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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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mein
Lieber. Kein Unternehmer würde so handeln. Die verantworten ihr eigenes Geld,
nicht das der anderen. Und wenn die Mäuse weg sind – verzockt. Pech gehabt. Das
wäre eine lohnende Aufgabe für die Polizei: Jagen Sie die Vermögensmörder.«
    »Ich gebe nichts auf solches Geschwätz. Die deutschen
Banken sind hervorragend durch die Krise gekommen. Das zeugt vom hohen Standard
des heimischen Kreditwesens und der verantwortungsvollen Führung durch dessen
Management. Das sollte anerkannt werden, statt zur populären Hetze gegen die
wirtschaftlichen Leistungsträger beizutragen«, sagte Lüder. Er war selbst nicht
von seiner Antwort überzeugt, wollte Balzkowski damit aber provozieren, weil er
der Überzeugung war, dass sie mit dem Betriebsrat eine munter sprudelnde Quelle
angezapft hatten.
    »Wer bezahlt das alles? Der kleine Mann, der
Steuerzahler. Deshalb muss dem Einhalt geboten werden.« Balzkowski war in
seiner Erregung laut geworden. »Vor lauter Gier blendet es die Leute so, dass
sie die Gefahren gar nicht mehr erkennen. Erinnern Sie sich an den sogenannten
Neuen Markt? Da glaubte jeder selbst ernannte Börsenguru, dass er sich mit den
Aktien der Newcomer reich spekulieren könne. Es gehörte nur logischer
Menschenverstand dazu, zu erkennen, dass die Blase irgendwann platzt. Wenn
irgendjemand Geld verdient, muss es logischerweise ein anderer bezahlen. Geld
fällt nicht vom Himmel. Und wenn die Dummen nichts mehr haben, bum. Alles
vorbei. So funktionieren Spekulationen.«
    Große Jäger lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück,
dass die Federn ächzten. »Ich verstehe nicht, weshalb das Stahlwerk in Dortmund
so interessant sein soll. Die Sache mit dem Know-how aus Stuttgart – das Ding
mit der Waffenproduktion – ja, aber Stahl? Den können die Schlitzaugen doch
auch kochen.«
    »Wir haben mittlerweile eine Überproduktion von Stahl,
besonders jetzt in der Rezession«, erklärte Balzkowski. »Wenn weltweit
Kapazitäten stillgelegt werden, verknappt sich das Angebot, und die Preise
steigen.«
    »Und warum muss das in Deutschland geschehen?«
    »Weil die Löhne hier um ein Vielfaches höher sind als
in China oder Indien. In Asien kostet die Tonne Stahl weniger, während die
Preise auf dem Weltmarkt gleich sind. Also: Gleicher Preis, aber weniger Kosten
bedeutet höherer Gewinn. Da fragt niemand, ob Arbeitnehmer und ihre Familien
dabei draufgehen.«
    »Ist es denn besser, wenn in China Arbeiter entlassen
werden und die Menschen dort ohne Einkommen sind?«, fragte Große Jäger.
    Balzkowski lief rot an. Er holte tief Luft.
Unzweifelhaft stand er kurz davor, zu explodieren.
    »Wir haben noch eine andere Frage«, wechselte Lüder
schnell das Thema. »Sie haben uns auf Sylt eine Quittung gezeigt. Danach waren
Sie am Abend, als Lew Gruenzweig ermordet wurde, in Westerland unterwegs und
haben in einer Gaststätte getrunken.«
    Balzkowski sah immer noch Große Jäger an. Mit einem
Kopfschütteln, in dem alle Verachtung für eine solch törichte Anmerkung
steckte, drehte er sich zu Lüder um.
    »Das war reiner Frust, nachdem alles, aber auch alles
auf Sylt schiefgelaufen war.«
    »Mit wem haben Sie getrunken?«
    »Mit Hubert Fixemer.«
    »Das stimmt nicht.«
    Balzkowski knetete verlegen seine Finger, bis er
schließlich gestand: »Ich weiß nicht mehr. Irgendein Einheimischer.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Mann. Ich war frustriert. Es war ziemlich heftig. Ich
habe keine Ahnung. Nix. Alles weg.«
    »Sie werden sich im Groben erinnern. Das
Generalthema?«, fragte Christoph Johannes.
    »Ich sagte schon: Da ist ein Loch.« Er legte beide Handballen
an die Schläfe und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Nachdem die drei
Polizisten ihn ansahen und schwiegen, fühlte er sich schließlich verpflichtet,
zu erklären: »Ich glaube, über Fußball. Eine ganze Weile. Und über Politik und
die ganze Scheiße, die da im Augenblick passiert. Der andere war auch ganz
schön sauer. Irgendwie auch ‘ne arme Sau.«
    »Können Sie den Mann beschreiben?«
    »Hören Sie!« Balzkowski sah Christoph Johannes
durchdringend an. »Das war eine Kneipenbekanntschaft. Man sitzt dort und stiert
ins Glas. Ich bin doch nicht schwul und merke mir das Aussehen von
irgendwelchen Kerlen.«
    »Was hat Hubert Fixemer an diesem Abend gemacht?«
Lüder hatte die Frage gestellt.
    »Keine Ahnung. Er hat gesagt, er fühlte sich nicht
wohl. Deshalb ist er nicht mitgekommen.« Balzkowski senkte die Stimme. »Das
alles hat Hubert ordentlich

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