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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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den Hörer.
    »Gut«, sagte er, »das kennen wir. In ein paar Minuten
sind wir da.« Große Jäger schob sein Mobiltelefon zusammen und wandte sich an
Lüder. »Der Typ sitzt in der Sansibar. Das ist ein Stück weiter Richtung
Süden.«
    Lüder nickte und startete den Motor.
    Er folgte der rumpeligen Straße Richtung Hörnum. Schon
von Weitem war der überdimensionale Mobilfunkmast zu sehen, der den Parkplatz
der Sansibar markierte. Und für Ortsfremde wies ein großes beleuchtbares
Reklameschild auf den Ort hin. Im Unterschied zu vielen anderen Parkplätzen war
dieser geteert.
    Ein versenkbarer Poller versperrte Unbefugten die
Zufahrt durch den Sandweg, der über die Dünen zur legendären Strandbar führte.
    »Welcher Prominente mag hier schon entlanggetorkelt
sein?«, sagte Große Jäger laut.
    »Ich vermute, keiner«, erwiderte Lüder. »Die werden
von einem Taxi abgeholt, das selbstverständlich freie Fahrt bis an die Theke
hat.«
    Trotz der einsamen Lage abseits der kleinen Orte war
der Weg mit Laternen gesäumt.
    Unscheinbar in die Dünen gehockt lag das einer
Blockhütte ähnelnde Haus mit der grünen Dachpappe, während den Anbau ein
grasbewachsenes Dach zierte. Der Kinderspielplatz und die roh gezimmerten
Holztische und -bänke jenseits des zum Strand führenden Sandweges waren um
diese Jahreszeit verwaist.
    An einem Nachmittag um diese Jahreszeit war von der
sonst herrschenden Fülle nichts zu spüren. Hollergschwandtner saß an einem
Tisch in der Ecke, an der eine größere Runde lautstark parlierte. Neugierig
musterten die Sitzenden die Polizisten. Irgendjemand sagte etwas, was im
dröhnenden Lachen der anderen unterging, und wie auf Kommando sahen alle Große
Jäger an. Der Oberkommissar steuerte direkt auf den Mann zu, der ihm am Morgen
begegnet war.
    »Die Polizei ist da. Wollen wir die Vernehmung hier
durchführen, oder suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen?«, wandte er sich an
Hollergschwandter.
    »Polizei?«, fragte ein Mann, der zu offenkundig leger
gekleidet war und einen verlebten Eindruck machte. »Was hast du auf dem
Kerbholz, Holli?«
    »Hat’s dich Halunken endlich erwischt?«, kam es
meckernd über die Lippen eines anderen, während sich eine zur Rundlichkeit
neigende junge Frau mit einem üppigen Busen bei Hollergschwandter einhakte und
mit sorgenvoller Miene fragte: »Ist was, Hansi?«
    Der sah ein wenig irritiert aus, erhob sich von seinem
Platz, winkte in die Runde und versuchte zu erklären: »Man möchte von mir etwas
wissen. Als Zeuge «, bekräftigte er noch einmal.
    »Dann musst du aber ein wichtiger Zeuge sein, dass
dich die Polizei bis hierher verfolgt«, stichelte der Verlebte, und dessen
Nachbar glaubte besonders spaßig zu sein, als er ergänzte: »Soll ich so lange
deinen Stoff aufbewahren, Holli?«
    Sie suchten sich einen freien Tisch außer Hörweite der
fröhlichen Runde.
    »Das war nicht notwendig, dass Sie mich in Gegenwart
meiner Freunde brüskiert haben«, beschwerte sich Hollergschwandter.
    Es war Große Jäger anzumerken, dass er über den
Empfang verärgert war. »Sollte ich Sie als alter Freund mit ›Hallo, Hansi,
altes Haus‹ begrüßen?«, fragte er.
    »Was wollen Sie von mir? Sie halten mich heute Morgen
völlig unmotiviert an und behelligen mich jetzt erneut.«
    »Sie haben von dem Mord in der Kampener Kurhausstraße
gehört«, mischte sich Lüder ein. »In solchen Fällen müssen wir allen Spuren
nachgehen und Zeugen suchen. Auch wenn Sie es vielleicht nicht erkennen,
könnten uns selbst kleinste Beobachtungen Ihrerseits wertvolle Hinweise geben.«
    »Ich bin dort zufällig vorbeigefahren.«
    »Was wollten Sie dort?« Lüder überließ Große Jäger die
weiteren Fragen.
    »Nur so.«
    »Was machen Sie beruflich, wenn Sie zur frühen Stunde
›nur so‹ in Kampen spazieren fahren?«
    »Ich bin Diplomingenieur.«
    »Für Lebenskunst?«
    »Muss ich mir das bieten lassen?« Hollergschwandtner
hatte sich an Lüder gewandt. Der zuckte nur die Schultern.
    »Elektrotechnik«, presste der Mann daraufhin zwischen
den Zähnen hervor.
    »Sie arbeiten auf Sylt? Oder machen Sie hier Urlaub?«
    »Nein.«
    »Was heißt: ›nein‹? Geht das konkreter?«
    »Ich bin derzeit ohne Beschäftigung.«
    »Also arbeitslos.«
    Hollergschwandtner sprach jetzt lauter und mit
erregter Stimme. »Was geht Sie das an? Gehört das zur Zeugenvernehmung?«
    »Wir müssen uns ein Bild machen. Dazu gehört auch,
unangenehme Fragen zu stellen.«
    Hollergschwandtner malte mit dem

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