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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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der Gelegenheit ein paar ihrer Bilder zeigen…
    Livia hatte das Thema geschickt zum Anlaß genommen, auf die unterirdischen Gänge und somit auch auf den ermordeten Umberto Cacciapuoti zu sprechen zu kommen. Sie sagte, Marlen sei als Journalistin an der Geschichte interessiert, und erzählte von dem Gespräch, das sie und Marlen am Nachmittag mit der Witwe Cacciapuoti geführt hatten. Fiorilla hatte auf sie den Eindruck einer kontrollierten, geschäftigen, vitalen Frau gemacht, die nicht wirkte, als würde sie auf der faulen Haut liegen oder das Frauchen spielen. Und nicht so, als würde sie ein Jahr lang schwarze Hosenanzüge tragen wollen.
    Jean schickte voraus, er sei kein enger Freund des Hauses gewesen. Sie hätten ihn ein paarmal eingeladen, zu Weinproben natürlich und zur Einweihungsfeier des umgebauten Hauses.
    Aber so, wie er es beobachtet hatte, habe Fiorilla schon immer ihr eigenes Leben gelebt. Daran ändere der Tod Umbertos herzlich wenig. Es war seines Wissens ein offenes Geheimnis, daß Fiorilla und Umberto ihre eigenen Wege gegangen waren. Eine moderne Ehe eben. Umberto habe ständig Geschichten mit anderen Frauen gehabt, allerdings nie mit ihm darüber gesprochen. Wie unter Männern üblich, es sei denn, sie hockten nebeneinander auf der Saunabank oder am Tresen.
    »Auch keine Anspielungen?«
    Jean schüttelte den Kopf. »Das war er Fiorilla schuldig, und sich selbst auch«, sagte Jean. »Dennoch haben alle davon gewußt, auch Fiorilla. Die Wege der Liebe sind unergründlich«, fügte er mit amüsiertem Unterton hinzu. »Ehrlich gesagt, glaube ich, es war ihr gleichgültig, was er mit anderen Frauen hatte. Aber natürlich, man weiß nie, was bei den anderen Leuten zu Hause abläuft, geschweige denn im innersten Kämmerlein.«
    Er berührte mit den Fingern Livias Hand. »Ich bin kein Experte für Frauen. Ich vertrete nur die männliche Seite des menschlichen Geschlechts. Und damit habe ich schon genug am Hals.«
    »Hatte Fiorilla auch Affären?«
    Er lächelte in sich hinein. »Schwer zu sagen. Vermutlich schon.«
    Livia war sich einen Augenblick lang so gut wie sicher, daß Jean mit Fiorilla Cacciapuoti mehr verband oder einmal verbunden hatte, als er vor allem in dieser Situation zugeben mochte, irgendwann einmal, früher. Eine Erinnerung war aufgescheucht worden, über die Gesichtszüge gehuscht und wieder verschwunden. Livia kannte derlei Erinnerungen selbst, doch nicht alle zogen ein Lächeln nach sich wie einen Kometenschweif. Sie wollte die Hand wegziehen, schaute aufs Wasser, schwieg. Und schon war der Augenblick wieder vorbei.
    Jean nahm seine Hand weg und begann, Brotkrumen vom Tischtuch zu schnippen. »Fiorilla ist schwer zu durchschauen«, sagte er, als müsse er nun unbedingt etwas hinzufügen. »Sie geht ihre eigenen Wege, läßt sich von niemandem reinreden. Auch nicht von Umberto. Vielleicht war das der größte Konfliktpunkt zwischen den beiden. Auch Umberto wollte alles. Alle Freiheiten und immer die Kontrolle. Fiorilla hat sich dem entzogen. Das hat er schwer ertragen. Und gleichzeitig hat genau diese Bereitschaft zur Unabhängigkeit die zwei zusammengehalten, so paradox es klingt.«
    Er merkte, daß er noch immer Brotkrumen vom Tischtuch schnippte, und fing selbstironisch die eine Hand mit der anderen ein. »So sehe ich das jedenfalls, aus der Distanz.«
    »Dann ist Fiorilla doch mit Sicherheit nicht nur Hausfrau oder Repräsentationsgattin gewesen.«
    Sie spreche fließend mehrere Sprachen, sagte Jean, sei viel unterwegs, aber nie zusammen mit Umberto. »Komisch, ich habe sie nie danach gefragt, was sie eigentlich macht. Darüber haben wir nie gesprochen.«
    »Eher typisch, würde ich sagen«, konterte Livia. »Was die Frauen tun und lassen, bleibt außen vor.«
    »Und du hast mir immer noch nichts von deiner Arbeit erzählt«, sagte er und griff erneut nach ihrer Hand.
    Sie zog ihre Hand weg. Sie war mit dem Thema noch nicht durch. Hatte Umberto Freunde? Hatte er Feinde? Irgendwelche Interessen außer Frankreich? Ein Hobby?
    Jean schürzte die Lippen. »Ein Hobby? Außer Frankreich? Laß mich nachdenken… vielleicht Architektur, Inneneinrichtung, edle Möbel, Kunst … Ja, das hat ihn interessiert. Du hast das Haus ja von innen gesehen. Eins ist klar: er hatte Geld.«
    »Und jetzt hat Fiorilla es.«
    »Fiorilla hatte auch vorher genug Geld. Wenn das eine Anspielung sein sollte.«
    »Sagt dir der Name Salvatore etwas?«
    »Im Zusammenhang mit den Cacciapuoti?« Jean dachte

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