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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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dunkelblauen Anzug mit
vollem, leicht gewelltem Haar und mit hellen, wachen Augen stellte sein
Sherryglas auf den Tisch zurück, betupfte sich die Lippen, stand auf und gab
Hundegger die Hand.
    »John Montag«, stellte er sich vor.
    Lüder kannte den Mann aus zahlreichen
Medienauftritten. Hamburgs Wirtschaftssenator galt als einer der
Hoffnungsträger der deutschen Politik. Montag zeigte auf einen fülligen Mann
mit dem deutlichen Ansatz eines Doppelkinns und ausgeprägten Geheimratsecken.
»Das ist Johann Jacob Mönckeberg, Vorstandssprecher der Reederei dort drüben.«
Dabei streckte er seine Finger zum Fenster hinaus Richtung Binnenalster.
    »Den Herrn kenne ich.«
    Dr. Gisbert Hundegger war ebenfalls aufgestanden,
unterließ es aber, seinen Vater per Handschlag zu begrüßen.
    »Professor Michaelis ist Präsident unserer Hochschule
und ein ausgesprochener Chinakenner. Der Senat und ich legen Wert auf sein
Urteil«, stellte der Senator einen weiteren Mann in einem dunkelgrauen Anzug
vor.
    »Und Dr. Buurhove repräsentiert unsere
Gesprächspartner aus China.«
    Lüder und der Düsseldorfer Unternehmensberater
tauschten giftige Blicke aus. Mit einer gewissen Genugtuung hatte Lüder das
erschreckte Aufblitzen in Buurhoves Augen gesehen, als er den Raum betrat.
Jetzt zeigte die Miene des Düsseldorfers pure Verachtung für Lüder.
    Senator Montag wandte sich an die beiden
Polizeibeamten.
    »Und Sie sind?«
    »Kriminalrat Lüders vom Landeskriminalamt Kiel.«
    »Dr. Lüders«, rief Große Jäger dazwischen, wurde aber
von den Anwesenden durch Nichtbeachtung abgestraft.
    »Das ist mein Kollege Große Jäger.«
    Mit Ausnahme des Professors nahm niemand Notiz vom
Oberkommissar.
    »Wir ermitteln in den Mordfällen Gruenzweig und
Laipple.«
    Der Senator zog die Stirn kraus. »Ich verstehe nicht
recht«, sagte er.
    Ich auch nicht, dachte Lüder einen Moment für sich.
Wir wollten mit Vater und Sohn Hundegger sprechen und sehen uns unvermittelt
einer solchen hochkarätigen Runde gegenüber. Er stand vor dem Problem,
improvisieren zu müssen.
    »Wir haben den dringenden Verdacht, dass das von Ihnen
heute behandelte Thema in engem Zusammenhang mit den beiden Morden steht.«
    »Das ist ein schlechter Scherz.« Lüder war nicht
überrascht, dass sich Dr. Dr. Buurhove empört gab.
    »Mord ist nie ein Scherz«, entgegnete er. »Sie
behandeln heute das ›Chinesenthema‹. Wir wissen, dass Dr. Gisbert Hundegger
entgegen dem erklärten Willen seines Vaters Hundegger-Industries verkaufen
möchte. Das Zweigwerk in Neumünster spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Mit dem Deal würden die Chinesen aber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Das Dortmunder Stahlwerk wird geschlossen und damit ein Teil der Überkapazität
auf dem Weltmarkt abgebaut. Das geht zulasten deutscher Arbeitnehmer und der
einheimischen Volkswirtschaft.« Lüder sah den Senator an. »Das ist ein Thema,
das besonders Sie interessieren dürfte.«
    »Wollen Sie dem Herrn Senator Vorschriften erteilen?«,
fragte Dr. Dr. Buurhove in scharfem Ton.
    Lüder ließ sich durch die aggressive Frage des
Unternehmensberaters nicht irritieren.
    »Als Politiker sind Sie dem Wohle der Bürger
verpflichtet. Es würde sicher einen gewaltigen Aufschrei geben, wenn publik
würde, dass der Wirtschaftsminister eines Bundeslandes vom Ausverkauf deutscher
Unternehmen weiß und nicht gegensteuert.«
    Lüder sah John Montag an, dass ihm ebenso wenig wie
den anderen Anwesenden die versteckte Drohung entgangen war.
    »Aber Herr Lüders«, sagte der Senator in
beschwichtigendem Ton. »Wollen Sie nicht erst einmal Platz nehmen?«
    Lüder setzte sich und sah aus den Augenwinkeln, wie
Große Jäger mit einem breiten Grinsen den Stuhl neben ihm zurückzog, ein Bein
übers andere schlug und jeden Einzelnen musterte.
    »Politik ist die Kunst des Machbaren«, dozierte der
Senator. »Es ist mehr als schwarz und weiß. Sie zeigen sich erstaunlich gut
informiert. Mich würden brennend Ihre Quellen interessieren. Kommen wir auf
unser ›Problem‹, wie Sie es nennen, zu sprechen. Hamburg hat eine
prosperierende Wirtschaft und gehört zu den Topplätzen innerhalb der
Europäischen Union. Dank vorausschauender früherer Senate ist der Hamburger
Hafen einer der effizientesten der Welt und von außerordentlicher Bedeutung für
die gesamte deutsche Wirtschaft als Exportnation. Gegenüber unseren nicht
minder erfolgreichen Mitbewerbern Amsterdam und Antwerpen haben wir in Hamburg
aber einen

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