schlüssel hatte? Um seiner Frau anzukündigen, daß er da ist? Ein Hausbewohner also? Dann fiel ihr ein, daß Salvatores Mutter gesagt hatte, ihr Sohn komme manchmal in ihrer Abwesenheit vorbei. Demnach mußte er einen Schlüssel zur Wohnung der Mutter besitzen, den er diesem Freund gegeben haben konnte. Doch warum sollte dieser Freund vorher anrufen und den Besuch ankündigen? Damit die Mutter keinen Schreck bekam, wenn plötzlich ein Fremder in die Wohnung trat…
    Die Haustür ging auf, und der Mann mit Halbglatze verließ das Haus. Er trug eine volle Plastiktüte. Marlen stieg auf die Vespa, stülpte den Helm über, ließ den Motor an, beobachtete den Mann im Seitenspiegel. Er verschwand aus dem Blickfeld. Kurz danach sah sie, wie ein schmutzigweißes Fahrzeug auf der anderen Straßenseite aus der Parklücke herausfuhr. Zum Glück befand sie sich in einer wenig befahrenen Nebenstraße. Sie wendete – doch in dem Moment wendete auch das schmutzigweiße Auto und fuhr in entgegengesetzter Richtung an ihr vorbei. Der Mann mit der Halbglatze und der Plastiktüte saß am Steuer. Marlen ließ ihn ein paar Meter vorfahren, wendete dann erneut. Aus dem linken Augenwinkel sah sie einen anderen Mann eilig in der Haustür verschwinden. Sie zögerte. Was, wenn sie dem Falschen folgte? Wenn sie wartete, würde der Mann mit der Halbglatze weg sein. Wenn sie hinter ihm herfuhr und der zweite Mann der richtige gewesen war – hätte sie Pech gehabt. Berufsrisiko. Sie gab Gas.
    Das Auto fuhr den Viale Kennedy entlang stadtauswärts und bog dann vor dem Fußballstadion rechts ab. Marlen kam auf der Vespa gut hinterher. Es war Feierabendverkehr und niemand fuhr schneller als fünfzig. Das schmutzigweiße Auto, irgendein älteres Fiat-Modell, fuhr in Richtung Tangenziale. Marlen konnte nur hoffen, daß der Mann nicht die Stadtumgehung nehmen würde, um von dort auf die Autobahn zu fahren. Mit der Vespa würde sie ihm nicht lange folgen können. Drei, vier Fahrzeuge schoben sich vor sie. In einem langen Tunnel verlor sie den weißen Fiat aus den Augen und sah ihn, als sich ihre Augen wieder an das Tageslicht gewöhnt hatten, gerade noch rechtzeitig in der Biegung der Ausfahrt zum Vomero verschwinden. Bei einer großen Kreuzung, an der fast alle Fahrzeuge brav an der roten Ampel warteten, schlängelte sie sich so weit vor, bis sie sich auf gleicher

Weitere Kostenlose Bücher